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Nord gegen Süd

Nord gegen Süd

Titel: Nord gegen Süd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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dieser Krieg, wie es auch der Graf von Paris, der damalige Adjutant des General Mac Clellan in seiner vortrefflichen »Geschichte des Bürgerkrieges in Nordamerika« ausgesprochen hat, keineswegs eine Tariffrage, so wenig wie einen wirklichen Stammesunterschied zwischen dem Norden und dem Süden zur Ursache hatte. Die angelsächsische Race herrschte gleichmäßig im ganzen Gebiete der Vereinigten Staaten. Auch eine Handelsfrage ist bei diesem entsetzlichen brudermörderischen Kampfe niemals im Spiel gewesen. »Die Sclaverei ist es, welche dadurch, daß sie in der einen Hälfte der Republik beibehalten und in der anderen verpönt war, zwei feindliche Gesellschaften geschaffen hatte. Sie hatte die Sitten derjenigen, wo sie herrschte, tief hinein umgewandelt und nur die äußere Form der Regierung intact gelassen. Sie wurde denn, wenn auch nicht zum Vorwand und zur Gelegenheitsursache, so doch zum wirklichen Grund jenes Antagonismus, dessen unvermeidliche Folge der Bürgerkrieg war«.
    In den Sclavenstaaten gibt es drei Gesellschaftsclassen. Die unterste, in der Anzahl von etwa vier Millionen als Sclaven dienender Neger, macht fast ein Drittel der Bevölkerung aus, die oberste ist die Kaste der verhältnißmäßig wenig unterrichteten reichen, auf Andere verächtlich herabblickenden Grundbesitzer, welche für sich die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in Anspruch nehmen. Zwischen ihnen steht die unruhige, träge und elende Classe der kleinen weißen Leute. Wider Erwarten traten gerade diese besonders lebhaft für Aufrechterhaltung der Sclaverei ein, ohne Zweifel weil sie fürchteten, daß die emancipirten Neger sich mit ihnen bald auf das gleiche Niveau stellen würden.
    Der Norden begegnete also als Gegnern nicht allein den reichen Grundeigenthümern, sondern auch jenen kleinen Leuten unter den Weißen, welche vorzüglich auf dem Lande, inmitten der dienenden Bevölkerung lebten. Der Kampf mußte also ein furchtbarer werden. Er brachte sogar innerhalb der Familien solche Meinungsverschiedenheiten hervor, daß nicht selten von zwei Brüdern einer unter der Fahne der Conföderirten, der andere unter der der Föderalisten kämpfte. Ein großes Volk konnte aber gar nicht zögern, die Sclaverei bis zur Wurzel auszurotten. Seit dem letzten Jahrhundert schon hatte der berühmte Franklin die Freigebung der Sclaven gefordert. Im Jahre 1807 hatte Jefferson dem Congreß empfohlen, einen Handel zu unterdrücken, dessen Aufhören die Moral, die Ehre und die theuersten Interessen der Nation gleichmäßig verlangten.
    Der Norden hatte also gewiß Recht, gegen den Süden zu marschiren und diesen wieder unter seine Botmäßigkeit zu bringen. Uebrigens ergab sich als Folge dieses Vorgehens nur eine innigere Verschmelzung aller Elemente der großen Republik und die Zerstörung des so traurigen Irrthums, daß jeder Bürger in erster Linie seinem besondern Staate und nur in zweiter dem gemeinsamen Bunde zu gehorchen habe.
    Gerade in Florida war es, wo die ersten, die Sclaven betreffenden Fragen auf die Tagesordnung kommen sollten. Zu Anfang dieses Jahrhunderts hatte ein Indianerhäuptling Namens Osceola zur Frau eine entflohene Sclavin, die in dem sumpfigen Theil des Gebietes von Florida, welches die Evergladen genannt wird, geboren war. Eines Tages wurde diese Frau aufgegriffen und als Sclavin mit Gewalt entführt. Osceola wiegelte deshalb die Indianer auf, begann den Kampf gegen die Sclaverei, wurde aber gefangen und starb in der Festung, in die man ihn gesperrt hatte. Der Krieg ging nichtsdestoweniger weiter fort, und, sagt der Historiker Thomas Higginson, die Geldsumme, welche dieser Kampf verschlungen, war dreimal so groß, als Spanien einst für die Abtretung von Florida gezahlt worden war.
     

    Castle-House.
     
    Wir schildern hier kurz den Anfang des langwierigen Secessionskrieges und dann den Stand der Dinge während des Monats Februar 1862, das heißt in der Zeit, wo James Burbank und seine Familie davon die furchtbarsten Rückschläge erleiden sollten, die uns so interessant erschienen, daß wir sie als Hauptinhalt dieser Erzählung wiedergeben.
    Am 16. October 1859 bemächtigte sich der heldenmüthige Capitän John Brown an der Spitze einer kleinen Truppe flüchtiger Sclaven des Forts Harpers-Ferry in Virginien. Die Befreiung der Farbigen ist sein Ziel, das er kühn aller Welt verkündet; durch die Compagnien der Milizen besiegt, wird er gefangen, zum Tode verurtheilt und in Charlestown am 2. December 1859 mit sechs

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