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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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Anblick, als es Luthers Reich betrat. Die drei waren bei klarem Verstand und sich ihrer Umgebung vollständig bewußt, konnten jedoch nichts anderes tun, als Luthers Befehlen zu gehorchen.

29
     
    Niall beobachtete die Schlacht, bis Luther die toxischen Geister aus der Erde rief. Toxische Geister, die an Leichen gebunden waren und deren Flammen und Säuren alles verbrannten und jeden töteten, der ihnen in die Quere kam. Die magische Barriere erstreckte sich nur auf das Gebäude. Haßerfüllt beschwor der Elf die Waldgeister, sich zu erheben und diese Greuelwesen zu vernichten. Er hatte selbst die Macht, Wesen aus der Erde zu beschwören, und sie kamen aus dem Wald und vernichteten die toxischen Wesen, obwohl einige von ihnen dabei selbst den Tod fanden.
    Niall zitterte vor Wut und Ohnmacht. Er wußte, daß er immer noch nicht in das Kloster eindringen konnte. Die Barriere hielt unerschütterlich stand.
    »Warte«, sagte sein Geistesverbündeter zögernd. »Vielleicht ergibt sich etwas. Vielleicht ergibt sich ein Weg hinein. Warte, Niall. Sammle deine Kräfte. Sammle alles, was dir noch geblieben ist, und warte.«
    Die Klammer um Serrins Geist lockerte sich unmerklich. Seine Mundwinkel sanken ein wenig herab. Ihm wurde klar, daß er seine Gesichtsmuskeln frei bewegen konnte.
    »Ist es so besser? Ich dachte, es würde mich amüsieren, mit euch zu reden«, sagte Luther verächtlich. »Setzt euch doch.«
    Er ließ sie auf einer der Bänke Platz nehmen. Dann ging er vor ihnen auf und ab, gebärdete sich wie ein majestätischer Dozent vor einer Gruppe leicht beschränkter Studenten, an die er gerade einige Brocken seiner kostbaren Weisheit verschwenden wollte.
    Er nahm Kristens Kinn in die rechte Hand und beugte sich herunter, um sie zu küssen. Ihre Gesichtsmuskeln verzogen sich, aber sie war nicht in der Lage, von ihm abzurücken. Er ging einen Schritt weiter und in die Hocke, um Serrins Blick zu begegnen.
    »Ziemlich hübsch, die Kleine. Ob ich mich vor deinen Augen mit ihr vergnügen soll? Wäre das nicht amüsant?«
    Serrin hätte in diesem Augenblick sein Leben für die Möglichkeit gegeben, auf ihn loszugehen. Sein Geist und seine Seele füllten sich mit schwarzem, bitterem Haß.
    »Aber wie du wahrscheinlich weißt, wäre das für mich gar kein so großes Vergnügen«, grinste Luther, während er sich wieder aufrichtete.
    »Ihr könnt Fragen stellen, wenn ihr wollt.« Dann korrigierte er sich. »Nein, nach allem, was Magellan mir von euch erzählt hat, wäre das Zeitverschwendung. Also werde ich euch einfach erzählen, was ich getan habe.«
    »Du verdammtes Schwein«, gelang es Serrin zu murmeln.
    »Halt deine Zunge im Zaum«, sagte Luther gereizt. »Ich will meine Zeit nicht damit verschwenden, mir triviale Beleidigungen anzuhören. In den nächsten vierundzwanzig Stunden wird sich die Welt für immer verändern - und du gibst dich mit Beleidigungen ab? Sei still, sage ich.« Serrins Mund schloß sich.
    Tom spürte etwas in ihm unwiderruflich zerbrechen. Später konnte er den Vorgang nie in Worte kleiden, die andere verstanden. Es war vergleichbar mit der Fahrt in einer Achterbahn, wenn man den höchsten Punkt erreicht hatte und der Wagen plötzlich nach unten schoß. Die Wut in ihm schien sich umzukehren, und in diesem Augenblick wurde ihm klar, welchen Sinn die Tötung Mathildes und die Bedrohung des Mädchens hatten. Er nährt sich von Haß, erkannte Tom. Das will er also, unsere emotinalen Energien so weit wie möglich steigern, so daß er alles in sich aufnehmen kann, wenn er uns umbringt.
    Er spürte das Fell auf seinem Rücken und die zupackenden Zähne im Nacken. Er wußte, daß sein Körper hilflos war, aber er hatte ihn längst verlassen, stand neben sich. Er ließ los. Es war anders als zuvor, als es Passivität, Nachgeben, das Bewußtsein von etwas anderem, von Shakala oder der toten Zone gewesen war. Diesmal leerte er sich ins Nichts.
    Er spürte, wie er sich auflöste. Einen Augenblick lang geriet er in Panik, und dann ließ er endgültig los.
     
    »Was ist das?« rief Niall. »Es ist drinnen. Ich kann es erreichen!«
    Sein Astralkörper fand den winzigen Lichtpunkt, und er verwob einen winzigen Faden seiner Kraft mit ihm, ein dünner Lichtstrahl, der die Barriere durchdrang und eine winzige Bresche in den Wall schlug. Er kehrte in seinen Körper zurück und rief Mathanas.
    »Greif zu«, sagte er nur. »Geh hinein.« Er nahm seinen Kessel und überließ es Mathanas, seine eigene Magie zu weben.

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