Nördlich des Weltuntergangs
Transportkiste, hatte Eemeli dem Gebrauchtwarenlager der Kommune für die Aufbewahrung von Kleingegenständen geschenkt.
Der Zinksarg war teuer gewesen, er hatte fast siebentausend Mark gekostet, dafür war er aber auch anständig gearbeitet. Die Nähte waren sauber geschweißt und absolut dicht. Nachdem Assers Leiche in den Sarg gebettet worden war, war der Deckel fest zugeschweißt worden. Über dem Gesicht befand sich im Deckel ein kleines quadratisches Fenster, durch das Asser hindurchblickte. Die Glasscheibe war mit Silikonkleber und Nieten in dem Blechgehäuse befestigt. Man durfte annehmen, dass zumindest während der ersten Jahrzehnte keine Zugluft hindurchdringen würde. Selbst wenn der Tote lange in seinem provisorischen Grab auf Sotkamos Friedhof liegen musste, bekämen die Leichenmaden so keine Gelegenheit, sich an der sündigen sterblichen Hülle des alten Kirchenbrandstifters gütlich zu tun, das Gehäuse aus Zinkblech würde sie fern halten. Und auch die Leichenflüssigkeiten der Nachbargräber konnten nicht eindringen.
Den Wallach interessierte die gefundene Lösung nicht. Ihm war es zuwider, den schweren Schlitten durch Sotkamos Straßen zu ziehen, denn die Kufen schleiften stellenweise über den blanken Asphalt. Auf den Kieswegen musste er seine ganze Pferdestärke aufbieten, um die Last fortzubewegen. Er hätte am liebsten eine Ruhepause eingelegt, aber Eemeli Toropainen, der in seinem dunklen Wolfspelz neben dem Schlitten einherschritt, ließ die Zügel nicht locker und zwang ihn, die schwere Fuhre weiterzuziehen.
Am Straßenrand hatten sich einige neugierige Zuschauer versammelt, um den Trauerzug zu beobachten, der von dem dampfenden stämmigen Wallach angeführt wurde, den Schluss bildete ein halbes Dutzend blank polierter PKWs. Die Leute raunten sich zu, dass Asser Toropainen, der alte Kirchenbrandstifter, nun endlich das Zeitliche gesegnet hatte.
»Eine neue Ära bricht an…, das alte Jahrhundert wird in den Schoß der Erde gebettet«, konstatierte ein einheimischer Schriftsteller, als er, hinter der Gardine verborgen, von seinem Arbeitszimmer aus das Geschehen verfolgte.
Der Leichnam wurde direkt zum Grab gebracht. Dort segnete ihn ein blasser Hilfspastor, dem Eemeli Toropainen kurze und knappe Anweisungen gegeben hatte:
»Ich erwarte keine lange Rede und erst recht keinen Gesang, denn dies ist nur ein provisorisches Begräbnis. Wir werden später gründlicher trauern, wenn Asser auf seinem eigenen Friedhof beigesetzt wird.«
Am Testament hatte niemand etwas auszusetzen, denn es waren keine unmittelbaren Nachkommen da, die in Streit geraten konnten. Die bescheidenen Schwestern und die brave Nichte begnügten sich dankbar mit dem Geld, das sie erhielten. Die Asser-Toropainen-Kirchenstiftung trat ohne viel Aufhebens in Kraft.
Zwei Wochen später lief Eemeli Toropainen auf Skiern durch das Moor Pöllösensuo südlich von Sotkamo. Über seiner Schulter hing eine Tasche voller Flurkarten. Er hatte sich einen Überblick über den Nachlass verschafft und festgestellt, dass sich der Landbesitz des Großvaters bis in die Provinzen Oulu, Pohjois-Karjala und Kuopio ausdehnte. Der größte Teil befand sich in der Provinz Oulu, und zwar auf dem Gebiet der Gemeinde Sotkamo in Kainuu, insgesamt etwa fünfhundert Hektar. Ferner hatte der Alte ein paar hundert Hektar Waldfläche in der Nähe von Valtimo in Pohjois-Karjala gekauft, außerdem einen kleinen Flecken Land in Sonkajärvi in der Provinz Kuopio. Hinsichtlich der Hektarzahl hätte man den Landbesitz bedeutend nennen können, doch waren große Gebiete davon kahl geschlagen, und es lag auch viel Brachland dazwischen.
All diese Ländereien hatte Eemeli im letzten Schnee des Winters bereits auf Skiern abgelaufen. Er hatte den Zustand des Waldes geprüft, hatte das Gelände unter dem Aspekt des Kirchenbaus begutachtet und nach einem entsprechenden Standort Ausschau gehalten.
Zuvor hatte er sich an zwei Bischöfe gewandt, nämlich die von Oulu und Kuopio, und sich beiläufig erkundigt, ob irgendwo eine neue Kirche gebraucht wurde. Er hatte erfahren, dass in beiden Bistümern kein Mangel an Gotteshäusern herrschte. Man hatte mit den vorhandenen Gebäuden genug zu tun, sie standen teilweise sogar leer, denn die Gemeinden waren arm und konnten die hohen Instandhaltungskosten nicht aufbringen. Beide Bistümer erklärten sich jedoch bereit, bares Geld entgegenzunehmen, falls die neu gegründete Stiftung Anlageprobleme hätte. Pfarrhäuser mussten
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