Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Northanger Abbey

Northanger Abbey

Titel: Northanger Abbey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Austen
Vom Netzwerk:
wirklich himmlische Idee! Jetzt müssen wir uns um nichts mehr sorgen, meine süße Catherine; du bist ehrenhaft aus der Sache heraus, und wir werden uns einen herrlichen Tag machen.«
    »Das geht so nicht«, sagte Catherine, »das lasse ich mir nicht bieten. Ich muß sofort zu Miss Tilney und es richtigstellen.«
    Doch Isabella packte ihre eine Hand, Thorpe die andere, und es hagelte Vorwürfe von allen dreien. Sogar James’ Zorn war entfacht. Da nun alles geklärt sei und Miss Tilney selbst gesagt habe, der Dienstag sei ihr genauso lieb, wäre es lächerlich, ja geradezu absurd, noch daran rütteln zu wollen.
    »Das ist mir gleich. Wie kommt Mr. Thorpe dazu, so eine Nachricht zu erfinden? Wenn ich es für recht gehalten hätte, es zu verschieben, hätte ich das Miss Tilney selbst sagen müssen. So ist es nur noch ungehöriger, und woher weiß ich, daß Mr. Thorpe sie … daß er sich nicht schon wieder vertan hat; ich war schon am Freitag unhöflich genug, nur weil er sich getäuscht hatte. Lassen Sie mich los, Mr. Thorpe; Isabella, halt mich nicht fest.«
    Thorpe sagte, sie brauche den Tilneys gar nicht erst nachzulaufen; die hätten schon die Brock Street erreicht gehabt, als er sie eingeholt hatte, und seien inzwischen längst zu Hause.
    »Dann laufe ich ihnen dorthin nach«, erklärte Catherine; »wo immer sie sind, ich laufe ihnen nach. Was soll dieses Herumreden? Wenn ich mich schon nicht beschwatzen lasse, etwas zu tun, das mir unrecht scheint – dazu übertölpeln wird mich ganz sicher niemand.« Und mit diesen Worten riß sie sich los und eilte davon. Thorpe wollte ihr nachsetzen, aberMorland hielt ihn zurück. »Laß sie gehen, laß sie gehen, wenn sie partout will.«
    »Sie ist so störrisch wie …«
    Thorpe brachte seinen Vergleich nicht zu Ende, der gewiß auch kein geziemender gewesen wäre.
    Die aufgewühlte Catherine hastete voran, so rasch die Menge es zuließ, voller Angst vor einer Verfolgung und doch unbeirrt in ihrem Entschluß. Unterwegs vergegenwärtigte sie sich erneut das Vorgefallene. Sosehr es sie bedrückte, die anderen zu enttäuschen und zu verärgern, besonders ihren Bruder zu verärgern – Reue empfand sie deswegen keine. Selbst wenn sie ihre eigenen Wünsche beiseite ließ: ein zweites Mal ihre Verabredung mit Miss Tilney zu versäumen, ein Versprechen zurückzunehmen, das sie nur fünf Minuten vorher freiwillig gegeben hatte, und auch noch mit einer unwahren Begründung, konnte doch nur unrecht sein. Sie hatte sich ja nicht aus purem Eigennutz widersetzt, nicht nur ihren eigenen Lustgewinn im Sinn gehabt, denn für den wäre zu einem Teil durch den Ausflug selbst gesorgt gewesen, durch Blaize Castle; nein, die Rücksicht auf andere und auf deren Meinung von ihr erforderten es. Die bloße Überzeugung, recht zu handeln, konnte ihr ihre Fassung jedoch nicht zurückgeben; ehe sie nicht mit Miss Tilney gesprochen hatte, würde sie nicht ruhigen Herzens sein; und so beschleunigte sie, sobald der Crescent hinter ihr lag, ihren Schritt und legte die restliche Strecke fast rennend zurück, bis sie zur Milsom Street kam. In einem solchen Tempo hetzte sie dahin, daß die Tilneys trotz ihres Vorsprungs eben erst im Haus verschwanden, als sie um die Ecke bog; und da der Diener noch an der offenen Tür stand, wahrte sie die Form nur eben genug, um zu sagen, daß sie auf der Stelle mit Miss Tilney sprechen müsse, und eilte an ihm vorbei die Treppe hinauf. Dort stieß sie die erstbeste Tür auf, die zufällig die richtige war, und fand sich sogleich im Salon wieder, zusammen mit General Tilney, seinem Sohn und seiner Tochter. Ihre Erklärung, der sichhöchstens vorwerfen ließ, daß sie – aufgrund von Aufregung und Atemnot – nichts klärte, folgte auf dem Fuß. »Ich habe mich furchtbar beeilt – Es ist alles ein Mißverständnis – Ich habe den anderen von Anfang an gesagt, daß ich nicht mitkann – Ich bin gerannt, so schnell ich konnte, um alles zu erklären – Es war mir gleich, was Sie von mir denken – Ich habe nicht einmal auf den Diener gewartet.«
    Wenn auch die Angelegenheit durch diese Rede nicht restlos klar wurde, verlor sie doch bald an Rätselhaftigkeit. John Thorpe hatte seine Botschaft in der Tat ausgerichtet, erfuhr Catherine, und Miss Tilney zögerte nicht zuzugeben, daß sie sehr verwundert gewesen war. Ob freilich das Befremden ihres Bruders das ihre nicht noch übertraf, das vermochte Catherine, die sich mit ihrer Rechtfertigung instinktiv an sie beide

Weitere Kostenlose Bücher