Nord gegen Süd
aufragenden Dächern, und mit der Dicke seiner Wände, welche wiederum einzelne Schießscharten zeigten, glich dieses Gebäude weit mehr einer Festung, als einer Landwohnung oder einem Lusthause.
Wie schon erwähnt, war eine solche Anordnung des Ganzen nöthig gewesen, um die Bewohner desselben zu jener Zeit zu schützen, wo noch die wüthenden Einfälle von Indianern auf dem Gebiete von Florida zur Tagesordnung gehörten. Es war sogar ein unterirdischer Gang vorhanden, der, unter der Palissade und dem umgebenden Wasserarm hinlaufend, Castle-House mit einer kleinen Bucht des Saint-John, der sogenannten Marino-Bucht, in Verbindung setzte. Dieser Gang konnte im Falle der dringendsten Gefahr noch zu einer unbemerkbaren Flucht dienen.
Gewiß waren zu jener Zeit die Seminolen, welche die Halbinsel fast alle verlassen hatten, nicht mehr zu fürchten. Wenn das auch schon von den letztvergangenen zwanzig Jahren galt, so konnte doch Niemand sagen, was die Zukunft in ihrem Schooße barg. Wer konnte wissen, ob diese Gefahr, welche James Burbank gewiß nicht mehr seitens der Indianer drohte, ihm nicht einmal von Seiten der eigenen Landsleute nahe treten könnte? War nicht gerade er, als vereinzelt wohnender Nordstaatler, hier im südlichen Lande allen Wechselfällen des Krieges ausgesetzt, der bisher schon so blutig verlaufen war und zahlreiche Repressalien hervorgerufen hatte?
Jedenfalls hatte die Nothwendigkeit, für die Sicherheit des Castle-House zu sorgen, diesem bezüglich der Bequemlichkeit im Inneren keinen Abbruch gethan. Alles war hier geräumig, die Zimmer luxuriös und vornehm ausgestattet. Die Familie Burbank fand hier, inmitten herrlicher Natur, alle Vortheile vereinigt, welche ein, großes Vermögen bieten kann, wenn es bei Denen, die dasselbe besitzen, mit wirklichem künstlerischen Sinn vereinigt ist.
Hinter dem Schlosse erstreckten sich in dem vorbehaltenen Park prächtige Gärten bis nach der Palissade, deren Planken hier unter Klettersträuchen und den Ranken von Passionsblumen völlig verschwanden. Myriaden von Colibris gaukelten und glänzten in der Luft umher. Haine von Orangen, Bosquets von Oelbäumen, Granaten, Pontederien mit himmelblauen Blüthendolden, Gruppen von Mangnolien, deren an Farbe altem Elfenbein gleichende Kelche die Luft mit würzigem Wohlgeruche erfüllten, Gebüsche von Palmen, die ihre zierlichen Fächer im Winde hin und her bewegten, Guirlanden von blaßvioletten Schlingpflanzen, Büschel von Tupeas mit grünen Rosetten, Yuccas mit ihrem scharfen Säbelgeklirr, rosafarbene Rhododendrons, Gesträuche von Myrthen und Pampelpomeranzen, mit einem Worte, Alles, was die Flora einer an die Tropenkreise grenzenden Zone nur hervorzubringen vermag, war auf diesen Beeten zum Ergötzen des Geruchs-und Gesichtssinnes vereinigt.
An der Grenze der Umwallung und unter dem schützenden Dache von Cypressen und Affenbrotbäumen erhoben sich die Stallungen, Wagenschuppen, Hundeställe, die Baulichkeiten für die Milcherei und befanden sich daran anschließend die Hühnerhöfe. Dank dem dichten Gezweig jener schönen Bäume, das selbst die Sonne dieser Breitenlage nicht zu durchdringen vermochte, hatten die Hausthiere kaum etwas von der Hitze des Sommers zu leiden. Von den Rios der Nachbarschaft abgeleitete Adern fließenden Wassers unterhielten hier stets eine angenehme Kühle.
Man sieht hieraus, daß die speciell für die Bewohner von Camdleß-Bay vorbehaltene Stätte einen wunderschönen Mittelpunkt in der weiten Besitzung James Burbank’s bildete. Weder das Knarren der Baumwollmühlen, noch das Krächzen der Sägen oder die Schläge der Aexte beim Fällen der Bäume, oder sonst ein Geräusch dieses so vielfältigen und ausgedehnten Betriebes, drang bis über die Planken der Umzäunung.
Nur die tausend Vögel der Fauna Floridas konnten fliegend von einem Baume zum anderen gelangen. Doch diese befiederten Sänger, deren Federschmuck mit den leuchtenden Blumen dieser Zone wetteiferte, waren hier nicht weniger willkommen, als die Wohlgerüche, mit welchen der sanfte Wind sich belud, wenn er die Prairien und Wälder der Nachbarschaft überfächelte.
Das war Camdleß-Bay, die Pflanzung James Burbanks und eine der reichsten des östlichen Florida.
Drittes Capitel.
Etwas vom Secessionskriege.
Wir schalten hier einige Worte über den Secessionskrieg ein, mit dem die nachfolgende Erzählung in innigem Zusammenhange steht.
Wir möchten dabei auch von vornherein ausdrücklich darauf hinweisen, daß
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