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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Swartz
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Straße aus erkennen konnte, war, wie geschickt sie sich in wildem Galopp auf ihren eifrigen kleinen Pferden hielten. Dieses Plakat erschien dem Mann wie eine Fata Morgana dieser Gasse; alles, was dort Gestalt angenommen hatte, war auf eine gefährliche und doch fast unwirkliche Art gewalttätig. Das, was der Mann für die Namen der Hauptdarsteller hielt, war in großen roten Buchstaben mit dünnen schwarzen Rändern geschrieben. Er zählte fünf Namen. Der Mann vermutete, der oberste müsse der Name der Frau sein, etwas größer als die vier anderen. Alle fünf hatten jedoch dieselbe rote Farbe. Hätte er jedoch den Namen der Frau ohne ihr Gesicht direkt daneben gesehen, hätte er ihn für den eines Mannes gehalten.
    Die Gasse endete abrupt in einer Anlage mit einigen in der Hitze staubig und regungslos dastehenden Bäumen. Auf der anderen Seite der Anlage befand sich ein mehrspuriger Boulevard oder eher eine Schnellstraße, auf welcher der Verkehr auch noch am späten Vormittag entlangrauschte, obwohl der Mann vermutet hatte, alle Einwohner müssten bereits an ihren Arbeitsplätzen sein. War die Frau nicht schon vor längerer Zeit mit ihrem Hund weggegangen?
    Er versuchte ein Taxi anzuhalten, ohne zu wissen, ob es in die für ihn passende Richtung fuhr, aber das erste Taxi und dann noch vier oder fünf fuhren vorbei, ohne dass die Fahrer ihn überhaupt zu bemerken schienen, und als er versuchte, den Boulevard zu Fuß zu überqueren, hupten alle wütend, ohne auch nur den Fuß vom Gas zu nehmen.
    Für eine Weile blieb der Mann vor der Anlage stehen und beobachtete den ohrenbetäubenden Verkehr. Seine Füße schienen zu brennen, die Schuhe drückten ihn, als gehörten sie jemand anderem. Neben ihm hielt plötzlich ein Bus; die Türen öffneten sich mit einem Stöhnen wie von einem riesigen Urzeittier, und der Mann stieg ein, auf Gedeih oder Verderb, wie er später dachte, als er da zwischen zierlichen, krummbeinigen Menschen mit tückischen Augen in den seiner Ansicht nach ziemlich ausdruckslosen Gesichtern stand; von allen Seiten und vor allem von hinten wurde er geschubst, wenn sie versuchten, der offenen Dachluke des Busses so nahe wie möglich zu kommen; jemand trat ihm fest auf den Fuß, absichtlich, wie es schien. Diese physische Nähe von fremden, verschwitzten und unsauberen Menschenkörpern berührte den Mann unangenehm, bis ihm der Gedanke kam, dass sie nicht viel anders war als das, was er mit einem von ihnen, nämlich dem der fremden Frau, in der Nacht erlebt hatte. Dennoch beruhigte ihn dieser Gedanke kaum, sondern ließ eher sein Gefühl des Abscheus wachsen.
    Derfilkumsurlik (oder etwas Ähnliches), sagte jemand rechts von ihm; als er hinsah, war es ein kleiner, verschrumpelter alter Mann mit einem fettigen, öligen Schnauzbart mitten im Gesicht.
    Der Alte sah wütend aus, und der Mann versuchte vorsichtig, ein bisschen von ihm abzurücken, um ihm mehr von dem Platz zu lassen, den es nicht gab, aber der Alte wiederholte, was er gesagt hatte, dieses Mal noch lauter und, wie der Mann fand, mit einem noch ärgerlicheren Tonfall als beim ersten Mal. Derfilkumsurlik, gesjo! Hinter ihm fielen nun andere Stimmen ein, sie schienen dem zuzustimmen, was der Alte gesagt hatte, aber vielleicht nahm auch einer den Fremden in Schutz, doch auch wenn es sich so verhielt, konnte er es unmöglich wissen, hingegen sah er, wie immer mehr wütende Blicke auf ihn gerichtet wurden, und als der Bus nach vielleicht zehn Minuten mehr oder weniger abrupt hielt, obwohl der Mann keine Haltestelle entdecken konnte, drängte er sich ohne Entschuldigungen zur Tür, um hinauszugelangen, jemand schrie, eine Faust, hart wie ein Pflasterstein, traf ihn am Rücken, und er wäre beinahe vornüber aus dem Bus gestürzt.
    Wie wenn man vor einem Verfolger Haken schlägt oder nach dem Duschen das Wasser aus den Haaren schüttelt, bog der Mann rasch um eine Straßenecke (eine Dusche hatte er in der Wohnung der Frau übrigens nicht gefunden), dann um eine weitere und um eine dritte, jedes Mal ohne sich umzudrehen, bis er sich unvermutet auf einem kleinen quadratischen und fast kreideweißen Platz befand, der mindestens hundert Jahre Zeit gehabt hatte, sich rings um ein paar schiefe und noch ältere Bäume herum auszudehnen, die genauso staubig und grau waren wie die an dem großen Boulevard, aber knorrig verdreht, als wollten sie auf ihre behinderte Art etwas von dieser Stadt erzählen, was die Stadt selbst mit allen Kräften zu verschweigen

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