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Nordseefluch: Kriminalroman

Nordseefluch: Kriminalroman

Titel: Nordseefluch: Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor J. Reisdorf
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mit wachen Augen neben ihm und gab ihm die nötige Rückendeckung.
    »Meine Damen und Herren«, sagte der Kommissar, »wir von der Kripo haben in Anbetracht der schrecklichen Ereignisse bereits Teilerfolge erzielen können. Der mutmaßliche Mörder der kleinen Marion wird innerhalb von vierundzwanzig Stunden dem Untersuchungsrichter vorgeführt. Im zweiten Mordfall, den ich mit ›Kutschermord‹ locker formulieren darf, fehlt uns noch jede Spur. Deshalb möchte ich alle Vermieter bitten, Erkundigungen einzuholen, welche Gäste er zuletzt entweder zum Flugplatz oder von dort zurück befördert haben kann.«
    Kommissar Pietsch strahlte Optimismus aus. Ich vernahm, wie eine mittelalte Dame sich kess an den Kommissar wandte. »Ich komme vom ›Ostfriesen Kurier‹. Wie ist es mit ausführlicheren Informationen?«
    Die Beamten suchten mit der Reporterin die Bar auf, sie setzten sich in eine Ecke, und Hannes und ich hörten der Unterhaltung zu, während wir das letzte Bier tranken.
    Hannes verfiel noch einmal in ein mitreißendes Lachen, als der kleine Stadtzwerg, getrieben von seiner Frau, wie ein Held sein Pepitahütchen schwenkte und im Gelächter der Insulaner seinem gebuchten Appartement mit kleinen Schritten entgegeneilte.

5
    Ich bemerkte, dass meine Frau aufstand, und drehte mich noch einmal auf die Seite. Ich fühlte mich hundemüde und schlief sofort wieder ein.
    Plötzlich hörte ich die Stimme meiner Frau: »Jupp, du kannst aufstehen, die Kinder sind fertig. Das Bad ist frei.«
    Mein Kopf war schwer wie Blei. Als müsse ich einen Bericht schreiben, bemühte ich mich, mich an die Ereignisse der Nacht zu erinnern.
    Im Bad, über das Waschbecken gebeugt, beantwortete ich die Fragen meiner Frau. Meine Söhne hörten zu.
    Ich erfrischte mich mit kaltem Wasser, zog mich an und wartete mit den Söhnen auf meine Frau, die die Zimmer ein wenig herrichtete.
    »Zwei Morde, Papa?«, fragte mein jüngerer Sohn.
    »So ist es. Und nun ab zum Frühstück.« Ich griff nach meiner Jacke.
    Im Restaurant saßen bereits einige Urlauber.
    Die Bedienung hatte das Frühstücksgeschehen voll im Griff. Ein Ober führte uns an den Tisch, an dem wir mit Hannes und Evi gegessen hatten, als wir die Verlobungsfeier unterbrechen mussten.
    »Tee oder Kaffee?«, fragte er.
    Meine Familie bestellte Tee, während ich mir vom Kaffee mehr Heilung erhoffte.
    Ich schaute durch das Fenster. Die Sonne schien und die Möwen segelten über den rollenden Wellen. Ein friedliches Bild nach einer schrecklichen Nacht. Nur im Gesicht meiner Frau entdeckte ich Schatten. Ihr dauerte alles zu lange. Sie wollte nach Hause. Die Aufregungen, meine Kumpelschaft mit meinem Vetter, all das störte ihren seit Jahren gewohnten Lebensrhythmus.
    Wir frühstückten schweigend.
    Kommissar Pietsch und sein Assistent betraten das Restaurant und setzten sich an einen kleineren Tisch.
    Mir schien es, als kämpften sie mit trüben Gedanken.
    Ich stand auf und ging zu ihnen.
    »Guten Morgen«, sagte ich.
    »Herr Färber, Manfred Kuhnert haben wir mit einem Haftbefehl fürs Erste dingfest gemacht«, sagte der Kommissar und griff mit hungrigem Blick nach einem Brötchen. »Die Leiche des Kutschers wird im Krankenhaus obduziert. Alles läuft. Nur fehlen uns bis jetzt Anhaltspunkte für den Kutschermord.«
    »Ich habe den Kutscher gesehen. Er donnerte mit seinem Gefährt an mir vorbei, als wir das tote Mädchen gefunden hatten«, sagte ich.
    »Das ist unser erster Hinweis. Hervorragend«, meinte Heiko Ekinger und machte sich ebenfalls über das Frühstück her.
    Die Gesichter der Beamten wirkten blass.
    »Herr Färber, wegen der Protokolle suchen wir Sie zu Hause auf«, sagte Kommissar Pietsch. »Ihr Vetter bleibt noch. Er und seine Braut können schon hier unterschreiben.«
    Wir schauten gleichzeitig auf, als der kleine Mann, gefolgt von seiner korpulenten Frau, das Restaurant betrat und seinen Frühstückstisch aufsuchte.
    »Die Alte hat ihn fertiggemacht«, flüsterte Ekinger, »er hatte sich in die Dünen geschlichen, während sie eingeschlafen war.«
    Ich verließ die Beamten und beendete mit meiner Familie das Frühstück.
    »Machen wir einen Spaziergang?«, fragte meine Frau. Sie schien beleidigt zu sein, weil weder Hannes noch Evi sich sehen ließen.
    »Gut, einverstanden«, antwortete ich.
    Von dem mit roten Klinkern belegten Weg, der parallel zum Meer über die Dünenkette führte, genossen wir den weiten Blick zum Horizont, an dem nur kleine bauschige Wolken trieben. Die

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