Notaufnahme
an die Rückrufe.
Der Nachmittag zog sich endlos hin. Kein Anruf vom Revier, und Sarah war im Krankenhaus, um Maureen bei Laune zu halten. Am frühen Nachmittag verabschiedeten sich die meisten meiner Kollegen ins Wochenende.
Gegen halb fünf meldete Laura, dass Jordan Goodrich, ein guter alter Freund aus Studienzeiten, in der Leitung sei.
»Susan hat mich eben angerufen und mir erzählt, du hättest einen großen Fall übernommen. Vielleicht hast du ja trotzdem Lust und Zeit, heute mit uns und den Kindern zu Abend zu essen?«
»Vielen Dank für die Einladung, aber ich fürchte, ich muss sie ablehnen. Ich bin fix und fertig und freue mich schon drauf, früh ins Bett zu gehen.«
»Und wie wär’s mit einem Drink gleich nach dem Büro?«
»Gute Idee.«
In den zehn Jahren, die seit unserem Studienabschluss vergangen waren, trafen wir uns alle paar Wochen freitags nach dem Büro, um die letzten Neuigkeiten auszutauschen. Jordan stammte aus einer einfachen Familie, war in einer Kleinstadt in Georgia aufgewachsen und hatte im Laufe seiner brillanten Karriere die meisten unserer Kommilitonen weit hinter sich gelassen. Er und Susan gehörten zu meinen engsten Freunden.
Bevor ich mein Büro verließ, meldete ich mich noch einmal bei Peterson, der mir mitteilte, dass Wallace und Ramirez Austin Bailey in Kürze in die Psychiatrie der Strafanstalt Bellevue bringen würden und dass Chapman und die anderen noch immer im Krankenhaus zugange seien. Dann berichtete er, dass Chief McGraw beabsichtigte, der Presse mitzuteilen, im Mordfall Dogen sei zwar ein Durchbruch erreicht, aber noch keine Festnahme erfolgt. Nach dieser Verlautbarung würde die Presse abziehen, und sie konnten Pops unbehelligt abtransportieren. Ich versicherte Peterson, dass ich meinen Pager eingeschaltet lassen würde, bis ich zu Hause ankam, wo ich auch den Rest des abends zu verbringen gedachte.
Dann verließ ich mein Büro und machte mich auf den Weg zu dem Treffen mit Jordan in der Bemelmans Bar des Carlyle.
Jordan erwartete mich bereits. Während ich auf seinen Tisch zusteuerte, gab der Pianospieler seine Interpretation von »I’ll Never Fall in Love Again« zum besten.
»Gutes Timing«, bemerkte ich lachend.
George, der uns bereits an unzähligen Freitagen bedient hatte, war mit meinem Dewar’s zur Stelle, noch bevor ich meinen Mantel ausgezogen hatte. Jordan hatte seinen ersten Stoli Martini bereits zur Hälfte geleert. Wir begrüßen uns mit einer freunschaftlichen Umarmung, dann rutschte ich neben ihn auf die lederbezogene Bank.
Ich hatte kaum Zeit gehabt, mich nach Susan und den Kindern zu erkundigen, als sich mein Pager meldete. Ich warf einen Blick auf das Anzeigefeld und erkannte sofort Bill Schaeffers Nummer.
»Prima. Lass mich ihn schnell zurückrufen; vielleicht habe ich danach doch noch Lust auf ein Abendessen bei euch zu Hause. Es geht um die Ergebnisse der Blutanalyse, die ich mit Spannung erwarte.«
Um zu den öffentlichen Telefonen zu gelangen, musste ich die Hotelhalle durchqueren. Ich warf eine Münze in den Fernsprecher und wählte die Nummers des gerichtsmedizinischen Labors. »Hallo, Bill, hier spricht Alex. Gibt’s was Neues?«
»Ja, aber ich fürchte, es wird Ihnen nicht gefallen. Es ist nicht ihr Blut.«
»Was?« fragte ich fassungslos. »Aber es muss ihr Blut sein.«
»Ist es aber nicht. Ich weiß, dass Bailey keinerlei Verletzungen aufwies, aber das Blut an der Hose ist identisch mit seiner Blutgruppe. Die entsprechende DNS-Analyse liegt zwar noch nicht vor, aber ich bin ziemlich sicher, dass es sein eigenes ist. Ich fürchte, der Mann, den ihr festhaltet, ist nicht der Mörder.«
Ganz ruhig, befahl ich mir selbst, während ich versuchte, mir vorzustellen, welche Auswirkungen Schaeffers Informationen hatten.
Ich wählte die Nummer des 17. Reviers und teilte Peterson die Neuigkeit mit. »Ich komme sofort rüber. Bestellen Sie jemanden vom Emergency Medical Service. Ich will, dass Bailey in meiner Gegenwart untersucht wird, und zwar so schnell wie möglich. Vierundzwanzig Stunden haben wir mit einer falschen Spur verschwendet. Sagen Sie McGraw, er solle zur Abwechslung mal durchsickern lassen, dass wir keinen Verdächtigen haben. Sagen Sie auch Maureen Bescheid, was Sache ist. Vielleicht geistert der Mörder noch durchs Krankenhaus.«
Jordan hatte schon die nächste Runde bestellt, um mit mir auf meinen vermeintlichen Erfolg anzustoßen. »Vielleicht das nächste Mal«, knurrte ich und griff nach meiner
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