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Notluegen

Notluegen

Titel: Notluegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Swartz
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ja, manchmal hatte er zwischen den Kissen in der Dunkelheit den Schoß mit einer ihrer unrasierten Achselhöhlen verwechselt, aber wenn dies alles auch irritierend war (ja, es war irritierend gewesen), hatte es zugleich seine Lust so gesteigert, dass er mit zusammengebissenen Zähnen diesen Ringkampf im Bett sogar genoss, der ja nur auf eine Art enden konnte, damit, dass er, der Mann, sie irgendwie festhielt, als wolle er die Frau zwischen all den Seidenkissen ersticken, bevor er in sie eindrang; dieser Kampf konnte ja nur damit enden, dass er ihren Widerstand brach, der bald in einem letzten Zittern unter seinen Händen ersterben würde, damit, dass der füllige Körper der Frau auf einmal still und schlaff wurde, bevor sie plötzlich ihre Beine fest um ihn schlang und sacht, zuerst fast unmerklich, ihren Schoß gegen seine Hüften zu stoßen begann, jetzt jedoch mit einem Widerstand, der sich schon in Unterwerfung verwandelt hatte und ihn mit einer anderen Art des Begehrens erfüllte als zuvor, da sie sich mit weit größerer Kraft gewehrt hatte.
    Bjesplash (oder etwas Ähnliches), hatte die Frau geflüstert.
    Bjesplash sulum.
    Aber bald wurden die Worte zwischen all den Kissen undeutlich und das Flüstern wurde zum Stöhnen.
    Byll, byll, byll , stöhnte die Frau unter ihm.
    Dieses einsilbige Wort hatte er sich leicht merken können, und die Tatsache, dass es rhythmisch zwischen den von Küssen feuchten Lippen der Frau hervordrang, hatte den Mann hoffen lassen, dass die Frau mehr als zufrieden mit dem war, was er im gleichen Rhythmus wie dem ihren Mal für Mal tief in ihren Schoß stieß.
    Irgendwann viel später in der Nacht hatte er gemeint, ein Schiff da draußen in der Dunkelheit tuten zu hören. Eher schlafend als wach wusste der Mann nicht recht, was er glauben sollte, und war ziemlich lange liegen geblieben, die Arme um ihre Taille, fast schon hellwach, in Erwartung von etwas, was diese Sache eindeutig für ihn klären würde, musste aber bald wieder eingeschlafen sein.
    Im Frühstücksraum schlug der Mann nun das Wörterbuch auf, um unter dem Buchstaben B herauszufinden, was das Wort der Frau bedeutete. Aber dieses Wort – byll – fand er nicht; ob wegen der begrenzten Anzahl der Wörter und Ausdrücke, die in einem solchen Buch Platz finden konnten, oder aus Gründen des Anstands, konnte der Mann nicht beurteilen.
    Das Wort gab es nicht. Am nächsten kam er dem, was er mehrmals in der Nacht so deutlich gehört hatte, mit dem Wort bylltj (oder bylltji , ausgewiesen als dialektales Synonym, jedoch ungewissen Ursprungs), laut Wörterbuch die Bezeichnung für eine Art Kettenhemd oder Metallharnisch. Dass ein Wort, welches heutzutage bestimmt nur selten damit rechnen konnte, zur Anwendung zu kommen, dennoch in einem Sprachführer dieser Art auftauchte, ließ sich wohl ausschließlich mit Hilfe der allerdunkelsten und geheimnisvollsten Schichten in der Kultur dieses Landes erklären.
    Enttäuscht schlug der Mann das Buch wieder zu.
    Ein schmutziggraues, intensives Licht erfüllte jetzt das Frühstückszimmer, wenn es nicht mittlerweile schon das Restaurant war. Auf dem Glasdach darüber wiegten sich große, fette Seevögel hin und her, das Glas war voller Vogelkot. Hin und wieder hob einer der Vögel schwerfällig und ungeschlacht ab und verschwand hinaus übers Wasser, aber fast sofort war ein anderer da und landete mit gespreizten Füßen und einem Plumps; durch das Glas konnte der Mann deutlich die weißgelben Schwimmhäute zwischen den Zehen des Vogels erkennen, tallirtit josjo, tallit (oder etwas Ähnliches), riefen die Kellnerinnen einander bei jedem Plumps zu und lachten, während sie fortfuhren, Gläser und weiße Teller auf die Tische zu stellen. Sie schienen an den Besuch der Vögel auf dem Dach gewöhnt zu sein, und als der Mann die Vögel durch das Glas näher betrachtete, sah er, dass einigen von ihnen lange Angelleinen aus den Schnäbeln hingen, die sie zusammen mit Ködern oder sogar köderlosen Haken verschlungen haben mussten, gierige Vögel mit vermutlich zerfetzten Kehlen und Mägen, die aber mit gleichgültiger Würde auf dem Dach des Hotelrestaurants herumspazierten, als befänden sie sich eher zufällig da als mit einem konkreten Anliegen. Bei mehreren Vögeln waren die Haken auch an den Füßen hängen geblieben; sie hatten sich durch die Schwimmhaut gebohrt, und als die Vögel sich jetzt hin und her bewegten, klirrte oder schabte das Metall gegen das Glasdach, und der Mann erinnerte

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