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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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nicht sehen.
    »Wo bist du, Jackie? Wo zum Teufel bist du?«
    Da!
    Ich tauchte mit Kopfsprung in den See und spürte den eisigen Schock des Wassers. Ich schwamm zu der Stelle, wo ich ihn gesehen hatte, gegen die Wellen und die brutale Kälte ankämpfend. Als ich ihn endlich erreichte, kämpfte er verzweifelt darum, seinen Kopf über Wasser zu halten. Die Hände auf den Rücken gebunden und mit Isolierband über dem Mund hatte er keine Chance.
    »Ich hab dich, Jackie! Ich hab dich!«
    Ich packte ihn, warf seinen Kopf nach hinten und versuchte ihn nach bester Rettungsschwimmerart abzuschleppen. Mein Körper war schon gefühllos. Selbst Mitte Juli ist der See so verdammt kalt. Ein paar Minuten hast du, dann bist du hinüber.
    Vargas’ Boot erreichte uns als erstes. Ham kam die Leiter an der Seite hinuntergestiegen; ein Bein schon im Wasser, grabschte er sich Jackie. Er hob ihn wie eine Puppe aus Lumpen hoch und hievte ihn über die Reling. Dann wiederholte er das Ganze mit mir, legte einen seiner langen Arme um mich und zog mich aus dem Wasser.
    Ich landete auf dem Deck und richtete mich mühsam auf, indem ich mich auf Hände und Knie stützte. Ich versuchte zu atmen. Als ich aufsah, hatten Jonathan und Gill schon das Isolierband von Jackies Mund entfernt. Sie waren damit beschäftigt, seine Hände loszubinden.
    Vargas lag hinter ihnen auf dem Deck.
    Oh Gott nein. Plötzlich sah ich es wieder. Blondies Bruder trifft ihn aus nächster Nähe, der Schuß haut ihn um.
    Vargas hob den Kopf. Er sah mich an und lehnte den Kopf gleich wieder zurück.
    »Vargas!« Ich kroch zu ihm.
    »Fassen Sie mich nicht an, McKnight. Lassen Sie mich wieder zu Atem kommen.«
    »Was ist passiert? Ich sah, wie Sie hingeschlagen sind.«
    »Er hat mich mitten auf der Brust getroffen«, sagte er. »Der Hundesohn.«
    »Was? Wieso sind Sie …«
    »Meinen Sie denn, ich fahre mit euch Clowns raus ohne meine Weste? Halten Sie mich denn für wahnsinnig?«
    Ich blickte an seinem Körper hinunter. Die dicke schwarze Weste war unübersehbar, aber mir war sie nicht einmal aufgefallen. »Sie hatten eine Weste aus Kevlar-Fasern an?«
    »Meinen Sie, Kevlar hätte die Kugel aufgehalten? Aus einem Sturmgewehr? Die ist aus Keramik.« Er zuckte zusammen, als er die Hand hob und leicht darauf tippte. »Ich hatte sie in der Kabine. Aber nur eine. Tut mir leid, wenn ich da egoistisch gewesen bin.«
    »Was haben Sie mit dem Funk gemacht? Sie haben ihre Namen genannt.«
    »Marcus und Derrick. Die Forsythe-Brüder. Ich habe über Funk Isabella angerufen und ihre wirklichen Namen erfahren.«
    »Sie haben ihn wirklich gesprochen?«
    »Die Dinge sahen nicht gut aus. Ich dachte, ich habe keine andere Wahl.« Er schob sich in eine sitzende Position. »O Gott, tut das weh! Morgen werde ich da einen höllischen Bluterguß haben.«
    »Alex.«
    Ich wandte mich um und sah Jackies Gesicht. Er sah aus wie eine ertrunkene Ratte. Ein wunderschöner Anblick.
    »Bist du okay?« fragte ich.
    »Ich brauche einen Drink.«
    »Du bibberst ja. Wir müssen dich gewärmt kriegen.«
    »Ich sehe meinen Vater nirgends«, sagte Ham. »Ach du Scheiße, wo ist der denn?«
    »O Gott«, sagte ich, »der ist noch auf dem Boot.« Ich stellte mich auf meine wackligen Beine und sah über die Reling. Das Boot war etwa fünfzehn Meter entfernt, aber ich konnte Bennett nirgends sehen. »Fahren wir hin.«
    »Mach ich sofort«, sagte Vargas und ließ sich vorsichtig auf dem Kapitänssitz nieder. Er wendete das Boot.
    Bennett lag noch auf dem Deck, seine Stirn blutete. Das Blut war ihm in die Augen und über die Nase gelaufen. Ham sprang über die Reling und landete mit sattem Aufprall auf dem Deck des anderen Bootes. Leons Bildschirm fiel vom Stuhl.
    »Paß auf, verdammt noch mal!« sagte Bennett. »Du bringst dich ja noch um!«
    »Du blutest«, sagte Ham. »Bist du getroffen?«
    »Und ob ich getroffen bin. Von mindestens fünfzig explodierenden Glassplittern!«
    »Wir müssen die Blutung zum Stillstand bringen.«
    »Das macht nichts«, sage Bennett. »Wo ist Jackie? Alles in Ordnung?«
    »Ihm geht es gut«, sagte Ham. »Allen geht es gut.«
    Bennett schloß die Augen. »Wie um Himmels willen haben wir das bloß durchziehen können?«
    »Weiter im Text«, sagte Vargas. »Wir müssen das Boot einholen.«
    »Warum?« fragte ich.
    »Muß ich das wirklich sagen? Wenn er davonkommt, dann wissen Sie genau, daß er zurückkommt, um uns alle zu machen.«
    »Ich glaube, ich habe seinen Bruder umgelegt«, sagte ich.

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