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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Knabe hat keinen Schimmer, wovon ich rede. Wir haben einfach nicht die gleiche Wellenlänge.«
    Mercer ging rüber zu Pops, während ich mich in die Nebenkammer begab und durch die verspiegelte Scheibe schaute. Die beiden Männer saßen sich an dem Tisch in der Mitte des Raumes gegenüber: Mercer in aufrechter Haltung, glatt rasiert und gutgekleidet; Bailey halb über den Tisch gelümmelt, mit gesenktem Kopf seinen Doughnut kauend und aus dem Plastikbecher schlürfend.
    Wallace sprach in lockerem Plauderton mit dem Mann; er erzählte von sich selbst, von seinem Vater und versuchte auf diese Weise, eine gemeinsame Ebene mit der gebrochenen Gestalt zu finden, mit der er ein zusammenhängendes Gespräch führen wollte.
    Ich verließ den Nebenraum und verfluchte mich für das Mitleid, das erneut in mir aufstieg, wenn ich Pops sah.
    Da tauchte Chapman auf. Gemeinsam gingen wir wieder in den Nebenraum. Mercer hatte inzwischen die Plastikbecher entsorgt und fixierte Austin Bailey über den Tisch hinweg Geduldig erklärte er seinem Gegenüber das Aussageverweigerungsrecht und tat dies in einer Sprache, die selbst ein Grundschüler verstanden hätte.
    Ich fragte mich, ob Mike wohl das Gleiche wie ich dachte – nämlich dass diese Vernehmung vollkommen zwecklos war. Ein Mörder mit diesem Hintergrund musste von einem Fachmann befragt werden; in meiner Vorstellung führte ich schon das Kreuzverhör der Psychiater durch, die zu Gunsten der Verteidigung aussagen würden, dass Austin Bailey verhandlungsunfähig sei.
    Während Wallace sich darum bemühte, die Aufmerksamkeit seines Gegenübers zu gewinnen, griff Bailey nach dem alten schwarzen Telefonapparat am anderen Ende des Tisches. Mercer ignorierend, nahm er den Hörer ab und wählte eine Nummer.
    »Hallo, Ma? Ja. Charlie ist wieder da …«
    Mercer nahm Pops mit sanfter Gewalt den Hörer aus der Hand und legte ihn wieder auf die Gabel.
    » Er hätte den Alten sprechen lassen sollen«, flüsterte ich Chapman zu. »Jetzt wird er behaupten, er habe nicht telefonieren dürfen.«
    »Coop, weißt du, wohin die Leitung führt? Es ist nur ein interner Apparat – man kann damit kein Auswärtsgespräch führen. Er spricht weder mit seiner Mutter noch mit sonstwem. Ich hab’ sowieso keine Ahnung, weshalb wir mit diesem Unsinn Zeit verschwenden. Wir sollten ihn so schnell wie möglich dem Haftrichter vorführen, und die Sache ist gelaufen«, knurrte Mike, während er den stickigen Raum verließ.
    Ich folgte ihm in Petersons Büro. Dort überlegten wir, was als Nächstes zu tun war, bis plötzlich Wallace auftauchte.
    »Er will mit dir sprechen, Cooper. Komm mit und sieh ihn dir an. Aber auf Video würde ich die Vernehmung nicht aufzeichnen – der zieht entweder eine zirkusreife Nummer ab oder ist wirklich durchgeknallt. So ein Video kann man keiner Jury zumuten.«
    Achselzuckend folgte ich Mercer in den Vernehmungsraum.
    Als wir die Tür hinter uns schlossen, blickte Pops auf und schickte ein Grinsen in meine Richtung. »Der Mann ohne Skrupel und ohne Zähne, Ma’am«, waren Baileys Begrüßungsworte. »So haben mich die Doktors genannt.«
    Wallace erklärte ihm, wer ich war und worin meine Aufgabe bestand, während ich mich setzte.
    »Ich möchte mit Ihnen über ein paar Dirige sprechen, die im Krankenhaus passiert sind, Mr. Bailey. Verstehen Sie mich?«
    »Das mit dem Krankenhaus tut mir leid, Ma’am. Tut mir leid, tut mir wirklich leid.«
    Ich stellte mir vor, wie grausam es für Gemma Dogen gewesen sein musste, mit einem Verrückten um ihr Leben zu kämpfen, der ihr Flehen und Betteln um Gnade gar nicht begriff.
    »Darüber möchte ich mit Ihnen sprechen. Ich will wissen, was genau Ihnen so leid tut, und das werden wir dann dem Richter erzählen.«
    Es war für mich von entscheidender Bedeutung, dem Richter sowie den Geschworenen zu beweisen, dass man Bailey in einer Weise über seine Rechte aufgeklärt hatte, die er auch. wirklich verstand. Nur so hatte seine Aussage Bestand.
    »Mr. Bailey, hat Detective Wallace Ihnen erklärt, dass Sie nicht mit mir sprechen müssen !«
    »Ich will aber mit Ihnen reden, Lady. Seit meine Frau tot ist, hab’ ich nicht mehr mit einem netten Mädchen gesprochen.«
    »Sie müssen meine Fragen nicht beantworten, haben Sie das verst…«
    » Sie hat mit dem Messer gesprochen, nicht wahr? Die Frau Doktor hat mit dem Messer gesprochen.«
    Ein Schauder überlief mich. Redete er von Gemma?
    »Was meinen Sie?«
    »Hat nicht mit mir gesprochen. Hat mit

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