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Nova

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Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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hielt ihn zurück.
Autosleep – die erste Nacht, die er schlaflos wach geblieben war, und die zweite, in der er schlafen konnte. Vor sich sah er den technischen Komplex der Psytro in seinem Haus, den Autosleep…
Nein, dachte er, keinen Autosleep, ich will selbst…
»Nein!« Wie ein Schrei löste sich das Wort von den Lippen. Dann, leiser: »Nein, nicht das Gerät…«
Der Mann blickte verwundert. Zuckte mit den Schultern, warf einen Blick auf die optischen Anzeigen des Medomaten, auf dem das Wort Genesung sichtbar wurde. Schwach und gelblich, aber langsam grün und stabil werdend.
Als Bizell erneut erwachte, war er allein im Zimmer.
Er fühlte sich besser. Die furchtbare Schwäche war von ihm gewichen, er konnte aufstehen.
An den Wänden neben seinem Bett stand eine Reihe von Medoeinheiten, die leise und beruhigend summten. Im ersten Augenblick war er froh, sich geborgen und geschützt zu wissen. Die Automaten taten alles mögliche für ihn und strömten kühle Sicherheit aus.
Aber genau das war es, was ihm auf einmal Unbehagen bereitete.
Mit einem Schlag erinnerte er sich seiner Gedanken in der Selvas. Der Funke Haß schwelte noch, er hatte ihn nicht vergessen.
Sein Blick streifte die silbrig glänzenden Sterilisationsschichten der Apparate. Er hatte sie verdammt und verflucht, und doch hatten sie ihm das Leben gerettet.
Bizell spürte die beißende Ironie seines Lebens, den unsinnigen Kreislauf. Am Anfang stand die Technik, und am Schluß war sie immer noch da. Er in der Mitte, ohne einzugreifen, ohne zu handeln, tatenlos. Diese Tatsache mußte er akzeptieren wie den täglichen Sonnenaufgang. Und fühlte sich wieder eingesperrt.
Langsam ging er zum Fenster und betätigte die Transparenz. Ein frischer Lufthauch strömte in den Raum.
Sinnend stand er da und starrte hinaus, ohne etwas wahrzunehmen. Die Luft umfächelte ihn, er fühlte die Bewegung auf der Haut.
Ihm war, als müsse er irgend etwas tun, etwas, bei dem er so tätig war wie die Luft. Nein, nicht so hauchzart, stärker, wie ein Sturm, etwas, bei dem Energie verlangt wurde. Er hatte die Selvas bezwungen, er hatte…
Bizell wandte sich ab, ging zur Tür, öffnete sie und trat in den langen Korridor. Er war leer.
Der Boden spiegelte seine hagere Gestalt wider, als er langsam dem Ausgang zustrebte.
Er kümmerte sich nicht um die notwendigen Formalitäten, ließ alles stehen und liegen und verließ das Medocenter ohne ein Wort.
Bis zur nächsten Transmitterstation waren es nur wenige Meter. Zielstrebig steuerte er darauf zu. Die Straße war kaum belebt, ab und zu flog ein Gleiter vorbei.
Vor dem Eingang verhielt er mit einem Ruck.
Er hatte doch etwas gewollt…
Unbewußt setzte er einen Fuß vor den anderen, ging die schattige Allee hinunter, langsam und bedächtig.
Nein, nicht unbewußt.
Bizell ging zu Fuß, weil er es wollte.

Schuld
    Gansu Thar Hu rekelte sich im Sessel der kleinen Astrozentrale. Es war ihm angenehm warm, und aus den Stereoboxen klang ein Orgelkonzert von Bach.
    Er mochte Bach; schon von Kindheit an. Vielleicht lag das an seiner Erziehung, vielleicht aber hatte er auch einen Nerv dafür – er wußte es nicht und hatte auch nie versucht, es herauszufinden.
    Manchmal lachten die Kameraden ihn aus, als hätte er einen Tick, doch er machte sich nichts daraus und verlangte nur, in Ruhe gelassen zu werden.
    Der Rasterschirm, den er beobachtete, zeigte die Steinwüste des Hyperion: schroffe, scharfe Schatten werfende Felszacken, die rings um den Landeplatz des Inspektionsschiffes aufragten, als wollten sie es einkreisen.
    Bis zum Horizont war es nicht weit. Hinter den buckligen Wellen hing die Riesenkugel des Saturns, ein wenig verschwommen, denn die Ringe behinderten eine einwandfreie Sicht.
    Gansu schaute auf die Uhr. Eleven Merner war bereits seit vier Stunden unterwegs.
Gansu war froh, daß er beim Dominospiel gewonnen und Merner hinaus gemußt hatte – allein. Das verstieß gegen das Reglement, aber die Basis war weit, und sie beide handhabten das immer so.
Die vier Tetro-Informationsbaken nachzusehen war nicht schwierig, aber Gansu war, das gab er unumwunden zu, bequem und ging solchen Arbeiten aus dem Weg, wenn es sich einrichten ließ.
Nicht, daß er faul gewesen wäre, nein, doch die monotonen Aufgaben verachtete er. Das hätte auch ein Roboid übernehmen können, wäre einer an Bord gewesen.
Merner hingegen, Gansu bewunderte ihn deswegen heimlich, hatte sogar auf das Kettenfahrzeug verzichtet und war zu Fuß marschiert – auch

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