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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dem üppig aufgeschossenen Schilfrohr des Ufers, wie unter dem Gewirr riesiger Bambusstengel, bargen sich rosen-oder scharlachrothe Flamingos, blendend weiße Ibisse, von denen man zu sagen versucht war, sie seien eben erst von einem alten Denkmale Aegyptens weggeflogen; ferner Pelikane von überraschender Größe; Myriaden von Wasser-und Seeschwalben; sogenannte Krebsfresser mit grünem, pelzähnlichem Gefieder und einem Schopf auf dem Kopfe; Courlans mit purpurrothen Deckfedern und braunem, weißgetüpfeltem Flaum; Glanzvögel; Taucherkönige mit goldigen Reflexen, überhaupt eine ganze Welt von Tauchervögeln, wie Wasserhühner, sogenannte »Widgeons-Enten«, zur Gattung der Pfeifer gehörig; Kriechenten, Regentaucher, ohne die Sturmvögel, die Wasserscheerer zu zählen, so wenig wie die Kreuzschnäbel, Seeraben, Möven, die Spitzschwänze, welche jeder Windstoß bis über den Saint-John hinuntertrieb, und manchmal zeigten sich dazu auch noch Exoceten oder fliegende Fische, eine gute Prise für verschiedene Wasserraubvögel. Ueber die Prairien hinweg flatterten Wasser-und gewöhnliche Schnepfen, Courlis und marmorirte Leimschnepfen, Sultanhühner mit rothem, blauem, grünem gelbem und weißem Gefieder, gleich fliegenden Paletten, ferner Halskrausenhähne und Rebhühner, sowie Tauben mit weißem Kopfe und rothen Füßen. Was eßbare Vierfüßler angeht, so gab es langschwänzige Hafen, etwa Verbindungsglieder zwischen den Kaninchen und den Hafen Europas, und vorzüglich Damwild in ganzen Rudeln; endlich sogenannte Racons oder Waschbären, Schildkröten, Ichneumons; aber freilich lauerten hier auch mehr als genug recht giftige Schlangen. Das waren also die Vertreter des Thierreiches in der herrlichen Niederlassung von Camdleß-Bay – ohne die Neger männlichen und weiblichen Geschlechts zu zählen, welche für den großartigen Betrieb nöthig waren. Denn was macht – um unsere auffallende Nebeneinanderstellung zu rechtfertigen – die ungeheuerliche Gewohnheit der Sclaverei aus diesen armen Menschen anderes als Thiere, welche gleich Saumthieren ge-oder verkauft werden?
    Wie kam es aber, daß James Burbank, ein Parteigänger der Doctrin der Antisclaverei, ein Nordstaatler, der nur den Triumph des Nordens erwartete, die Sclaverei in seiner Pflanzung noch nicht aufgehoben hatte? Würde er zögern das zu thun, sobald die Umstände es gestatteten? Nein, gewiß nicht! Es war das auch nur noch eine Frage von Wochen, vielleicht von Tagen, da die föderalistische Armee schon einige Punkte des benachbarten Staates besetzt hatte und sich zu einem Einfall nach Florida bereitete.
    James Burbank hatte übrigens in Camdleß-Bay schon alle Maßnahmen getroffen, welche das Loos seiner Sclaven erleichtern konnten. Auf der Pflanzung befanden sich gegen siebenhundert Schwarze beiderlei Geschlechts, welche in geräumigen, sorgsam unterhaltenen Baracken wohnten, genügend Nahrung erhielten und nie über ihre Kräfte zu arbeiten hatten. Dem Oberaufseher der Pflanzung, wie allen Unteraussehern, war anbefohlen, dieselben mit Gerechtigkeit und Milde zu behandeln. Alle Anforderungen wurden dabei bestens erfüllt, obwohl körperliche Züchtigungen in Camdleß-Bay grundsätzlich ausgeschlossen blieben. Das bildete einen auffallenden Unterschied mit den meisten übrigen Pflanzungen Floridas und ein System, welches seitens der Nachbarn James Burbank’s nicht ohne Mißgunst angesehen wurde. Es erklärt sich, daß solche Verhältnisse Letzterem hierzulande eine schwierige Stellung bereiten mußten, vor allem gerade jetzt, wo das Loos der Waffen die Frage der Sclaverei entscheiden sollte.
    Das zahlreiche Personal der Pflanzung war in gesunden und bequemen kleinen Häuschen untergebracht. Zu Gruppen von je fünfzig vereinigt, bildeten dieselben zehn Weiler oder Barackenlager, die sich längs fließender Gewässer hinzogen. Hier lebten die Schwarzen mit ihren Frauen und Kindern. Jede Familie war, soweit sich das thun ließ, mit einerlei Arbeit in den Feldern, den Wäldern oder Werkstätten beschäftigt, um deren Mitglieder auch während der Arbeitsstunden so wenig als möglich von einander zu trennen. An der Spitze jener Weiler stand je ein Unteraufseher, eine Art Geschäftsführer, um nicht zu sagen Gemeindevorstand, welcher die Angelegenheiten der ihm direct Untergebenen leitete und selbst wieder der Centralstelle dieses Staates im Kleinen verantwortlich war. Diese Centralstelle bildete das Herrenhaus von Camdleß-Bay, das von einer Umwallung

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