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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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gar nicht.«
    »Ist schon in Ordnung. Ich werde morgen früh zu Hause sein. Fahren Sie einfach zum Haupteingang. Ich gebe denen Ihren Namen.«
    »Müssen Sie morgen nicht arbeiten?«
    »Ich habe doch schon gesagt, daß er alle verrückt macht. Ein freier Tag kommt mir da sehr zupaß.«
    »Ist neun Uhr in Ordnung?«
    »Sagen wir lieber zehn. Ich mach mich jetzt vom Acker. Es könnte eine lange Nacht werden.«
    Ich bedankte mich und legte auf. Nicht gerade die Reihenfolge, in der ich die Gespräche gern geführt hätte, dachte ich. Lieber hätte ich zuerst mit Swanson gesprochen, mich sozusagen von oben nach unten vorgearbeitet. Aber morgen war auch noch genügend Zeit, um es noch mal bei ihm zu versuchen.
    Ich hielt mit dem Wagen vor meiner Hütte, blieb eine Weile im Dunkel sitzen und lauschte auf die Geräusche des sich abkühlenden Motors. Das Licht des Dreiviertelmondes fiel durch eine Lücke in den Wolken und hob die Umrisse der Hütte vor dem Wald dahinter ab – dieser Hütte, die vor dreißig Jahren aus Kiefernstämmen von einem ehemaligen Autoarbeiter und seinem Baseball spielenden Sohn errichtet worden war. An diesem Abend wirkte sie so einsam und vergessen wie der abgestellte Eisenbahnwaggon drüben in Brimley.
    Drinnen brannte Licht. Das war nicht in Ordnung. Ich konnte mich nicht erinnern, es angelassen zu haben.
    Ich stieg aus dem Laster und ging zur Eingangstür. Sie war nicht verschlossen. Ich stieß sie auf. Der süße Geruch von Tabakrauch hing in der Luft.
    Ich ging nach drinnen. Ich lauschte, ob etwas zu hören war, irgend etwas, das Geräusch eines auf den Boden gesetzten Fußes, ein plötzliches Wort, vielleicht nur ein Atemzug. Nichts dergleichen. Niemand war im Raum. Wenigstens jetzt nicht …
    Da, mitten im Raum, auf meinem Tisch … Der ganze Tisch war voller Papiere. Ich trat einen Schritt näher heran. Da lagen alle meine Kontoauszüge, die Überweisungsquittungen meiner Berufsunfähigkeitsrente, meine Lebensversicherung, sogar der Grundbuchauszug für mein Grundstück. Alles lag da, meine gesamten finanziellen Unterlagen, mein ganzes Leben, ausgebreitet auf dem Tisch. Neben den Papieren stand eine Untertasse aus meiner Küche, darauf fünf kalte Zigarrenstummel. Es waren diese unangenehm süßlichen kleinen Zigarillos, die mein Vater auf die Jagd mitnahm, um die Insekten zu verscheuchen. Da hatte doch jemand auf diesem Stuhl hier gesessen, hatte meine Papiere durchgesehen, Zigarren geraucht und die Untertasse als Aschenbecher benutzt.
    Und dieses Mal wollte er, daß ich es erführe.

Kapitel 13
    Am nächsten Morgen stand ich früh genug auf, um einen Blick auf Swansons Büro zu werfen, bevor ich runter nach Bay Harbor fuhr. Ich hatte noch am Abend alle Papiere wieder eingeräumt und die Zigarrenstummel weggeworfen. Aber obwohl das Fenster die ganze Nacht offen gestanden hatte, hing immer noch ein Rest Rauch in der Luft. Das war kein schöner Beginn für den Tag.
    Swansons Büro lag im Geschäftsbezirk vom Soo, nicht weit von Leons Büro. Es war ein alter Klinkerbau an der Augusta Street. Irgendwer hatte es sich ein paar Dollar kosten lassen, daß die Fassade so wirkte wie ein Überbleibsel der zwanziger Jahre, bis hin zu den aufwendigen Gaslampen links und rechts der Eingangstür. Entweder liefen die Geschäfte sehr gut, oder Swanson wußte, wie man diesen Eindruck vortäuscht.
    Es war kurz vor acht, deshalb rechnete ich nicht wirklich damit, Swanson anzutreffen, es sei denn, er war ein begeisterter Frühaufsteher. Ich sah in der Hoffnung durch die Tür, vielleicht seine Sekretärin zu sehen und deren Tag zu retten, indem ich der erste war, den sie an diesem Morgen sprechen mußte. Aber Pech gehabt.
    Ich fuhr nach Süden und richtete mich auf die Zweistundenfahrt nach Bay Harbor ein. Die I-75 führte mich runter zur Makkinac-Brücke, und als ich die überquert hatte und auf der Unteren Halbinsel war, fuhr ich auf der M-31 nach Südwesten, direkt am Ufer des Michigansees entlang. Als ich Petoskey erreichte, sah ich Vargas’ Laden mitten in der Stadt. »Vargas – Ihr Zentrum für individuelle Einrichtung« lautete das Logo. In einem Schaufenster konnte ich einen großen Whirlpool-Bottich sehen und in dem anderen Küchenschränke aus dunklem Kirschholz. Alles andere waren grüne Pflanzen, goldene Dekorationen und jede Menge Spiegel. Ich hätte anhalten und Hallo sagen können, vielleicht auch fragen, wer letzte Nacht in meiner Hütte gewesen sei, aber ich hatte diese Verabredung um zehn

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