Nordseefluch: Kriminalroman
sagte sie.
»Er genoss wohl kein hohes Ansehen in Korschenbroich?«, fragte der Kommissar.
»Nein, aber seine Frau. Sie hat es nicht leicht gehabt mit ihm«, antwortete Frau Koplin.
»Warum, trank er?«, fragte der Kommissar.
»Das weniger. Viel schlimmer. Er war ein Exhibitionist und zeigte sich Kindern. Sie wissen schon«, sagte Maria Koplin ernst.
»Und Sie haben ihm das Geschäft abgekauft?«, fragte Pietsch.
»Nein, von seiner Frau gepachtet. Ich war ihre erste Kraft. Herr Köth war für einige Jahre im Klingelpütz«, antwortete sie.
»Kinderbelästigung?«, fragte der Kommissar.
»Ja, aber wer sind Sie? Warum fragen Sie mich aus?«, fragte Maria Koplin und blickte den Kommissar ernst an.
»Ich arbeite bei der Kripo, Frau Koplin, aber nicht hier im Rheinland«, sagte der Kommissar.
»Gut, ich habe nichts gesagt, verstehen Sie?«, sagte sie und lächelte verlegen.
»Danke, Frau Koplin, hier ist mein Ausweis«, antwortete der Kommissar.
»Wenn Sie mehr wissen wollen, dann müssen Sie warten, bis mein Mann kommt. Er arbeitet bei der Post und weiß das alles genauer«, sagte Frau Koplin.
Eine Kundin kam an den Tresen, um zu bezahlen.
»Schönen Dank und alles Gute, Frau Koplin«, sagte der Kommissar und verließ den Frisiersalon.
Er suchte seinen Wagen auf und fuhr zur Staatsanwaltschaft nach Mönchengladbach.
Von Sebastian Emanuel Köth gab es ein einschlägiges Strafregister, das ihn als Sittenstrolch auswies. Doch seit nunmehr zehn Jahren war Köth nicht mehr mit dem Gesetz in Konflikt gekommen.
Kommissar Pietsch fuhr nach dem Besuch in Düsseldorf zur Staatsanwaltschaft nach Aurich und fragte Staatsanwalt Buschmann um Rat.
Buschmann schlug vor, den Zeugen Köth noch einmal aufzusuchen und in die Mangel zu nehmen. Gründe für die Ausstellung eines Haftbefehls waren nicht gegeben. Köth war ein Zeuge und nicht mehr.
Pietsch vereinbarte telefonisch mit Herrn Köth einen Termin. Er und Erkinger fuhren nach Juist.
Aber nicht Emanuel Sebastian Köth empfing sie am Tresen der Rezeption des Seeschlösschens, sondern die Friseurmeisterin Grethe Köth, geborene Wendisch.
»Sie kommen umsonst«, schnarrte sie. »Mein Mann ist erkrankt. Der Arzt war bereits da.«
»Frau Köth, wir haben nur einige Fragen, die ihn als Zeugen nicht sonderlich belasten«, sagte der Kommissar.
»Er kann nichts beantworten. Er macht mir schwere Sorgen. Dr. Schoolmann wird Ihnen seinen ernsten Zustand bestätigen«, schimpfte sie.
»Und die Diagnose?«, fragte Pietsch.
»Sein Kreislauf. Er hat sich übernommen«, antwortete Grethe Köth und blickte die Beamten kampfeslustig an.
»Gnädige Frau, wir haben Spesen verursacht, die es zu rechtfertigen gilt«, sagte Ekinger.
»Ich weiß nicht, was Sie von meinem Mann. Er wäre mir beinahe weggestorben«, sagte sie und begann zu heulen.
Ihr Gesicht war grob, ihr Haar dicht und grau. Klobig steckte ihr Körper in einem Rock und einer Jacke.
»Frau Köth, Ihr Mann fand den toten Kutscher. Er ist ein wichtiger Zeuge«, setzte Ekinger nach.
»Sie dürfen ihn jetzt nicht aufregen. Kommen Sie später wieder. Ich flehe Sie an!« Sie begann zu schluchzen.
Pietsch nickte. »Wünschen Sie ihm gute Besserung«, sagte er.
Sie verließen das Seeschlösschen.
»Dr. Schoolmann praktiziert in der Nähe des See-Shops. Dort begann für uns diese verrückte Geschichte«, sagte Ekinger.
Sie gingen zu Fuß. Das Wetter war für diese Jahreszeit zu kalt. Seit Tagen bedeckte ein Seenebel die Sonne.
Dr. Schoolmann befand sich in seiner Praxis. Er warf einen Blick auf seine Uhr.
»Ich habe das Sprechzimmer noch voll«, sagte er.
»Und dieser Herr Köth?«, fragte der Kommissar.
»Oft spielen Feriengäste verrückt. Sie simulieren Krankheiten, um ihren Urlaub zu verlängern. Herr Köth ist Pensionär. Er hatte einen Kreislaufkollaps. Eine Herzgeschichte schließe ich aus. Das EKG war gut. Er braucht allerdings Schonung«, sagte der Arzt.
»Wann wird er aussagefähig sein?«, fragte Ekinger.
»Ich bin Landarzt. Bei älteren Menschen kennt man nie die Zusammenhänge. Wenn nichts Besonderes dahintersteckt, in einigen Tagen«, sagte Dr. Schoolmann.
Enttäuscht verließen die Beamten die Praxis. Sie gingen in Richtung Schiffsanleger und warteten im Café Requisite auf die Abfahrt des Fährschiffs.
18
Die Tage verstrichen, ohne dass ich von den Kripobeamten etwas über den Verlauf ihrer Recherchen erfuhr.
In der Schule häuften sich die Klassenarbeiten, deren Korrekturen viel Zeit kosteten,
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