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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Raye
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Leben begann am 16. Mai 2011 um 19:10 Uhr, an einem Frühlingsabend an genau demselben Ort, an dem ihre Kindheit geendet hatte: Sie saß an ihrem Schreibtisch am Fenster des alten Landhauses in Maidstone, Südengland, an dem sie die fünfzehn Jahre, drei Monate, zwölf Tage, 16 Stunden und 44 Minuten ihrer Kindheit verbracht hatte. Mehr als zwei Jahre waren seither vergangen.
     
    Sie hatte Monate gebraucht, um die Ereignisse zu verarbeiten, die über sie hereingebrochen waren, weil sie einen Namen gefunden und ausgesprochen hatte, der in ihrem Namen verborgen war.
     
    Anne hatte die Fenster geöffnet, draußen war es noch warm. Sie trug ein neues blaues Kleid. Gedankenverloren schob sie einige Spielsteine aus dem Scrabble-Spiel auf der Fläche des Schreibtisches hin und her, die Buchstaben seines Namens:
     

     
    Sie vermisste ihn, wie sie sonst niemanden in ihrem Leben vermisst hatte, hatte sich Wochen nach Alans Verschwinden die Augen ausgeweint, war nachts immer wieder aus Träumen aufgeschreckt und hatte nach ihm gerufen, aus Träumen, wie jeder andere Mensch sie erlebte, in dem die personifizierte dunkle Seite ihrer Person keine Rolle mehr spielte. Nox existierte nicht mehr, sie war mit Alan fort gegangen. Mit ihrem Alan, der mehr als ihr guter Freund war, vielleicht die Liebe ihres Lebens, der Junge mit dem unschuldigen Lachen, auf den sie gewartet hatte und den sie nie vergessen, aber auch nie wieder treffen würde.
     
    Die ruhige Abendstimmung tat ihrer Seele gut, nichts war mehr hart und unausweichlich, alles bewegte sich, auch die Spielsteine mit den tief eingravierten Buchstaben darauf huschten in den Schatten der Abendsonne auf immer neue Plätze. Sie brauchten die Hilfe ihrer Finger nicht, formten neue Wortgebilde. Worte entstanden …
     

     
    … Wieder das Siegel, ein Zeitalter, drei leere Buchstaben, das konnte nichts bedeuten. Dann
     

     
    … die Mondgöttin …, und jetzt sogar vier Buchstaben ohne Sinn, schließlich …
     

     
     
    Volle fünf Lettern übrig. Anne war kurz davor aufzugeben. Was sollte das alles bedeuten? Nein, sie wollte das nicht interpretieren. Wenn schon Botschaften, dann eindeutige, klare …
     
    Doch es war wie ein Zwang. Wie elektrisiert blickte sie jetzt auf die Buchstaben. Sie fühlte, dass sie womöglich ein weiteres Geheimnis bargen, dass sie finden musste, dass nun ihr Leben eine neue Wende nehmen würde wie vor zwei Jahren, als ihr zwei Worte für lange Zeit die Ruhe raubten, sie in eine Krise stürzten.
     
    Nein, dies war kein Traum, keine Vision und keine Halluzination, sie war ganz bei sich und ihr Verstand war völlig wach. Dies war die Wirklichkeit, auch wenn die kleinen, elfenbeinfarbigen Blöcke jetzt überdeutlich und messerscharf vor ihren Augen standen. Etwas würde nun einsichtig werden, in dieser Sekunde würde das Universum ihr etwas sagen, ihr eine persönliche Nachricht zukommen lassen. Als die Buchstaben und Annes Hand, die noch vor kurzem den schlichten goldenen Ring getragen hatte, zur Ruhe kamen, blieben zwei Worte zurück:
     

     
    Alan war ihr Schutzengel, der mit dem flammenden Schwert, der sie vor allem Bösen behütet hatte.
     
18. Mai 2011
    Anne war froh, dass Tom Shipe sie besuchte und sie von ihren Grübeleien um Trauer und Verlust ablenkte, in die sie immer noch hin und wieder verfiel. Sie saßen draußen am Gartentisch, hatten eine Weile angeregt miteinander gesprochen, waren dann auch auf Alan und sein plötzliches Verschwinden gekommen.
     
    „Ich kann es mir auch nicht erklären“, bedauerte Tom. „Aber manchmal im Leben gibt es Situationen, die auf den ersten Blick nur schwer zu verstehen sind. Kann sein, dass er einfach mal weg musste …“
     
    „Du meinst, er ist aus freien Stücken gegangen?“ fragte Anne, die über ihr nächtliches Erlebnis einer magischen Hochzeit mit Tom nicht reden wollte. „Warum hat er keine Nachricht hinterlassen, sich später nicht gemeldet? Es könnte ihm auch etwas zugestoßen sein.“
     
    „Alan?“ Tom lachte. „Irgendwie war Alan wohl immer sein eigener Schutzengel! Du wirst sehen, eines Tages klingelt es und Alan steht wieder vor der Tür.“
     
    Wie sehr sie diese Situation herbeisehnte! Anne schluckte, spürte kurz Tränen aufsteigen, wischte alle Gedanken an Alan fort, um nicht die Fassung zu verlieren. Weder wollte sie jetzt eine Blöße geben, zeigen, wie verletzt sie war, noch ihr Treffen mit Tom beenden, der so kurz nachdem Alan aus ihrem Leben verschwunden war, sehr

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