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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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und die Ratschläge in den Wind geschlagen. Wozu wohl hätte er trainieren sollen? Er brauchte ja nicht körperlich zu arbeiten. Keinen Handgriff.
Das war zu Hause. Doch hier…
Bizell machte sich nichts mehr vor. Er war verweichlicht, ein nasser Lappen, nicht mehr imstande, die kleinste körperliche Anstrengung unbeschadet zu überstehen.
Resignation mischte sich in Angst und Schwäche.
Weiter.
Müde drängte er sich durch den Dschungel.
Ein Schritt und noch einer. Morastiger Boden, sumpfig. Er mußte einen Bogen schlagen.
Die Sonne war längst aufgegangen. Bald nahm er seine Umgebung nicht mehr bewußt wahr. Er vergaß die tötende Hitze, ließ den Schweiß unbeachtet tropfen. Es störte ihn nicht, wenn er sich an Dornen die Haut aufriß, wenn er über eine Wurzel stolperte, hinstürzte. Manchmal noch blickte er nach oben, doch bald unterließ er es, hatte keinen Gedanken mehr dafür.
Weiter.
Durst und Hunger plagten ihn immer stärker, es wurde zu einem dumpfen, bohrenden, allgemeinen Gefühl.
Der Moder vieler Jahre verdeckte ein Schlammloch. Bizell geriet hinein, sank bis zur Brust ein. Er schrie auf. Die Panik mobilisierte letzte Reserven. Keuchend blieb er einfach liegen, nachdem er sich herausgestrampelt hatte.
Wozu quälte er sich eigentlich? Weshalb schloß er nicht die Augen und wartete?
Doch da war ein Wille, sein Wille, der – wie lange schon? – vor langer Zeit begonnen hatte, sein Denken zu beherrschen.
Er wollte zum Fluß marschieren. Dorthin, nirgendwo anders hin.
Dieser Wille war es, der ihn wieder hochriß. Er gab ihm keine neuen Kräfte, er sättigte nicht und stillte nicht den brennenden Durst, aber er trieb ihn weiter…
Ein Bein, das andere, wieder das linke… vorwärts.
Plötzlich war es dunkel geworden. Nacht. Diesmal schlief er sofort ein. Übergangslos.
Als er erwachte, begann er zu kriechen.
Instinkt, geboren aus einem alles beherrschenden Überlebensdrang, hatte von ihm Besitz ergriffen. Etwas anderes gab es nicht mehr.
Er wollte leben.
Ab und zu flackerten ihm noch wirre Gedanken durch den Kopf. Er verfluchte den Gleiter, der ihn ausgespien hatte, die Myonik, die aus ihm einen Schwächling gemacht hatte, die Transmitter… Da war das Gebirge… er ließ sich auf den Gipfel fliegen, grinste über die Erschöpfung der anderen, die gestiegen waren… Er lag so gern lange im Bett, bis Mittag, träge, unlustig…
Jetzt ekelte ihn. Hinzu kam Haß, fraß wie Säure in seinen Eingeweiden. Haß auf alles, was ihn bisher umsorgt und gehegt hatte. Ablehnung gegen alles, ja gegen sich selbst, breitete sich wie ein Krebsgeschwür in ihm aus, unkontrolliert, unbewußt, aber voll verzehrender Glut. Wozu hatte er gelebt, wozu gedacht, gearbeitet…
Das Kaleidoskop seiner Gedanken verlor allmählich an Farbe, an Vielfalt, verblaßte.
Schließlich verstummte sein Denken ganz. Er fühlte nicht einmal mehr, daß er existierte.
Trotzdem schleppte er sich weiter.
Am vierten Tag holte ihn der Selbsterhaltungstrieb aus einer kurzen Bewußtlosigkeit zurück, setzte ihn wieder in Bewegung.
Bizell war eine sich bewegende Maschine geworden, die sich, auf allen vieren taumelnd, schwankend, durch die Selvas schleppte.
Seine Augen, verquollen, tränend, sahen nichts mehr. Freiliegende Haut war so zerbissen, zerschrammt, blutig, daß er sich vor sich selbst gefürchtet hätte, hätte er sich noch betrachten können. Hunger und Durst verspürte er längst nicht mehr. Um ihn herum tanzten riesige Schwärme von Insekten.
Bizell brach zusammen. Er war dort angelangt, wo der Tod die Hand nach ihm ausstreckte.
Ob sie ihn wohl schon gefunden haben, dachte Alfonso, der sich müde auf ein Moospolster fallen ließ. Es hatte keinen Zweck, die Gefährten zu fragen, sie würden nur den Kopf schütteln. Natürlich, wenn sie ihn hätten, wäre die Meldung längst durch.
Von fern drang gedämpftes Murmeln des kleinen Flusses an sein Ohr. Das ununterbrochene Plätschern und Rauschen, ganz zärtlich, wirkte beruhigend.
Der Wald schwitzte würzige Düfte aus, er zog sie tief ein. Die Vögel steigerten ihr Morgenkonzert zu sinfonischer Harmonie.
Wäre die Sorge nicht gewesen, er hätte in Ruhe die Unberührtheit der Natur genießen können, fernab von hektischer Betriebsamkeit des Alltags.
Die Tage in der Selvas waren rauh, ohne die Annehmlichkeiten der Zivilisation anfangs nur schwer zu ertragen gewesen. Doch gerade das war es, was ihn und viele andere immer wieder in den tropischen Dschungel lockte. Die Lust an der Abwechslung, der

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