Notaufnahme
tut.«
Bailey war eindeutig nicht Herr seiner Sinne, und wahrscheinlich hatte er auch nicht begriffen, woher das Blut auf seiner Hose stammte.
»Zieht ihn wieder an«, sagte ich, während ich den Raum verließ. »Und wenn ihr ihn im Bellevue einliefert, stellt ihr bitte sicher, dass er ärztlich behandelt wird. So hat der arme Kerl wenigstens was davon.«
Im Einsatzraum war es relativ ruhig. Peterson und die anderen folgten mir, während der Arzt seine Utensilien zusammenpackte.
Ich wählte Chet Kirschners Nummer und berichtete ihm, was ich soeben von Juan Guerra über Krampfadern erfahren hatte; der Gerichtsmediziner bestätigte Guerras Darstellung und versicherte mir, dass dies tatsächlich eine logische Erklärung für Baileys blutverschmierte Hose sei.
Als ich aufgelegt hatte, hörte ich, dass Peterson mit Bill Dietrich sprach. Er teilte ihm mit, dass der Mord noch nicht aufgeklärt und die mögliche Gefahr für Patienten und Krankenhauspersonal noch nicht gebannt sei.
»Kümmert sich jemand um Maureen?« fragte ich.
»Charles hat sich mit unserem Plan einverstanden erklärt und ist heute Abend bei ihr.« Maureens Mann hatte seinen Polizeidienst quittiert und leitete die Sicherheitsabteilung eines großen Unternehmens. »Bis jetzt ist alles glatt gelaufen. Unsere Techniker haben heute getarnt als Fernsehfritzen eine versteckte Mikrokamera in ihrem Zimmer installiert. Der Monitor steht im Übertragungswagen, der gleich hinter dem Minuit Medical College geparkt ist. Maureen kann also ruhig schlafen.«
»Und wie geht’s jetzt weiter?«
»Ich schlage vor, dass wir für heute Schluss machen und uns morgen Früh in alter Frische drüben im Krankenhaus treffen. Dort geht’s dann weiter – ober- und unterirdisch. Ich denke, dass uns Gemma Dogen den Weg zum Täter weisen wird. Als Pops unser Tatverdächtiger war, haben wir geglaubt, Gemma Dogen sei zufällig sein Opfer geworden. Aber mittlerweile wissen wir, wie distanziert und eigen, um nicht zu sagen wie unbeliebt, sie war. Deshalb sollten wir zu unserer ursprünglichen Annahme zurückkehren, dass der Angriff ganz gezielt ihr gegolten hat.«
»Ich kann einfach nicht glauben, dass wir vierundzwanzig Stunden lang in die Irre gelaufen sind.«
»Wo ist Chapman?« fragte Peterson mit einem Blick auf seine Uhr.
Mercer und ich sahen uns an, und zum ersten Mal seit Schaeffers schlechter Nachricht musste ich grinsen. Mike hatte sich zweifelsohne eine kurze Pause genehmigt, war in eine Kneipe irgendwo zwischen dem Mid-Manhattan und dem Revier abgetaucht, und genoss bei einem kühlen Bier Alex Trebeks Quiz-Show.
»Ich gehe besser, bevor er auftaucht – andernfalls bleibe ich den restlichen Abend hier hängen. Ich bin das ganze Wochenende zu Hause, Loo. Sie können mich jederzeit anrufen, hören Sie?« Mit diesen Worten griff ich nach meiner Mappe.
»Ich weiß Bescheid. Ruhen Sie sich aus, ich hab’ das Gefühl, dass dies nicht der letzte Rückschlag war. Soll ich Sie nach Hause fahren?«
»Danke, Loo. Der Sergeant unten am Empfang soll mich in ‘ne Streife setzen, ist ja nicht weit. Nacht, Mercer; nacht, Loo. Bis morgen.«
Kurz darauf stieg ich zu den beiden jungen Polizisten in den Streifenwagen. Zu Hause angekommen, teilte mir der Portier mit, er habe einiges für mich entgegengenommen. Er verschwand in seinem Kämmerchen und kam mit einem Stapel Post und Zeitschriften sowie einer Ladung Kleidung aus der Reinigung zurück.
Als ich meine Wohnungstür öffnete, sah ich als erstes Prozac, ausgestreckt auf meinem Teppich. Noch bevor sie den Kopf hob, wedelte sie schon mit dem Schwanz; ich freute mich, dass ich das Wochenende nicht allein verbringen musste.
David Mitchells Zugehfrau hatte Prozac zu mir rübergebracht und einen Zettel auf dem Garderobentisch hinterlassen. »Abendessen hat sie schon bekommen; heute Abend noch einmal Gassi gehen.«
Ich schlüpfte in meine Leggings und ein bequemes Hemd und tupfte mir ein paar Spritzer Calèche hinter die Ohren – mein geliebtes Chanel hatte ich nach der letzten geplatzten Liebesaffäre ad acta gelegt.
In der Küche nahm ich den Inhalt meines Gefrierschranks in Augenschein – im unteren Fach standen ein paar Packungen Eiscreme; in den Schubladen darüber fanden sich verschiedene Diät-Fertigmenüs und eine Plastiktüte mit Eiswürfeln – alles, was man für einen netten Abend zu Hause brauchte.
Ich entschied mich für eine 143-Kalorien-Lasagne, entfernte die Zellophanhülle und schob die Aluschale in die
Weitere Kostenlose Bücher