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Nosferatu 2055

Nosferatu 2055

Titel: Nosferatu 2055 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Sargent & Marc Gascoigne
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für eine etwaige rauhe Behandlung, Mr. Shamandar«, sagte der Mann in dem schicken Anzug zu Serrin. »Wir haben lediglich versucht, Ihre Befragung so effektiv wie möglich gestalten. Sie werden verstehen, daß die Situation eine möglichst rasche und umfassende Einschätzung der Sicherheitsimplikationen erforderte.«
    Ja, klar, dachte Serrin erschöpft. Ich verhindere, daß der Bürgermeister von New York umgelegt wird, und was ich für meine Mühe bekomme, sind achtzehn Stunden ununterbrochenen Verhörs. Ich weiß nicht mal, wo ich bin. Er verschränkte die Arme und präsentierte dem namenlosen Pinkel seine beste ›Und was jetzt?‹-Miene.
    »Ich bin befugt, Ihnen im Namen des Bürgermeisteramts eine an keinerlei Bedingungen geknüpfte Zahlung anzubieten, und zwar als eine Art Belohnung für Ihre beherzte Handlungsweise«, sagte der Pinkel, wobei er einen Kredstab mit dem Aufdruck der Stadtverwaltung zog. Als der Mann Serrin den Kredstab überreichte, bedachte er den Elf mit einem an Öligkeit kaum noch zu überbietenden Lächeln.
    Serrin war ein wenig besänftigt. Wie sehr er sich besänftigen lassen würde, hing von der Größe der Belohnung ab. Und, nun, mit zehntausend Nuyen ließ sich ein einigermaßen anständiger Grad der Besänftigung kaufen.
    »Wir glauben nicht, daß Sie Vergeltungsmaßnahmen befürchten müssen«, fuhr der Pinkel fort, nachdem Serrin den Kredstab in Augenschein genommen hatte. »Die Abteilung ist zuversichtlich, daß wir es mit einem Einzelgänger zu tun haben.«
    Serrin hätte fast laut aufgelacht. Wenn man die mächtige Magie berücksichtigte, die den Attentäter offenbar maskiert und vor vorzeitiger Entdeckung geschützt hatte, war dieser wahrscheinlich ebenso auf sich allein gestellt wie seinerzeit William Springer, der Mann, der Präsident Garrety getötet hatte und nie gefaßt worden war. Aber das war offenbar das, was das Bürgermeisteramt - und Knight Errant - ihn glauben machen wollte, also gab er vor, es zu schlucken.
     
    »Es freut mich, daß ich helfen konnte«, sagte Serrin verbindlich. Er steckte den Kredstab ein und verließ das strahlend hell erleuchtete, fensterlose Verhörzimmer. Zwei Trolle von Knight Errant flankierten ihn jetzt, und jeder hielt einen Arm von ihm fest, während sie ihn zu der Limousine brachten, die vor der Sicherheitseinrichtung parkte. Ein wenig abseits stritt sich ein dunkelhaariges Mädchen mit einigen anderen Beamten von Knight Errant, die gerade dabei waren, sie vom Gelände der Anlage zu entfernen. Es war dasselbe Mädchen, welches er am Tag zuvor kennengelernt hatte. Die Sonne funkelte bereits in dieser frühen Morgenstunde auf den silbernen Datenbuchsen in ihren Schläfen. Serrin riß sich von seinen stämmigen Begleitern los und eilte vorwärts, um zu intervenieren.
    »Hey, bleibt cool!« rief er, als einer der Beamten dem Mädchen einen bösartig aussehenden Predator in die Rippen stieß. »Ich meine, wir wollten sowieso gerade gehen.«
    »Dann los«, sagte sie schlicht und öffnete die Tür ihres Jackrabbit. Irgend etwas riet ihm, einfach einzusteigen und mit ihr wegzufahren. Ihr kleiner Wagen sah einfach viel menschlicher, viel einladender aus als die Konzernlimousine. Erst später sollte Serrin herausfinden, wie schlecht seinen Instinkten die Nacht ohne Schlaf bekommen war.

2

    Die Medien haben kein Bild von Ihnen machen können«, sagte sie, als sie sich in ihrer Wohnung in irgendeinem Vorort in New Jersey befanden. »Ich glaube, Sie haben Glück gehabt, Serrin Shamandar. Ich bezweifle, daß die Damaskus-Liga Ihre Identität kennt, so daß sie Ihnen selbst dann nichts anhaben könnte, wenn sie das wollte - was ich nicht glaube.«
    »Die Damaskus-Liga?« Was, zum Teufel, hatte die mit der Sache zu tun?
    »Auf der Straße kursieren entsprechende Gerüchte. Vielleicht hat sich Small in letzter Zeit zu sehr bei den jüdischen Wählerstimmen angebiedert. Eines der Standardprobleme für den Bürgermeister von New York.«
    Serrin versuchte sich zu erinnern, was in jenen Sekundenbruchteilen vor dem geschmückten Podest geschehen war. Inmitten des Wirrwarrs aus Bildern und Eindrücken fiel ihm plötzlich auf, daß er noch etwas vergessen hatte.
    »Hören Sie, es tut mir echt leid«, sagte er verlegen. »Ich kann mich nicht einmal mehr an Ihren Namen erinnern. Sie haben mich nicht schlafen lassen, und ich nehme an, mein Verstand hat vorübergehend abgeschaltet«, entschuldigte er sich.
    »Julia. Julia Richards«, lächelte sie, offenbar ohne

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