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Nova

Nova

Titel: Nova Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfram Kober
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nicht stimmen.«
    Dangisweyo fror. Von ihm hätte sie so etwas nie gesagt. Er war hergekommen, um ihr die Wahrheit ins Gesicht zu schleudern, ihr zu sagen, daß Larmont sie betrogen hatte – und sie verteidigte ihn.
    In Gedanken verglich er Larmonts Auftreten während der Diskussion an Bord mit sich.
Ein Techniker hatte den Vorschlag gemacht, die Sonne zu impfen, aber man hätte sich durch die Abgabe des Arkonium und der Antistoffe zu jahrelangem Bleiben auf dem Planeten verdammt und nur einen kurzen, nicht kalkulierbaren Aufschub der Nova erreicht.
Dangisweyo hatte sofort dagegen argumentiert. Ihm erschien die Idee des Chemikers Wood geeigneter, einige der Wesen auszusuchen, um wenigstens das Geschlecht der Araer zu retten. Auf der Erde hätten sich schon Wohnmöglichkeiten gefunden.
Die Menschen konnten sich ihrer Verantwortung nicht entziehen. Aber wer vermochte diese Verantwortung in Taten umzusetzen?
Jede Entscheidung blieb unter den komplizierten Umständen nur Stückwerk. Wären sie abgeflogen, ohne etwas zu tun, hätten sie sich wie Verbrecher fortgestohlen. Bleiben konnten sie auch nicht. Und nicht helfen, dafür war die Zeit zu kurz.
Aus diesem Grund erschien Woods Vorschlag als der geeignetste, dem auch Harpoyer zustimmte.
Larmont war erregt aufgesprungen. Dangisweyo erinnerte sich an die Worte, als sei es erst gestern gewesen: »Und wer will die Auswahl übernehmen? Wer von euch will hingehen und sagen: Du Mutter, du darfst dein Leben retten, aber für deine Schwester und deinen Mann ist kein Platz mehr, sie müssen sterben! Und niemand kann so grausam sein, sie ohne ihr Wissen der Heimat entreißen, auch wenn der Planet zehnmal untergeht…«
Dangisweyo hatte Larmont heftig angegriffen und ihn naiver Sentimentalität bezichtigt, als einen Menschen, der sich von Emotionen leiten läßt, statt den logischen Verstand einzusetzen.
»Vielleicht hast du recht, Velena. Ich meine, es hat mich überrascht, wie er es gesagt hat. Sicher entsprach der Ton nicht seinem Charakter. Ja, wenn ich mich recht erinnere, war er einer von denen, die sich besonders mit den Araern angefreundet hatten.«
4
    Als eine Abordnung das Schiff verließ, wurden die Wissenschaftler sofort umringt. Die Araer betasteten, berochen und bestaunten die Menschen.
    Dieses Geschehen entzog sich irdischer Logik, doch niemand würde es während seines Lebens vergessen. Besonders einem gemeinsam durchgeführten Fest haftete das Fluidum des Unwiederbringlichen an.
    Das ewige Halbdunkel gewohnt, ausgestattet mit Infrarotund Radarsensoren, zeigten die Wesen doch Sehnsucht nach Helligkeit, und war sie auch noch so schwach.
    Mit einer Tinktur bestrichene Blütenkelche begannen zu leuchten und verbreiteten für Stunden auch Wärme.
Mittelpunkt dieses Festes war das Spiel der Wesen mit dressierten Tieren. Sie hatten diese so abgerichtet, daß sie mit ihren Ultraschallauten einen vieltönigen Rhythmus erzeugten, dessen Reiz auch die Menschen gefangennahm, obwohl er für sie nur mittels der Technik wahrnehmbar war. Dazu reichten sie eine Frucht, die leicht berauschend war.
Larmont kam auf den Gedanken, Musikinstrumente aus der Romulus zu holen. Er selbst brachte seine Gitarre mit.
    Die Araer waren außer sich vor Staunen und Freude, denn sie konnten auch niedrige Frequenzen wahrnehmen.
Mit endlosem Gezwitscher wurden die Menschen in das Leben der Familien einbezogen. Ein paar Tage hatte es den Anschein, als würde durch die beiderseitige herzliche Ausgelassenheit die wissenschaftliche Forschung leiden.
Nur allmählich schieden die Gruppen der verschiedenen Fachrichtungen aus dem direkten Kontakt aus, und nur eine geringe Anzahl Kosmonauten drang in das Wesen der außerirdischen Zivilisation tiefer ein.
    Rasch kam man zu der Auffassung, eine der Urgemeinschaft entsprechende Gesellschaft vorzufinden, denn es gab keine Anzeichen für die beginnende Deformation des Sozialgefüges durch privates Eigentum.
    Die komplizierten Umweltbedingungen beschränkten die feststellbare Zahl der Araer auf ungefähr zwanzigtausend. Darum gab es keine umfassende Besiedlung des Planeten. Die Entwicklung vollzog sich auf einem begrenzten Ort. Das vereinfachte die Untersuchungen.
    Nach und nach wurden auch die sozialen Bindungen der Wesen verstanden. Sie stützten sich auf verwandtschaftliche Beziehungen, in denen die Mütter die dominierende Stellung bezogen.
    Das Gebären und Aufziehen des Nachwuchses geschah unter außerordentlich schweren Bedingungen, so daß nur wenige Kinder

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