Nora Roberts
sich noch einen Scotch einzuschenken.
»Slade.«
Jessica legte die Arme um seine Hüften. Warum hatte sie daran nicht gedacht?,
fragte sie sich erstaunt. Warum ist ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen,
dass er sich Vorwürfe machen könnte? »Ich war diejenige, die zur falschen Zeit
am falschen Ort war.«
»Lass das.«
Er nahm ihre Hände und schob sie resolut von sich weg. »Ich kann dir nichts
geben, Jess, begreifst du das denn nicht? Nichts. Uns trennen Welten. Wir
sprechen nicht einmal dieselbe Sprache.«
»Ich weiß
gar nicht, wovon du redest.« Hätte er sie angesehen, hätte er die Trotzfalte
bemerkt, die sich zwischen ihren Brauen formte.
»Schau dich
doch um!« Er machte eine ausholende Geste durch den Salon, während er zu ihr
herumwirbelte. »Wo du lebst und wie du lebst. Das hat nichts mit mir zu tun.«
»Oh.« Sie
schürzte nachdenklich die Lippen. »Ich verstehe, du bist ein Snob.«
»Verdammt,
du verstehst einen feuchten Kehricht!« Er packte sie wütend an den Schultern.
»Ich will dich nicht.«
»Versuch es noch mal«, schlug sie vor.
Slade
machte den Mund auf und ließ Dampf ab, indem er sie schüttelte. »Du hast kein
Recht – du hast verflucht noch mal kein Recht, dauernd in meinem Kopf
herumzuspuken. Ich will das nicht. Verschwinde endlich aus meinem Kopf!«
»Slade«,
begann sie ganz ruhig. »Warum hörst du nicht auf, dich dagegen zu wehren und
gibst einfach nach? Ich werde nirgendwohin verschwinden.«
Wie seine
Hände den Weg in ihr Haar fanden, wusste er nicht. Aber sie versanken darin,
genau wie er in ihr versank. Er wehrte sich noch einmal mit aller Kraft – dann
gab er auf. »Ich liebe dich, verflucht noch mal. Und dafür könnte ich dich
erwürgen.« In seinen Augen tobte ein Gewittersturm. »Du hast dich an mich ran
gemacht«, beschuldigte er sie, während sie ihn ruhig und gefasst anblickte.
»Von Anfang an hast du dich in mein Leben geschlichen, bis ich ohne dich nicht
mehr existieren konnte. Bis in unser Hauptquartier in New York hat mich dein
Geruch verfolgt.«
Getrieben
von Wut und Verlangen zog er sie in seine Arme. »Ich glaubte, verrückt zu
werden, wenn ich dich nicht bald wieder schmecken könnte.«
Seine
Lippen pressten sich – keineswegs zärtlich – auf ihren Mund. Aber Zärtlichkeit
erwartete Jessica in diesem Moment auch nicht von ihm. Dafür bekam sie diese
ungebändigte Leidenschaft zu spüren, nach der sie sich so schrecklich verzehrt
hatte. Ihre Antwort war eine Explosion von Herz, Körper und Sinnen, die seine
Gefühle erwiderte und noch anheizte. Einen langen, siedenden Moment klammerten
sie sich aneinander, ehe sie eng umschlungen auf dem Teppich vor dem Kamin
niedersanken.
»Ich
brauche dich.« Die Worte brachen aus ihm heraus, während zwei Händepaare an
diversen Kleidungsstücken zerrten. »Jetzt.« Er fand ihre nackten Brüste und
stöhnte. »Es ist schon so lange her.«
»Zu lange.«
Worte waren
jetzt nicht mehr nötig. Neben ihnen prasselte das Feuer im Kamin, sirrende
Flammen entzündeten trockenes Holz. Der Wind rüttelte an den Fensterläden. Doch
sie sahen und hörten nichts, hatten nur Augen und Ohren für einander. Lippen
forschten und taten sich dann gütlich; Hände tasteten und nahmen in Besitz.
Sich wieder langsam kennen zu lernen, dazu war keine Zeit. Ausgehungert wie sie
waren, vereinigten sie sich, ohne Zeit auf ein zärtliches Vorspiel zu
verwenden; ihre ungezügelte Begierde räumte auch die letzten Zweifel aus.
Körper an Körper und Lippen an Lippen gepresst, verharrten sie in inniger
Verschmelzung, bis ihr Verlangen befriedigt war.
Jessica
hielt Slade fest an sich gedrückt, als er sich neben sie legen wollte. »Nein,
beweg dich nicht.«
»Ich
erdrücke dich doch.«
»Nur ein
bisschen.«
Slade hob
den Kopf, grinste sie an und verlor sich im selben Moment im bernsteinfarbenen
Schimmer ihrer Augen. Zärtlich zeichnete er den Schwung ihrer Wangenknochen
nach. »Ich liebe dich, Jess.«
»Und, immer
noch wütend deshalb?«
Ehe er das
Gesicht an ihrem Hals vergrub, bemerkte sie sein Grinsen. »Ich hab' mich damit
abgefunden.«
Sie
schnaubte empört und versetzte ihm einen ordentlichen Knuff an die Schulter.
»Abgefunden? Wie schmeichelhaft! Hör mal, ich hatte eigentlich nicht vor, mich
in einen griesgrämigen Ex-Cop zu verlieben, der dauernd versucht, mich
herumzukommandieren.«
Dieser
erdige Moschusgeruch ihrer Haut lenkte ihn kurzzeitig ab. In ihrem Duft
schwelgend, begann er an ihrem Hals zu knabbern. »Wie
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