Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Notaufnahme

Notaufnahme

Titel: Notaufnahme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Fairstein
Vom Netzwerk:
die Tatsache, dass es in meinem Leben keinen festen Mann gab, und wie immer überschüttete er mich mit guten Ratschlägen, wie ich einen solchen finden könne. Als der Schnitt saß, erschien auf ein Fingerschnippen hin Nana, die mich besonders sorgfältig fönte, nachdem ich ihr verraten hatte, dass ich am Abend zu einer Dinner Party bei Freunden eingeladen sei.
    Die Hälfte des Tages hatte ich schon hinter mich gebracht. Ich fuhr nach Hause und parkte den Jeep in der Tiefgarage. In meiner Wohnung empfing mich das rote Blinklämpchen des Anrufbeantworters. Nina hatte zurückgerufen und wollte wissen, ob es in meinem Mordfall etwas Neues gab. Maureen langweilte sich und wollte nur mal hallo sagen. Chapman unterrichtete mich über die letzten Neuigkeiten in unserem Fall – aber aufregende Nachrichten waren das nicht.
    Ich rief im Mid-Manhattan an und ließ mich mit Maureen verbinden. Ich berichtete ihr kurz von meinem bisherigen Tag, dann war sie an der Reihe. »Nur ein kleiner Diebstahl, nichts weiter. Ich war vorhin im Solarium. Mann, das war vielleicht interessant. Jeder erzählt jedem, was sein behandelnder Arzt von Gemma Dogen gehalten hat – wer sie gemocht hat und wer nicht. Ich hab’ schon eine Liste angelegt, damit ich nicht den Überblick verliere.«
    »Von welchem Diebstahl sprichst du?« erkundigte ich mich.
    »Nicht der Rede wert. Als ich im Solarium war, kam eine der Hilfsschwestern vorbei, um die Mittagstabletts einzusammeln. Als sie sah, dass ich nicht alles aufgegessen hatte, verzog sie sich hinter den Vorhang, der mein Bett abschirmt, und machte sich über die Reste her – einen halben Toast, den scheußlichsten Vanillepudding, den man sich vorstellen kann, und eine Scheibe Truthahn. Sie ahnte nicht, dass die versteckte Kamera sie aufnahm. Dann öffnete sie die Nachttischschublade und durchwühlte meine Kosmetiktasche. Aber offenbar haben ihr meine Lippenstiftfarben nicht gefallen – jedenfalls hat sie nichts geklaut. So etwas kommt an einem Ort wie diesem vermutlich einige Male am Tag vor.«
    »Einsam, Mo?«
    »Noch kann ich mich nicht beklagen. Keine Betten zu machen, kein Geschirr zu spülen. Und nachher bekomm’ ich Besuch von meinen Lieben. Viel Spaß heute Abend, und ruf bald mal wieder an.«
    Ich meldete mich bei Chapmans Pager und vertrieb mir bis zu seinem Rückruf die Zeit in der Küche mit einem Joghurt.
    »Ich bin im Krankenhaus«, meldete er sich wenig später. »Wir haben den Großteil des Unipersonals zum zweiten Mal vernommen – diesmal unter dem Aspekt, etwas mehr über Gemma Dogen zu erfahren. Ich denke, du solltest dir Dr. Spector noch mal selbst vornehmen. Er kannte Dogen besser als irgend jemand sonst. Ich hab’ ihn heute Vormittag nur kurz bei der Visite gesehen – wir haben uns für Montagnachmittag zwei Uhr verabredet. Passt dir das?«
    »Klar.«
    »Die einzige halbwegs bemerkenswerte Neuigkeit ist, dass die Jungs vom 17. Revier in einem Abfalleimer in der Tiefgarage ein paar Aktenordner gefunden haben. Wallace glaubt, dass sie aus Dogens Büro stammen. Sie haben Blutflecken – aber andererseits ist das bei dem Müll hier nichts Ungewöhnliches.«
    »Was für Aktenordner?«
    »Leere. Drei oder vier. Sie haben irgendwas mit Sport zu tun, nichts mit Medizin. Auf den Etiketten stehen Dinge wie Mets, Braves, Cubs. Ich weiß, dass sie selbst sportlich war und sich gerne Baseball angeschaut hat. Am Montag wird ihr Ex-Mann in London zurückerwartet – vielleicht kann der uns ein paar persönliche Dinge über sie erzählen.«
    »Gut. Heute Nachmittag bin ich unterwegs. Ich nehme an, dass du morgen frei hast, oder?«
    »Stimmt. Heute Abend treff ich mich mit der Reporterin von der italienischen Zeitschrift, die im letzten Monat einen Bericht über die Mordkommission gemacht hat. Wir gehen ins Primola. Vielleicht vergisst sie zwischen Giuliano und Adolfo, dass ich ein alter Ire bin.«
    Ich hoffte, dass meine Stimme ehrlich klang, als ich ihm viel Spaß wünschte.
    Dann brachte ich einen Arm voll Klamotten in die Reinigung und drei Röcke zum Kürzen. Neben dem Schneider war ein Wäschegeschäft, wo ich ein Dutzend Strumpfhosen kaufte und mir von der Verkäuferin Spitzenunterwäsche in der neuen Farbe der Saison – Pflaumenblau – aufquatschen ließ. Anschließend füllte ich am Geldautomaten mein mittlerweile leeres Portemonnaie auf.
    Um kurz nach drei war ich im Nagelstudio. Meine Hände hatten eine gründliche Maniküre bitter nötig, und der sehnliche Wunsch, nicht die

Weitere Kostenlose Bücher