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Nordermoor

Nordermoor

Titel: Nordermoor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arnaldur Indriðason
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wie Auður. Nerventumor.«
    »Ja, das ist dieselbe Krankheit. Die Mutter von Auður muss furchtbar gelitten haben; erst Holberg und dann der Tod des Mädchens.«
    Erlendur zögerte einen Moment.
    »Kolbrún, ihre Mutter, beging drei Jahre nach dem Tod der Tochter Selbstmord«, sagte er dann.
    »Herrgott«, stöhnte Katrín.
    »Wo ist dein Sohn jetzt?«, fragte Erlendur.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Katrín. »Ich bin verrückt vor Sorge, dass er sich etwas antut. Es geht ihm ganz entsetzlich, dem Jungen. Entsetzlich.«
    »Glaubst du, dass er Verbindung zu Holberg aufgenommen hat?«
    »Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass er kein Mörder ist. Soviel weiß ich.«
    »Fandest du, dass er Ähnlichkeit mit seinem Vater hatte?«, fragte Erlendur und blickte auf die Konfirmationsbilder.
    Katrín antwortete nicht.
    »Hast du eine Ähnlichkeit zwischen ihnen festgestellt?«, fragte Erlendur.
    »Was ist denn eigentlich los mit dir, Mensch«, stieß Elinborg hervor. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. »Findest du nicht, dass es jetzt reicht, ehrlich?«
    »Entschuldige bitte«, sagte Erlendur zu Katrín. »Das hat selbstverständlich überhaupt nichts mit der Ermittlung zu tun. Es ist nur meine verdammte Neugier. Du bist außerordentlich hilfsbereit gewesen, und wenn es dir irgendeinen Trost bedeutet, dann kann ich dir sagen, dass ich keine aufrechtere oder stärkere Persönlichkeit kenne als dich; dass du diese Qualen all diese Jahre im Stillen ertragen konntest.«
    »Das ist ganz o.k.«, sagte Katrín zu Elinborg. »Kinder haben Ähnlichkeiten mit vielen. Ich habe niemals Holberg in meinem Jungen gesehen. Niemals. Er sagte, dass es nicht meine Schuld sei. Einar hat mir das gesagt. Ich hätte keine Schuld daran, dass unser kleiner Augenstern starb.«
    Katrín brach ab.
    »Was wird mit Einar?«, fragte sie schließlich. Sie hatte allen Widerstand aufgegeben. Keine Lügen. Nur Resignation.
    »Wir müssen ihn finden«, sagte Erlendur, »mit ihm reden und hören, was er sagt.«
    Er und Elinborg standen auf. Erlendur setzte sich den Hut auf. Katrín blieb auf dem Sofa sitzen.
    »Wenn du willst, kann ich mit Albert sprechen«, sagte Erlendur. »Er hat die Nacht im Hotel Esja verbracht. Wir haben dein Haus seit gestern beobachten lassen, falls dein Sohn auftauchen würde. Ich kann Albert erklären, was passiert ist. Er wird schon wieder Vernunft annehmen.«
    »Vielen Dank«, sagte Katrín, »aber ich rufe ihn selbst an. Ich weiß, dass er wiederkommt. Wegen Einar müssen wir zusammenstehen.«
    Sie blickte hoch.
    »Er ist unser Junge«, sagte sie, »und er wird es immer bleiben.«

Kapitel 40
    E rlendur ging nicht davon aus, dass Einar zu Hause sein würde. Er hatte eine kleine Wohnung in Stóragerði gemietet, und Elinborg und er fuhren von Katrín aus dorthin. Es war Mittag, und es herrschte starker Verkehr. Auf dem Weg dorthin setzte Erlendur Sigurður Óli über den Stand der Dinge in Kenntnis. Sie mussten jetzt nach Einar fahnden lassen. Ein Bild von ihm finden, das mit einem kurzen Steckbrief an die Zeitungen und die Fernsehsender weitergeleitet werden konnte. Sie verabredeten sich in Stóragerði. Dort angekommen, stieg Erlendur aus, und Elinborg fuhr weiter.
    Es dauerte nicht lange, bis Sigurður Óli eintraf. Die Wohnung war im Souterrain eines Dreifamilienhauses, und der Eingang war direkt an der Straße. Sie klingelten und klopften heftig, aber nichts rührte sich.
    Sie versuchten ihr Glück in den anderen Wohnungen, und es stellte sich heraus, dass Einar bei dem Besitzer einer Wohnung in diesem Haus zur Untermiete wohnte. Der war in der Mittagspause nach Hause gekommen. Er war bereit, sie nach unten zu begleiten und sie in die Wohnung zu lassen. Er erklärte, Einar seit einigen Tagen nicht gesehen zu haben, wahrscheinlich schon eine ganze Woche; er war nach seiner Aussage ein ruhiger Mieter, es gab keinerlei Klagen über ihn, er bezahlte die Miete immer pünktlich. Er verstand gar nicht, was die Polizei von ihm wollte. Sigurður Óli sagte, um weitere Spekulationen zu unterbinden, dass er von seiner Familie vermisst würde und dass sie gekommen seien, um herauszufinden, wo er sein könnte.
    Der Wohnungsbesitzer fragte nicht nach einem Durchsuchungsbefehl. Sie hatten ihn zwar nicht in den Händen, würden ihn aber im Lauf des Tages bekommen.
    Als er aufgeschlossen hatte, baten sie darum, allein gelassen zu werden, und gingen in die Wohnung. Alle Vorhänge waren zugezogen, und es war dunkel. Die Wohnung war sehr

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