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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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den Arsch kriegen, daß Sie nach Ohio zurückfliegen. Ich will einen aus New York City.‹ Ich mußte ihm meine Telefonnummer geben, mit der Vorwahl von Manhattan, so daß er zurückrufen und sich vergewissern konnte. Er hat mich hier eingeflogen, hat mir den Laden gezeigt und mir gesagt, was er damit vorhätte und daß ich sein Chefdesigner würde und daß wir das Geld nur so scheffeln würden. Nun …«
    Er sah hinaus aufs Wasser.
    »Alle meine Freunde dachten, ich sei verrückt geworden. Michigan! Sie haben gedacht, der ganze Mittelwesten besteht nur aus Farmern und bigotten Frömmlern und Schwulenhassern und was sonst noch. Aber ich habe gesagt, hey, ich bin es leid, in einem Wandschrank zu hausen. Ich meine in einem Apartment von der Größe eines Wandschranks. Ich gehe für ein Jahr hin und gucke, was passiert. Und zwölf Jahre später sitze ich hier.«
    Ich schaute in dieselbe Richtung. Man konnte ihm kaum widersprechen.
    »Als er mich einlud, mit ihm zu einer Pokerrunde zu gehen, wußte ich nicht, was ich davon halten sollte. Wissen Sie, was er gesagt hat. ›Spielt ihr Jungs eigentlich auch Poker?‹ Als gäbe es einen schwulen Verhaltenscode, was man tut und was man nicht tut. Wie dem auch sei, ich habe schließlich mitgespielt. Ich pokere gern, wissen Sie, warum auch nicht? Auf die Dauer ist es hier sehr einsam. Was sollte ich sonst machen? Jeden Abend zu Hause sitzen und wie ein Einsiedler leben?«
    »Das würde Ihnen kaum liegen.«
    »Es gab da noch einen anderen Grund. Sehen Sie, Win hat noch andere Designer angestellt. Sie arbeiten mir zu, aber wenn ich nicht spielen wollte und einer von denen sprang ein … zum Teufel, die würden für meinen Job einen Mord begehen. Ab und zu einen Feierabend mit dem Inhaber der Firma, sein Kumpel werden, Sie wissen, wie das ist.«
    »Sie haben Ihr Territorium gesichert.«
    »Etwas in der Art. Unter Innenarchitekten ist die Konkurrenz mörderisch.«
    »Ich habe davon gehört. Schlimmer als bei der Mafia.«
    Er sah mich an und überlegte wohl, wie beleidigt er sein müsse. Dann lachte er.
    »Entschuldigung«, sagte ich.
    »Macht doch nichts.« Sein Lächeln verschwand. »Ich habe ihm das Geld nicht gestohlen, Alex. Und wissen Sie, wieso nicht?«
    »Wieso?«
    »Ich habe ihm bereits meine Seele verkauft«, sagte er. Urplötzlich hatte sich seine Stimme verändert. »Ich habe alles Geld verdient, was ich je brauchen kann. Warum sollte ich mir noch mehr klauen?«
    »Alles klar, Kenny. Ich denke, ich habe das verstanden.«
    »Bitte nennen Sie mich Kendrick. So heiße ich nämlich. Ich wünschte, Win täte das auch.«
    »Kendrick«, sagte ich. »Okay. Gefällt mir jedenfalls besser. Ich denke, wir haben uns an diesem Abend gegenseitig falsch eingeschätzt.«
    »Na ja, ich war nicht sonderlich herzlich. Wins Freunde sind meist von der Sorte der ›ganzen Kerle‹. Als wäre man wieder auf der High School.«
    »Glauben Sie mir, ich bin kein Freund von ihm.«
    Als ich ein paar Minuten später wegfuhr, wußte ich, daß er mit dem Raubüberfall nichts zu tun hatte. Jedenfalls sagte mir das mein Bauch.
    Dem Mann im Torhaus winkte ich zu, als ich hinausfuhr. Er hatte den Schlagbaum so schnell oben, daß ich nicht einmal abzubremsen brauchte. Als ich auf freier Straße war, griff ich zum Handy. Als ich Kennys Haus verließ, okay, machen wir Kendrick draus, mochte ich den Mann wirklich, wobei er mir zugleich ein wenig leid tat, wenn reich werden bedeutete, daß man mit Vargas auskommen mußte. Jetzt war es schon elf Uhr, und ich hatte noch niemandem den Morgen vergällt. Also rief ich Swansons Sekretärin an.
    »Guten Morgen, Madam«, sagte ich, als sie abhob. »Ich wollte nachfragen, ob Mr.   Swanson heute im Hause ist.«
    »Das ist er mit Sicherheit nicht«, sagte sie. Ich brauchte mich gar nicht erst zu fragen, ob sie meine Stimme erkannt hatte. »Er wird den ganzen Tag nicht im Büro sein.«
    »Ist er bei Gericht? Das ist doch gleich neben dem City-County-Bau? Vielleicht kann ich ihn da abpassen.«
    »Er ist auch nicht bei Gericht.«
    »Madam, wieso bekomme ich bloß den Eindruck, daß er nicht mit mir sprechen will? Ich will ihm doch lediglich ein paar Fragen stellen.«
    »Ich werde ihm sagen, daß Sie angerufen haben. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen …«
    »Das ist schon in Ordnung. Ich erwische ihn dann später.«
    »Wie ich bereits gesagt habe, ist er heute überhaupt nicht im Büro.«
    »Doch, das habe ich schon verstanden. Keine Sorge, ich erreiche ihn noch.

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