Nosferatu 2055
konnte kein Zweifel mehr daran bestehen, daß sie Sprengstoff oder Granaten einsetzten, um sich den Weg freizusprengen. Die äußerste Brutalität ihres Vorgehens versetzte ihn in einen Zustand kalter kontrollierter Wut.
Luther begann mit dem Wirken seiner Zauber. Er hatte damit gerechnet, daß so etwas eines Tages geschehen könnte, und war entsprechend vorbereitet. Die Relais-Fokusse waren an Ort und Stelle. Die Barriere würde dadurch nicht beeinträchtigt werden. Kein anderer Magier konnte auch nur den trivialsten Zauber durch sie ins Innere seiner Festung lenken.
Tom spürte den kalten Schauer einer Eingebung seinen Rücken herunterlaufen. Er rief Serrin zu, er solle in das Kloster laufen. Seine Stimme klang durch die Gasmaske, die er angelegt hatte, ein wenig verzerrt. Der Elf zögerte unentschlossen. Die Orks, die die Halle gestürmt hatten, waren von den automatischen MGs mit Blei vollgepumpt worden. Tom packte den Elf und zerrte ihn gewaltsam hinein, als sich die Leichen draußen aus dem lockeren Erdreich erhoben.
Als einer der Orks mit seiner Schrotflinte auf die zerlumpte verwesende Gestalt schoß, die plötzlich vor ihm aufragte, explodierte das Ding in einem grellen Feuerball, der den schreienden Ork mit Feuer und Säure überschüttete. Zehn Meter hinter ihm starrte sein Gefährte ungläubig auf die Geschehnisse, die sich vor seinen Augen abspielten - bis er entdeckte, daß diese Dinger nicht erschossen werden mußten. Sie explodierten von selbst. Er ging als verkohlte, stinkende Leiche zu Boden. Um sich dann, immer noch brennend, wieder zu erheben.
Im Innern des Klosters hatte sich etwa ein halbes Dutzend der Angreifer versammelt. Sie wußten, daß alle, die sich noch draußen aufhielten, entweder tot oder so gut wie tot waren, und die Kreaturen, die ihnen jetzt den Rückzug abschnitten, würden ihnen gewiß folgen. Es gab kein Entkommen.
Tom jagte ein paar Schüsse aus seiner Panther Sturmkanone in den langen Flur. »Schießt auf alles, was sich bewegt, und stellt hinterher Fragen!« schrie er. Serrin sah Blut auf den breiten Schultern des Trolls. Er betete, daß es nur eine oberflächliche Wunde oder, besser noch, gar nicht das Blut des Trolls war.
»Drek, wohin wenden wir uns?« rief Serrin, um die Kakophonie zu übertönen. Nun, da alle Gasmasken trugen, wäre es auch ohne den höllischen Lärm schwer gewesen, sich den anderen verständlich zu machen.
»Weiß der Teufel. Leg einfach alles um.« Tom hörte gar nicht mehr richtig zu. Er wurde wieder zum Berserker.
Gunther murmelte irgend etwas darüber, wie nützlich jetzt ein Flammenwerfer wäre, während er das Magazin seiner Waffe in eine amorphe Menschentraube vor ihm leerte. Tom hatte noch Munition für seine Panther und gab einen Schuß ab. Die Druckwelle warf sie fast um, aber was sich vor seinem Lauf befunden hatte, mußte etwas anderes als die Leichen draußen gewesen sein. Nach dem Treffer war nicht mehr viel von den Gestalten übrig.
»Hinter uns«, schrie Kristen, als die erste der Kreaturen von draußen in die Halle wankte.
»Nicht schießen!« rief Serrin ihr zu, da er gesehen hatte, was passiert war, als es einer der Orks draußen versucht hatte. »Bleib einfach in Bewegung!«
Tom wechselte auf seine H&K und gab ein paar ungezielte Feuerstöße in ihre Laufrichtung ab. Hinter sich hörten sie einen grauenhaften Schrei. Serrin fuhr herum und sah, wie einer der wenigen noch verbliebenen Ork- Samurai rückwärts taumelte. Seine Kehle war nur noch eine leuchtend rote Narbe, die von einem Ohr zum anderen reichte. Die grinsende Leiche, die eine Garotte um seinen Hals geschlungen hatte, zog immer fester. Serrin hatte keine Zeit mehr, die Geheimtür zur Kenntnis zu nehmen, aus der das Ding erschienen war, bevor er ihm einen gezielten Schuß durch die Stirn jagte. Manchmal hat man einfach Glück, dachte er.
Der Zombie grinste weiter und riß dem Ork den Kopf von den Schultern. Dann brach er zuckend und geifernd über der kopflosen Leiche zusammen und badete in den Blutfontänen, die aus ihrem Hals sprudelten.
Serrin kämpfte den Brechreiz in seiner Kehle nieder. Er war halb blind, aber ihm reichte das Wissen, daß Kristen noch da war, und er rannte hinter Tom und Gunther her. Mathilde schaute sich nach ihm um und bedeutete ihm mit einer verzweifelten Geste, sich zu beeilen. Der Elf biß die Zähne zusammen, da sein Bein ob der körperlichen Anstrengung zu schmerzen begann.
Sie bogen um eine Ecke und rannten Martin in die
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