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Nora Roberts

Nora Roberts

Titel: Nora Roberts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eine Frage der Liebe
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Lächeln und
wünschte sich insgeheim, er möge sie noch einmal so ansehen wie eben, statt in
dumpfem Schweigen vor sich hin zu starren. Er hatte ein Gesicht, auf das jede
Frau mit Interesse reagierte – markant geschnitten, gutes Kinn und dunklen
Teint, den er von den italienischen Vorfahren mütterlicherseits geerbt hatte.
In Ruhe hatte sein Mund hart gewirkt, aber jetzt, in der Bewegung, zeigte er gewisse
Ansätze von Leidenschaftlichkeit. Schwarze Haare und graue Augen empfand sie
bei einem Mann schon immer als eine unwiderstehliche Kombination, besonders
wenn das Haar wie in diesem Fall dicht und ein bisschen zerzaust und die Augen
rauchgrau und geheimnisvoll waren. Wirklich ein interessanter Typ, entschied
sie und beobachtete aus dem Augenwinkel, wie Slade seinen langen, schlaksigen
Körper aus dem Besuchersessel hievte.
    Als Slade
ihr zu der schweren Eichentür folgte, bemerkte er, dass sie keinen Ehering trug
und überlegte, ob er sie nach dem Gespräch mit Dodson um ihre Telefonnummer
bitten sollte. Doch der Gedanke rückte sofort in den Hintergrund, als sie ihn
in das Büro des Commissioners geleitet hatte.
    An der
rechten Wand hing eine Perillo-Lithografie – ein Cowboy auf einem buntbemalten
Pony. Die linke Wand war gerahmten Fotografien, Ernennungsurkunden und Diplomen
vorbehalten. Wenn Slade die Kombination etwas merkwürdig fand, ließ er es sich
jedenfalls nicht anmerken. Der repräsentative Schreibtisch, der vor dem
Fenster stand, war aus dunklem Eichenholz. Darauf lagen ordentlich gestapelte
Akten, in der Mitte
stand ein vergoldetes Schreibset, auf der linken Seite der obligate,
dreiteilige Bilderrahmen. Dahinter saß Dodson, ein dunkelhaariger, gepflegter
kleiner Mann, der Slade schon immer mehr an einen Gemeindepfarrer als an den
Polizeichef von New York City erinnerte. Seine Augen waren von einem
angenehmen hellen Blau, die Wangen von einer frischen, gesunden Röte. Silberne
Strähnen durchzogen sein Haar. Alles in allem war Dodson das Paradebeispiel
onkelhafter Freundlichkeit. Doch die Linien in seinem Gesicht waren nicht
durch Humor entstanden.
    »Sergeant
Sladerman«, sagte Dodson und wies Slade mit einer Handbewegung und einem
Lächeln an, auf dem Stuhl vor seinem
Schreibtisch Platz zu nehmen. Ganz der Vater, dachte er flüchtig, als Slade
sich hinsetzte. »Habe ich Sie warten lassen?«
    »Ein
bisschen.«
    Ganz der
Vater, dachte Dodson abermals und stellte das Lächeln ab. Abgesehen davon, dass
sein wahres Interesse, wie man hörte,
mehr dem Schreiben als der Polizeiarbeit galt. Tom hatte diesen Faible nie
richtig ernst genommen, erinnerte sich Dodson. Mein Sohn ist ein Cop, genau
wie sein alter Herr. Ein verdammt guter Cop. Und darauf baute Dodson im
Augenblick.
    »Wie geht's
der Familie?«, erkundigte er sich beiläufig, ohne seine blauen Augen von ihm
abzuwenden.
    »Gut. Danke
der Nachfrage, Sir.«
    »Gefällt es
Janice auf dem College?« Er bot Slade eine Zigarre an. Als der Detective
dankend ablehnte, zündete er sich eine an.
Slade wartete mit der Antwort, bis sich die erste beißende Rauchwolke
aufgelöst hatte. Woher wusste Dodson, wunderte er sich, dass seine Schwester
das College besuchte? »Ja, es gefällt ihr.«
    »Und was
macht die Schriftstellerei?«
    Er musste
alle Tricks aktivieren, die er in seiner Ausbildung gelernt hatte, um seine
Überraschung zu verbergen. Seine Augen waren so klar und ruhig wie seine
Stimme, als er erwiderte: »Ein mühsames Geschäft.«
    Keine Zeit
für Smalltalk, dachte Dodson, während er die Asche seiner Zigarre abklopfte.
Der Bursche konnte es kaum erwarten, hier rauszukommen. Aber in seiner Position
als Commissioner war er im Vorteil. Er zog noch einmal genüsslich an seiner
Zigarre und beobachtete, wie die Rauchkringel träge an die Decke schwebten.
»Ich habe die Kurzgeschichte von Ihnen im Mirror gelesen«, fuhr Dodson
fort. »Nicht schlecht.«
    »Vielen
Dank.« Was, zum Teufel, wollte er von ihm?, fragte sich Slade ungeduldig.
    »Kein Glück
mit dem Roman?«
    Für den
Bruchteil einer Sekunde und kaum wahrnehmbar verengten sich Slades Augen. »Noch
nicht.«
    Dodson
lehnte sich, an seiner Zigarre kauend, zurück und studierte den Mann ihm
gegenüber. Er war seinem Vater auch äußerlich sehr ähnlich, sinnierte er. Dasselbe
lange, schmale Gesicht, aus dem Intelligenz und Härte sprachen. Er fragte sich
nur, ob der Sohn mit dem gleichen entwaffnenden Scharm lächeln konnte wie sein
Vater. Die Augen jedoch hatte er von seiner Mutter –

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