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Notbremse

Notbremse

Titel: Notbremse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: M Bomm
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zünftige Steilhänge.« Sein Gesprächspartner ging auf diese Bemerkung nicht ein, sondern versprach, sofort die Bundespolizei zu verständigen.
    Der Zugchef beendete das Telefonat und brachte einen Notizblock zum Vorschein. »Darf ich Sie um Ihre Personalien bitten – als Zeugen?«
    »Wat heißt hier Zeuge? Ick hab nur eenen wegrennen sehn. Mehr nicht«, stellte der Mann klar, der einen Kopf kleiner war als der Zugchef und einen Aktenkoffer bei sich trug.
    Die Frau blieb gelassen.
    »Waldinger. Lara Waldinger. Ich kann Ihnen gern meine Karte geben.«
    Der ICE schien wieder seine 70 km/h erreicht zu haben. Während er eine scharfe Rechtskurve beschrieb, entdeckten die links sitzenden Passagiere in der Talaue eine rundum eingewachsene Wasserfläche, in der sich der blaue Morgenhimmel spiegelte. Noch lag die Landschaft dort unten in den langen Schatten der Hänge.
    Auch der Berliner war inzwischen bereit, seinen Namen notieren zu lassen:
    »Clemens Probost. Clemens mit ›C‹ und Probost mit ›b‹ in der Mitte.«
    Noch während der Zugchef schrieb, tauchte aus dem Gang entgegen der Fahrtrichtung ein atemloser Mann auf, dessen aschfahle Gesichtsfarbe höchste Anspannung verriet. »Kommen Sie«, unterbrach er den Zugchef bei seiner Amtshandlung. »Kommen Sie.« Schon verschwand er wieder in dem schmalen Gang, der hier links an drei separaten Abteilen vorbeiführte.
    Der Zugchef und die beiden Zeugen sahen sich fragend an. Dann steckte der Bahnbedienstete seinen Notizblock in die Außentasche seines blauen Jacketts und folgte dem Mann, der gleich an der ersten Abteiltür stehen geblieben war. »Hier«, sagte er mit zitternder Stimme. »Hier.« Er deutete mit dem Zeigefinger auf die Glasscheibe der zugezogenen Tür. Der Zugchef warf einen flüchtigen Blick in das Abteil. Da saß ein Mann, vermutlich schlafend, jedenfalls zusammengesunken. Der kleine Berliner riskierte einen Blick an der Schulter des Bahnbediensteten vorbei, während die Schwarzhaarige zwei Schritte zurückblieb. Für einen Moment standen sie ratlos und irritiert nebeneinander. Hinter ihren Köpfen schob sich ein schroffer Albfelsen von der gegenüberliegenden Hangseite ins Blickfeld der Fensterscheibe.
    Der bleiche Fahrgast, der apathisch in das Abteil deutete und zu keinem zusammenhängenden Satz in der Lage war, sah die beiden Männer fassungslos an.
    »Der … der ist tot«, sagte er nach ein paar Sekunden. »Sehen Sie nicht das Blut?«
     
    Der ICE hatte gerade hoch über dem Stadtrand den Geislinger Talkessel erreicht, als sich der Zugchef erneut beim Lokführer meldete.
    »Mir hab’n vermutlich a Leich an Bord«, stellte er sachlich fest und ordnete an: »Deshalb außerplanmäßiger Halt in Geislingen. Ich geb dem Fahrdienst Bescheid und lass die örtliche Polizei und den Notarzt ruf’n.« Der Lokführer bestätigte ebenso kühl, während er links vorn den Turm der Stadtkirche näher kommen sah. Außerplanmäßiger Halt wegen einer Leiche. Das würde einen längeren Aufenthalt bedeuten, dachte er und bereitete sich auf das sanfte Abbremsen vor. Vielleicht konnten sie den Zug auf ein geeignetes Gleis lenken, damit der übrige Verkehr nicht beeinträchtigt wurde.
    Der schneeweiße ICE schlängelte sich gerade an der Altstadt entlang, als der Zugchef erneut die Transportleitung in Karlsruhe anrief.
    »Mir ham an Erschossnen an Bord«, erklärte er knapp und wiederholte die Meldung, weil sie der Gesprächspartner offenbar nicht glauben wollte. »Ja, erschossen.« Und er musste noch einmal bekräftigen: »Einen Mann, der erschossen wurde. Wir halten in Geislingen.« Er beendete das Gespräch.
    Die beiden Männer und die Frau standen noch immer vor der zugezogenen Abteiltür und starrten auf das Blut, das aus der weißen Freizeitjacke des toten Passagiers gesickert war. Vermutlich Herzschuss, dachte der Zugchef. Die Augen des Toten waren weit geöffnet und fixierten einen Punkt auf der gegenüberliegenden Seite, als habe er noch bis vor wenigen Minuten jemandem ins Gesicht gesehen. Seinem Mörder, durchzuckte es den Zugchef. »Nichts anfassen«, befahl er und wandte sich an den noch immer bleichen Mann, dem der Tote aufgefallen war: »Wie san S’ denn auf ihn aufmerksam g’word’n?«
    »Im Vorbeigehen«, sagte der Angesprochene. »Ich wollt’ zu Ihnen nach hinten, weil ich den Mann, der ausgestiegen ist, auch hab wegspringen sehn. Einige Leute da vorn haben gesagt, dass Sie Zeugen suchen.«
    »Können Sie’n beschreiben?«
    »Sportlich,

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