NOVA Science Fiction Magazin 20
winkte den
dreien, ihm zu folgen.
„Du
wartest hier auf Strolch und signalisierst ihm, wo wir sind, ja?“ sagte Geist
zu dem Mann. Der nickte. Geist zweifelte daran, ob er ihn verstanden hatte, ob
er überhaupt seine Sprache sprach, aber dann spürte er wieder, dass da nur der
anerzogene Reflex aus ihm sprach, der ihn alles Fremde mit Furcht, Abscheu und
Unverständnis sehen ließ. Er erschrak, wie tief doch Hellkamps Phrasen sein
Bewusstsein schon verändert hatten.
Gefolgt
von der Frau und dem Jungen stieg er ein Stück die Treppe hinauf, bis er in
einem kleinen Büroraum eine Anschlussdose fand. Er entrollte sein Kabel und
schloss den Rechner an. Geist benutzte für alle Verbindungen Kabel – einfach
wegen der Abhörsicherheit. Das zweite Kabel schob er in den dafür vorgesehenen
Anschluss in seinem Nacken. Den leichten Stromstoß, den ihm die defekte Buchse
das Rückgrat hinabjagte, ignorierte er, so gut er konnte, auch das folgende
Kribbeln in den Beinen, als seien sie eingeschlafen. Er konzentrierte sich auf
die Anzeigen, die sich in sein Sichtfeld schoben.
Natürlich
hatten Strolch und er für Fälle wie diesen bereits eine Fluchtroute
ausgekundschaftet, nur war dabei nicht eingeplant gewesen, dass ihre Flucht mit
einer Schießerei beginnt.
Von
unten war keuchender Atem zu hören, Strolch blickte um die Ecke des
Treppenhauses.
„Können
wir?“
Geist
nickte. „Dann los. Ist der Weg durch den Keller sicher?“
Wieder
stimmte Geist zu. „Ja. Wie geplant.“ Er riss das Kabel aus der Anschlussdose.
Unterwegs würde er ohne Kabel zurechtkommen müssen. Antennenverbindungen, nicht
zu schützen, aber ihm blieb nichts anderes übrig. Auf der Treppe stolperte er,
weil ihm die umfangreichen Anzeigen fast die Sicht auf den Boden vor seinen
Füßen nahmen, außerdem war ihm ein wenig schwindelig.
„Zechner?“
raunte er zu Strolch hinüber.
Strolch
schüttelte den Kopf.
Ein
Anflug von Mitleid, der sofort wieder verflog.
Sie
eilten durch einen unterirdischen Wartungsgang. Hohl klangen ihre Schritte vom
Beton wider.
Taschenlampenstrahlen
tanzten über die Wände. Bis sie in einen Gleistunnel überwechselten, dessen
Ende ihnen als heller Fleck entgegenblendete.
Wenige
Meter vor dem Ausgang blieben Strolch und Geist stehen.
„Ich
prüfe die Daten. Ob sie uns verfolgen“, sagte Geist.
Strolch
nickte, als Geist sich hinsetzte und die schmerzenden Beine rieb. Sie
kribbelten noch immer. Er stellte sich wund gescheuerte Nervenbahnen vor, die
wie zerfledderte Wäscheleinen seine alten Knochen hinab liefen.
Überwachungskoordinationsstelle.
Bezirk
Drei.
Hammerbrook.
Geist
wurde aus der Konzentration gerissen, als Strolch laut fluchte. Er blickte auf
und sah, dass der Vater der Familie sich voreilig zum Ausgang aufgemacht hatte.
„Nein!“,
brüllte Strolch noch heiser, als der Mann ins Licht trat. Augenblicklich wurden
seine Beine von Maschinengewehrsalven zerfetzt. Seine Frau stieß ein lautes
Wehklagen aus. Sie machte Anstalten, ihrem Mann ins Licht zu folgen.
Auf
den Schienen waren Schemen erkennbar, Männer in langen Ledermänteln näherten
sich umsichtig der Tunnelöffnung.
Strolch
erreichte die Frau und brachte sie zum Schweigen. Der Junge half ihm, sie
festzuhalten und weiter zurück in den Tunnel zu zerren.
Tapferer
Bursche, der Kleine, dachte Geist.
Die
Männer von der Staatspolizei erreichten die Leiche des Mannes. Einer gab ein
Handzeichen an den unsichtbaren Kameraden im MG-Nest. Was für ein Aufwand!
Geist
versuchte, eine gute Ausweichroute zu finden, während die anderen an ihm vorbei
stolperten. Er kam schwankend auf die Füße und folgte ihnen, während er hinter
sich Sirenen und gebellte Kommandos hören konnte. Strolch stieß die Frau
vorwärts, drehte sich um und nahm die Stapo-Männer unter Feuer.
Geist
war taub von widerhallenden Schüssen, als er endlich in den Seitengang
eintauchen konnte, den er als Fluchtweg auserkoren hatte.
Sie
stolperten durch die Dunkelheit, nur Strolch blieb zurück, um Verfolger
auszuschalten. Rohre, Kabel, durchgefaulte Wandverkleidungen. Wieder krachten
Schüsse, ein Mann schrie auf.
Sie
durchquerten eine Sicherheitstür. Geist wartete, bis auch Strolch sie passiert
hatte, dann klinkte er einen winzigen Computer an der Schnittstelle des
Schlosses ein und schlug die Tür zu. Sogleich begann der Rechner, das
elektronische Schloss zu bearbeiten und unbrauchbar zu machen. Keine Codekarte
der Welt würde diese Tür je wieder öffnen. Geist
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