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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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Vaters sein konnte«, sagte Katrín leise.
    »Wie?«, fragte Erlendur. »Wonach hat er gesucht? Weswegen hat er seinen eigenen Stammbaum in der Datenbank unter die Lupe genommen? War es ein Zufall?«
    »Nein«, sagte Katrín. »Das war alles andere als ein Zufall.«
    Jetzt reichte es Elinborg. Sie wollte mit der Vernehmung aufhören und Katrín gestatten, sich wieder zu beruhigen. Sie stand auf und sagte, sie brauchte etwas Wasser, und bedeutete Erlendur mitzukommen. Er folgte ihr in die Küche. Dort sagte Elinborg, dass die Frau im Augenblick wirklich genug durchgemacht hätte. Sie müsste in Ruhe gelassen und darauf hingewiesen werden, sich mit einem Rechtsanwalt in Verbindung zu setzen, bevor sie weitere Aussagen machte. Sie täten besser daran, die weitere Vernehmung auf den Nachmittag zu verschieben. Am besten sei es, mit ihrer Familie zu sprechen und jemanden zu bitten, sich um sie zu kümmern. Erlendur wies sie darauf hin, dass Katrín nicht festgenommen worden sei, dass sie wegen nichts verdächtigt würde. Das hier sei kein offizielles Verhör, sondern nur Informationsbeschaffung, und Katrín sei im Augenblick sehr kooperativ. Deswegen müssten sie weitermachen.
    Elinborg schüttelte den Kopf.
    »Das Eisen schmieden, solange es heiß ist«, sagte Erlendur.
    »Hör sich das einer an!«, fauchte Elinborg.
    Katrín erschien in der Küchentür und fragte, ob sie nicht weitermachen sollten. Sie sei bereit, ihnen die Wahrheit zu sagen und diesmal nichts zu verheimlichen.
    »Ich will, dass das hier ein Ende nimmt«, sagte sie.
    Elinborg fragte, ob sie sich mit einem Rechtsanwalt in Verbindung setzen wolle. Katrín lehnte das dankend ab.
    Sie sagte, sie würde gar keinen kennen, weil sie nie Bedarf für einen Rechtsanwalt gehabt hätte. Sie wüsste nicht, wie sie das anstellen sollte.
    Elinborg warf Erlendur vorwurfsvolle Blicke zu. Er fragte Katrín, ob sie weitermachen sollten. Als sie sich wieder gesetzt hatten, fing Katrín an zu erzählen. Sie rieb sich nervös die Hände, war niedergeschlagen, und ihre Miene zeugte von Trauer.
    Albert war morgens ins Ausland geflogen. Sie waren in aller Herrgottsfrühe aufgestanden. Sie hatte Kaffee für ihn gekocht.
Sie sprachen wieder einmal darüber, das Haus zu verkaufen und sich etwas Kleineres zu suchen. Sie hatten oft darüber geredet, aber es nie in die Tat umgesetzt. Vielleicht fanden sie es einen zu radikalen Schritt, als würden sie damit unterstreichen, dass sie gealtert waren. Sie kamen sich nicht alt vor, aber trotzdem müssten sie sich verkleinern. Albert wollte nach seiner Rückkehr mit einem Makler sprechen. Dann fuhr er mit seinem Jeep los.
    Sie hatte sich dann wieder hingelegt. Es waren noch zwei Stunden, bis sie in der Arbeit erscheinen musste, aber sie konnte nicht mehr schlafen. Sie lag da und wälzte sich bis acht Uhr im Bett.
Dann stand sie auf. Sie war in der Küche, als sie Einar hereinkommen hörte. Er hatte einen Hausschlüssel.
    Sie sah sofort, dass er erregt war, wu sste aber nicht, warum. Er sagte, er habe die ganze Nacht nicht schlafen können. Ging erst im Wohnzimmer auf und ab und dann in der Küche und weigerte sich, sich zu setzen.
    »Ich wusste, dass da etwas nicht gestimmt hat«, sagte er und blickte seine Mutter wütend an. »Ich habe es die ganze Zeit gewusst!«
    Sie verstand nicht, warum er so wütend war.
    »Ich wusste es, dass da mit dieser Scheiße etwas nicht gestimmt hat«, wiederholte er und hatte beinahe angefangen zu brüllen.
    »Worüber sprichst du denn, Liebling?«, sagte sie und konnte sich seinen Zorn immer noch nicht erklären. »Was stimmt nicht?«
    »Ich habe den Code geknackt«, sagte er. »Ich habe gegen die Vorschriften verstoßen, um den Code zu knacken. Ich wollte wissen, wie diese Krankheit in den Stammbäumen auftritt. Sie tritt in ganz bestimmten Familien auf, das will ich dir sagen. Es gibt sie in einigen Familien, aber nicht in unserer. Nicht in Papas und nicht in deiner. Deswegen stimmt da was nicht. Verstehst du?
Verstehst du, was ich sage?«
    Erlendurs Handy klingelte, er entschuldigte sich bei Katrín und ging in die Küche, um das Gespräch anzunehmen. Es war Sigurður Óli.
    »Die Alte in Keflavík su cht nach dir«, sagte er ohne Um schweife.
    »Die Alte? Meinst du Elín?«
    »Ja, Elín.«
    »Hast du mit ihr gesprochen?«
    »Ja«, sagte Sigurður Óli. »Sie behauptet, sie müsse mit dir sprechen, und zwar sofort.«
    »Weißt du, was sie will?«
    »Sie lehnte es strikt ab, mir etwas zu sagen. Wie geht es

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