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Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Nördlich von Nirgendwo – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Bennett.
    »Meine Videokamera in der Armbanduhr«, erklärte er. »Alex zieht sie an und hält sie auf die Typen gerichtet. Dann sehen die sich selbst auf dem Schirm.«
    »Das kapier ich nicht. Was soll das bewirken?«
    »Warten Sie nur ab, wenn Alex ihnen erzählt, daß Mr.   Isabella sie mit einer Kamera live überwacht. Das sollte ihnen Gottes heiligen Schrecken einjagen.«
    Bennett sah mir zu, wie ich die Uhr anlegte. »Da ist ’ne echte Kamera drin?«
    »Schon gut«, sagte ich. »Legen wir ab.«
    Leon ging zurück zu dem anderen Boot, und dann fuhren wir alle den Fluß hinunter auf die Bucht zu. Bennett schob den Gashebel auf volle Pulle. Wir machten etwa fünfunddreißig Knoten. Die Sonne begann endlich, den Morgennebel zu verbrennen.
    »Haben wir genug Benzin?« Ich mußte das Röhren des Motors überschreien.
    »Das hoffe ich.«
    Ich dachte daran, nachzufragen, wieso er sich nicht früher darum gekümmert hätte. Aber ich ließ es bleiben.
    »Das ist alles meine Schuld!« schrie er.
    »Das bringt jetzt auch nichts mehr.«
    »Ich habe gedacht, das Geld könnte bei meinem Sohn Gutes bewirken. Als ob Geld jemals für irgendwen etwas Gutes bewirkt hätte!«
    Ich nickte mit dem Kopf.
    »Geld ist böse, Alex! So einfach ist das!«
    »Okay, Bennett!»
    »Ich hasse es!«
    »Fahren Sie lieber das Boot!«
    Er runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. Ich sah hinter uns. Sogar mit der schweren Fracht hatte Vargas’ Boot kein Problem, unser Tempo mitzuhalten.
    Scheiße, die Fracht, dachte ich. Ich hätte ihn das Zeug aus der Kabine schaffen lassen sollen, um die Geschwindigkeit noch zu steigern. Du mußt denken, Alex. Du mußt einen klaren Kopf behalten. Jackie braucht dich.
    Wir brauchten gut zwei Stunden, um Whitefish Point hinter uns zu lassen. Die Sonne kam heraus und brannte auf unsere Rücken, als wir über die Wellen glitten. Ein Frachter glitt an uns vorbei, er fuhr in die Gegenrichtung, auf die Schleusen zu. Das Röhren des Motors, das stete Heben und Senken des Decks, die Gischt in unseren Gesichtern – alles wirkte einlullend, fast hypnotisierend. Ich blickte auf die GPS-Anzeige am Armaturenbrett. Wir näherten uns 47   Grad Nord und 85   Grad West. Die Koordinaten des Treffpunktes waren noch über eine Stunde entfernt.
    Dies hier war der größte See der Welt, über dreißigtausend Quadratmeilen offenen Wassers, größer als einige Staaten zusammengenommen. Es ergab einen schrecklichen Sinn, daß Blondie uns hier draußen treffen wollte. Niemand würde uns sehen. Hier draußen gab es kein Gesetz, keine Konsequenzen, wenn man es brach. Und der See war tief genug, um einen Toten darin zu verbergen. Oder zwei Tote. Oder drei. Du wirfst sie einfach über Bord, und sie verschwinden für immer.
    Als wir den 47. Breitengrad passiert hatten, begann Vargas mehr und mehr zurückzubleiben. Bald war sein Boot nur noch ein Punkt am Horizont.
    »Wir sind fast da«, rief Bennett, der auf die GPS-Anzeige sah.
    Ich nahm das Fernglas und sah nach vorne.
    Da. Ich sah das Boot. Es war zu weit entfernt, um Details erkennen zu können, aber es war da. Zeit, alles vorzubereiten.
    Ich nahm meinen Revolver heraus und legte ihn auf das Brett unterhalb der Reling. So kam ich leichter an ihn dran. Ich sah noch einmal ins Glas. Es war ein großes Boot, ungefähr genau so groß wie das von Vargas. Es sah aus, als nähme es eine Richtung, die von uns weg führte. Ich konnte einen Mann am Heck stehen sehen, und es sah so aus, als hielte er eine bedrohliche Waffe – eine Art Sturmgewehr, ohne Zweifel. Ein richtiges.
    Ich knüpfte den Anker von seiner Leine los und band ihn an den Griff der Geldtasche.
    »Was machen Sie da?« schrie Bennett.
    »Sie werden auf uns schießen, sobald wir in Reichweite sind!« sagte ich. »Es sei denn, ich gebe ihnen einen guten Grund, es nicht zu tun.«
    Wir kamen näher. Bennett drosselte den Motor auf halbe Geschwindigkeit. Der Mann am Heck beobachtete uns durch sein Fernglas. Es war Blondies Bruder. Blondie konnte ich noch nicht sehen. Oder Jackie.
    »Unser Auftritt!« sagte ich. Ich rückte Leons Videouhr am linken Handgelenk zurecht und stellte sie dann an. Ein Bild erschien auf dem Monitor – erst der Himmel, dann die Bootswand. Ich griff nach der Geldtasche und dem Anker.
    Meine Hände zitterten.

Kapitel 22
    Ich hielt die Tasche über die Reling, mit dem Anker nach vorne. Sie sollten ihn sehen. Sie sollten sich über eines von vornherein im klaren sein: Wenn sie mich erschössen, würde das

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