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Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter

Titel: Nox Eterna - Die ewige Nacht der Anne Oxter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Damian Raye
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verwarfen die Idee.
     
    „Unkalkulierbares Ergebnis!“ meinte Anne. „Dann lieber Glatze!“
     
    Silly verdrehte die Augen.
     
    „Das möchte ich sehen!“
     
    Schließlich entschied sich Anne für eine Ballonmütze im Rasta-Look, welche ihr komplettes Haupthaar bis auf ein paar Spitzen verbarg.
     
6. Dezember 2009
    Am nächsten Morgen wollte Anne sich zuerst krank melden – ihre Mutter erklärte zwar Annes Haare für ein ziemlich auffälliges Symptom, wusste aber nicht, welcher Krankheit sie zuzuordnen wären. Sie bestand darauf, dass Anne in die Schule ging. Sie erreichte unbehelligt das Schulgelände, passierte, von Silly abgeschirmt, den Schulhof, ohne wegen ihrer neuen Haarpracht angesprochen zu werden, schaffte es durch das Portal, die Treppen hinauf in den Klassenraum und atmete auf.
     
    Eigentlich hatte sie nicht die Absicht, die Mütze vom Kopf zu nehmen. Dabei hatte sie ihre Englischlehrerin vergessen. Mrs. Dinkle mochte es gar nicht, wenn die Schuluniform modisch variiert wurde.
     
    „Nimm bitte die Mütze ab, Anne!“ forderte sie höflich, aber bestimmt, weckte dadurch alle noch halb schlafenden Mitschüler und Mitschülerinnen auf und fixierte ihre Blicke auf Annes Kopf, der nach einem zaghaften Versuch, das Schlimmste zu vermeiden …
    ,
    „Es ist aber irgendwie … kalt hier…!“
     
    … aufleuchtete wie die aufgehende Morgensonne. Man hörte Lautäußerungen zwischen Erstaunen und Entsetzen. In das erste aufkommende Stückchen Stille nach dem großen Ausbruch rief Millie Mason mit ihrer glasklaren Stimme:
     
    „Guckt euch die an, die sieht aus wie … wie … ein rothaariger Troll! Ist sie nicht niedlich?“
     
    Ausgerechnet Millie! Sie kannte Annes Probleme nicht, hatte lange, naturblonde Haare, auf die sie über alle Maßen stolz war.
     
    „Ich gebe dir gleich …. rothaariger Troll!“
     
    Anne sprang auf, fand aber die Worte nicht, ihr adäquat zu antworten, spürte, dass sie den Tränen nahe war und zugleich Wut in sich aufsteigen fühlte. Warum, fragte sie sich, ist für ein fast sechzehnjähriges Mädchen, alles, was mit ihrem Aussehen zusammenhängt, so unheimlich wichtig?
     
    „Ruhe jetzt!“ sagte Mrs. Dinkle. „Habt ihr noch nie … rote Haare gesehen?“
     
    Sie schmunzelte unmerklich. Anne setzte sich, Millie grinste sie an, warf dabei provokativ ihren blonden Haarschopf von der einen auf die andere Schulter, setzte sich ebenfalls.
     
    In der Pause hörte Anne die ersten dummen Witze. Trolle, aber auch Karotten und Kaninchen spielten darin eine Rolle. Sie ignorierte sie. Nach der Schule hatte sie nichts Eiligeres zu erledigen, als die „Hair Base“ aufzusuchen, den Friseurladen an der Ecke, für den ihr sonst ihr Taschengeld zu schade war. Dort handelte sie sich ein paar letzte Bemerkungen über ihre Haarfarbe ein und ließ das Problem professionell aus der Welt schaffen.
     
    Um ein paar Pfund ärmer, aber mit einer erstaunlich natürlichen, dunkelbraunen Haarfarbe – genau ihre Haarfarbe, die sie lange gesucht hatte – kam Anne an diesem Tag etwas später nachhause. Ihre Mutter begrüßte sie nach einem kurzen, examinierenden Blick auf ihren Schopf aufatmend.
     
    In der folgenden Nacht war Anne seit langer Zeit zum ersten Mal wieder in Nethernox. Obwohl sie schlief, vermutete ihr Verstand sofort, dass es in diesen Traum um die erlittene Erniedrigung wegen ihrer roten Haare gehen würde. Verwundert musste sie feststellen, dass die Situation, in die sie sich hinein träumte, eine völlig andere war: Nox Eterna, Annes Fantasiegestalt und Traumexistenz, dachte nicht daran, jemanden den Kopf zu scheren oder besonders prächtigen Haarwuchs lila zu färben. Die Magierin und ihre Schutztruppen ritten zur Jagd aus. Eine Meute geifernder Hunde und Schwärme von Krähen begleiteten sie. Nox Eterna galoppierte auf einem kraftvollen Rappen voraus, einem Hengst mit breiter Brust und gewaltigen Schenkeln. Sie spürte, dass ihr Reittier nicht das geringste Problem mit ihrem Körpergewicht hatte, obwohl sie eine bronzene Rüstung trug. Sie schwebte auf seinem Rücken durch das unwegsame Gelände, über alle Hindernisse, nichts konnte sie aufhalten. Es ging auf Schattenwölfe und Nachtsarkanen, graue Schleichräuber die einen, bedrohliche Monster die anderen, aufrecht gehend und mit Krallen und Zähnen bewehrt, in zottigen Pelz gehüllt. Sie stoppten unvermittelt, als am Waldrand ein Sarkan auftauchte. Es musste ein Albino sein, ein Tier mit hellem Fell, das im Mondlicht

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