Nr. 13: Thriller (German Edition)
darüber zu reden. Aber das ging nicht. In der Kette Friedrich Schuster, Vincente und sie war sie nun mal das schwächste Glied. Wenn sie etwas herausfinden konnte, dann über Leentje.
Zärtlich strich diese über den hellblauen Stein. „Woher wissen Sie von Thijs und dem juweel ?“
„Ihr Ehemann hatte es letzten Sommer erwähnt.“
„ Echt waar? Was genau hat er gesagt?“
Marie stutzte. Was sollte die Frage? „Nur, dass der Edelstein ein Andenken an Ihren Sohn ist.“
Leentje lächelte bestätigend.
„Warum ein Anhänger? Sie haben doch sicher noch vieles behalten.“
„Sein Kinderzimmer steht noch da, als würde mijn zoon zurückkommen.“
„Vielleicht tut er das ja.“
„Wie könnte er?“ Leentje schnaubte, als hätte Marie etwas völlig Abwegiges von sich gegeben. Ihre Hand krampfte sich um den Stein und ihre Augen wurden feucht.
„Es ist durchaus denkbar, dass er bei seinem Entführer lebt. Wenn er in den Kindergarten kommt, spätestens aber bei der Einschulung, wird auffliegen, dass etwas nicht stimmt.“
„Ach so.“
„Ihr Mann liebte den Kleinen sehr, das merkt man, wenn er über ihn redet.“
„Wir sprechen eigentlich nicht mehr mit anderen über Thijs!“, sagte Leentje hart, als wollte sie das Gespräch hier beenden. Offenbar wurde ihr bewusst, dass ihre Worte auf Außenstehende gefühlskalt klingen mochten, denn sie sah Marie erschrocken an und fuhr sanfter fort: „Aber ja, natürlich. Er hat den Kleinen vergöttert. Für ihn bedeutete Thijs alles. Es war seine Idee, ein Kind zu bekommen. Er hat mich förmlich gedrängt. Und als het Jochie da war, hat er ihn auf Händen getragen. Der wird mal ein kleiner Pascha, habe ich ihn gewarnt, aber er hat die ganze Zeit Fingerspiele mit ihm gespielt, obwohl Thijs noch viel zu klein dafür war. Er war der beste vader op de wereld !“
Eine weitere Lüge. Marie schaute zu Pillners Assistentin hinüber, die versuchte, Schuster zu beruhigen. Wie Annett Marie erzählte, hatte sie mitbekommen, wie Leentje ihren Mann dazu zwang, Sex nach der Temperaturkurve zu haben. Beide mochten Nachwuchs gewollt haben, aber es war eindeutig Leentje gewesen, die Druck gemacht hatte, und nicht er. Warum behauptete sie es dann?
Maries weiblicher Instinkt, die Ehe mit einem Kriminalkommissar und ihre Anwesenheit in Gerichtssälen sagten ihr, dass etwas mit der Familie Schuster nicht stimmte.
***
„Leentje Schuster hat mir ein einziges Lügengebilde präsentiert“, schloss Marie ihren Bericht am Abend. Sie schob Daniel einige Schachteln mit chinesischem Essen, das sie auf dem Heimweg gekauft hatte, über den Tisch zu.
Die Generalprobe war selbst für sie anstrengend gewesen, obwohl sie keine Kostüme mehr hatte ändern müssen. Immer wieder war Friedrich Schuster explodiert. Marie war in ständiger Alarmbereitschaft gewesen, um ihn zurückzuhalten, falls er versuchen sollte, einem der Darsteller den Hals umzudrehen.
Jetzt knurrte ihr Magen. Der köstliche Duft von Ente, Hühnchen, Sojasauce, Gemüse und asiatischen Gewürzen breitete sich in der Küche aus.
„Und du glaubst, das hat etwas mit Thijs zu tun?“
„Ich denke nicht. Er wurde im letzten August auf einem niederländischen Rastplatz von einem Unbekannten aus ihrem Wagen entführt. In diesem Fall sind die Schusters Opfer.“ Nur um ihn zu necken, hielt sie ihm die Essstäbchen hin, obwohl sie wusste, dass er abwinken würde. Er kam mit ihnen einfach nicht klar.
Daniel gab ein Knurren von sich und nahm die Gabel, die Marie vorsorglich herausgelegt hatte. „Was vermutest du dann?“
„Wenn wir herausfinden, was es mit dem Diamanten auf sich hat, wissen wir auch, welches Geheimnis die Schusters hüten.“ Sie brach ihre Stäbchen so behutsam auseinander, dass kaum ein Laut zu hören war.
Daniel, der gerade in eine Frühlingsrolle beißen wollte, hielt in der Bewegung inne. Seine Stirn krauste sich. „Wir?“
Lächelnd nahm Marie ein Stück Tofu mit Bambussprossen und Mungobohnenkeimen auf und wollte ihn damit füttern.
Beim Anblick des Tofus verzog er sein Gesicht und schüttelte den Kopf. „Und wie sollen wir das anstellen?“
„Ich kann Vinzent Quast nicht auf den Zahn fühlen. Dafür habe ich weder die Lobby noch den Mumm, um ehrlich zu sein. Bei dem Mann bekomme ich eine Gänsehaut. Außerdem könnte das deine Ermittlungen in der Bruchstraße 13 gefährden.“
„Mir schwant, ich bin längst in deinen Plan eingespannt, ohne es zu wissen“, sagte er über den Rand seines Glases
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