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Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
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Mikrowelle. Während sich der gefrorene Block in eine köstliche Mahlzeit verwandelte, ließ ich eine Hand voll Eiswürfel in ein wunderschönes Baccarat-Glas klimpern. Kristallgläser und Porzellan gaben mir das Gefühl, eine richtige Mahlzeit zu mir zu nehmen – selbst wenn ich allein war.
    Die Karaffe mit dem Scotch stand im Wohnzimmer, wohin mir Zac treu ergeben folgte. Nachdem ich mir einen Drink gemacht hatte, deckte ich meinen Platz am Tisch, der mir einen herrlichen Ausblick auf die Stadt bot. Dann verriet mir das Klingeln der Zeitschaltuhr der Mikrowelle, dass mein Essen fertig war.
    Die Times war zu unhandlich, um sie beim Essen zu lesen, die Zeitschriften wimmelten derart vor Verbrechen, dass ich nicht abschalten konnte, und die leidvollen Geschicke von Trollopes Heldin Lady Eustache waren besser als Bett- denn als Tischlektüre geeignet.
    In der Hoffnung, ein Ausblick auf die neue Frühjahrsmode würde meine Laune heben, nahm ich die Aprilausgabe von In Style aus dem Zeitschriftenständer.
    Nach dem Essen machte ich es mir auf dem Sofa bequem, um ein paar Freunde anzurufen. Die Wahrscheinlichkeit, an einem Freitagabend um diese Uhrzeit jemanden zu Hause anzutreffen, war sehr gering, also wählte ich Nina Baums Nummer – in der Hoffnung, durch die dreistündige Zeitverschiebung zwischen Ost- und Westküste würde einem Plausch nichts im Wege stehen. Fehlanzeige – nur der Anrufbeantworter. Ich bat sie, im Lauf des Wochenendes zurückzurufen.
    Als ich gegen zehn kaum noch die Augen offen halten konnte, kramte ich meinen Skianorak aus dem Schrank und schnappte mir Zacs Leine. Der Wind hatte nachgelassen, und die Nachluft tat mir gut. Ich führte Zac die Third Avenue entlang und bog dann ich Richtung Central Park ab.
    In einem kleinen südamerikanischen Geschäft kaufte ich Orangensaft und Zimtrollen für den nächsten Morgen.
    Außer ein paar Hundebesitzern, Joggern und Rollerbladern waren kaum Fußgänger unterwegs. Zac und ich gingen noch einen Block weiter, vorbei an Reihenhäusern und einer Schule, die leer und dunkel dalag. Ich wartete an der Ampel, um auf die Third Avenue zu kommen. Als das grüne Signal aufleuchtete, trat ich auf die Straße.
    Auf der gegenüberliegenden Straßenseite setzte sich ein untersetzter Mann mit einem Boston-Terrier an der Leine in Marsch. Zac zog mich mit aller Macht in Richtung des anderen Hundes. »Langsam, Mädchen«, murmelte ich und versuchte, sie zurückzuhalten. Ich stand noch auf der Fahrbahn.
    Mit einem Ohr hörte ich das scharfe Quietschen von Autoreifen. Ich hatte meine volle Aufmerksamkeit auf den Hund gerichtet, aber instinktiv drehte ich den Kopf in die Richtung, aus der das Quietschen kam. Mit halsbrecherischer Geschwindigkeit fegte ein Wagen um die Ecke und schoss direkt auf mich zu – zwei der Reifen schienen förmlich in der Luft zu hängen.
    Zac machte einen gewaltigen Satz nach vorn auf den Terrier zu. Ich ließ die Leine los und warf mich gegen das letzte Auto, das vor der Ecke parkte. Der Wagen raste wenige Zentimeter an mir vorbei.
    Das Herrchen des Terriers packte Zac am Halsband und rief mir vom Gehsteig aus zu: »Sind Sie okay? Oder hat er Sie erwischt?«
    Mit angehaltenem Atem stürzte ich auf Zac zu, kniete mich neben sie und stellte erleichtert fest, dass sie nicht verletzt war. Meine Hände zitterten.
    »Keine Sorge«, bemerkte der Mann. »Der Hund war nicht in Gefahr – aber Sie . Wie fühlen Sie sich?«
    »Gut«, antwortete ich, während ich mich langsam erhob und mir den Schmutz von der Jacke klopfte. »Der Kerl muss verrückt gewesen sein, oder betrunken oder …«
    » Wenn Sie mich fragen, hat’s der Kerl auf Sie abgesehen gehabt. Er ist wie ein Geschoss direkt auf Sie zugerast.« Er zerrte an der Leine, um seinen Terrier von Zac zu trennen. Dann fragte er belustigt: »Soll ich vielleicht die Polizei rufen? Haben Sie Feinde?«
    »Mehr als Sie ahnen. Haben Sie sich zufällig das Nummernschild gemerkt?« Lächerlich, tadelte ich mich im nächsten Augenblick selbst. Als ob mich jemand auf diese Weise kaltstellen wollte! Aber eine Sekunde später kam mir diese Möglichkeit schon gar nicht mehr so weit hergeholt vor.
    »Nein. Der Idiot hat beim Davonfahren seine Scheinwerfer gelöscht. Ich konnte nichts erkennen, außer dass der Wagen ziemlich groß und dunkel war.«
    Ich dankte dem Mann für seine Hilfe und strich auf dem Nachhauseweg alle paar Schritte liebevoll über Zacs weiches Fell.
    Vor dem Zubettgehen genehmigte ich mir einen

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