Nr. 13: Thriller (German Edition)
Marktwert zu steigern. Ein Köder, um ihn endlich an die Angel zu kriegen. Aber der Fisch hat nicht angebissen.“
„Dann lassen Sie ihn ab sofort in Ruhe?“
„Haas ist ein wenig scheu. Aber stille Wasser sind tief.“
Daniel ging nicht darauf ein. Er wollte jetzt nicht über Stefan Haas reden, sondern ihm ging es darum, Quast auf den Zahn zu fühlen, nicht nur, was den Stein betraf. Er musste mehr über ihn erfahren, damit er ihn einschätzen konnte. Außerdem brannte ihm eine bestimmte Frage auf der Zunge. Um seine Reaktion zu testen, konfrontierte er ihn direkt. „Versorgen Sie die Pädophilen mit Kinderpornos?“
„Was?“ Vincente flog nach vorne. Seine Handflächen klatschten auf die Tischplatte, sodass die Cola in seinem Glas hin und her schwappte. „Sind Sie bescheuert, Mann?“
„Sie sind eine Art Dealer und die Pädosexuellen brauchen Stoff.“
„Quatschen Sie keinen Bullshit. So einen Dreck rühre ich nicht an!“
„Sie machen Ihr Geschäft mit Plunder von Kriminellen. Als was bezeichnen Sie das?“
„Das sind saubere Geschäfte. Ich würde niemals … niemals!“
„Sie erwecken eher den Eindruck, aus allem, was sich Ihnen bietet, Geld zu machen. Filmchen, die ausschließlich unter der Theke verkauft werden, bringen einen satten Gewinn.“
Vincentes Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Er stützte sich auf der Tischplatte ab. „Ich habe selbst eine Tochter. Katharina ist vor einer Woche acht Jahre alt geworden.“
„Katharina?“, fragte Daniel verdutzt, hatte er doch mit einem außergewöhnlichen Namen gerechnet. In manchen Dingen war Vincente wohl kleinbürgerlicher, als er aussah.
„Sie bedeutet alles für mich! Ich bin geschieden. Meine letzte Freundin kam nicht damit klar, dass ich jeden Sonntag mit meinem Mädchen verbringen möchte. Deshalb habe ich sie gekickt. Katharina ist mein Ein und Alles. Wenn jemand sie anfasst, werde ich ihn töten. Ist das klar?“
„Und trotzdem arbeiten Sie mit den Bewohnern der Nummer 13 zusammen?“
„Man muss seine Partner nicht mögen, um mit Ihnen Geschäfte zu machen. Oder sind Sie und Ihre Kollegen alle ein Herz und eine Seele?“
Voigt tauchte vor Daniels geistigem Auge auf, sodass er recht heftig mit dem Kopf schüttelte. „Und dennoch ist das mit den Fanartikeln nicht nur ein Job für Sie. Sie sagten bei unserem ersten Zusammentreffen selbst, Sie würden den Kalten Walter verehren.“
Nachdem Quast tief durchgeatmet hatte, setzte er sich wieder aufrecht hin und verschränkte die Arme vor dem Oberkörper.
„Sie haben die Straftaten des Kannibalen sogar verteidigt.“
„Nicht seine Taten, sondern was ihn dazu gebracht hat, die Menschen zu töten und zu essen. Er wollte sie vor der Welt, die sie schlecht behandelt hatte, beschützen. Menschen sind nicht nur gut oder böse.“
„Aber er war krank. Er tickte nicht richtig.“
Zischend zeigte Vincente seine Zähne und schloss eine Hand um den Diamanten.
„Seine Mithäftlinge dachten wohl genauso, denn vier von ihnen brachten ihn vor einem Jahr gemeinsam um.“
„Das ist doch wieder so eine beschissene Anspielung von Ihnen. Ich wurde nicht angeklagt, weil ich unschuldig war.“
„Da komme ich nicht mit“, sagte Daniel verwirrt. „Wovon sprechen Sie?“
„Spielen Sie nicht das Unschuldslamm, Kommissar Zucker. Sie haben es faustdick hinter den Ohren, das habe ich schon spitzgekriegt. Wenn Sie nicht cleverer als Ihre Kollegen wären, hätte man Sie längst wegen Ihrem Opastuhl geschasst. Sie haben sich doch bestimmt über mich erkundigt. Man warf mir vor, die Häftlinge für den Mord an Walter Steinbeißer bezahlt zu haben.“
„Wieso das?“
„Deswegen.“ Stolz hielt Vincente seine Träne hoch. Das Blau war dunkler als die Farbe von dem Stein der Schusters. Laut Maries Aussage war dieser so hell wie der Himmel an einem Frühlingsmorgen, während dieser hier eher mit Lupinen zu vergleichen war.
„Ich verstehe nicht.“
„So gewitzt sind Sie also doch nicht. Walter schrieb ein Testament. Darin stand, dass er verbrannt und mir seine Asche übergeben werden sollte.“ Quast hielt die silberne Fassung so, dass Daniel die zwei gestanzten Worte lesen konnte: In memoriam – zum Gedenken an.
Daniel krauste seine Stirn, denn er kapierte immer noch nicht, worauf Quast hinauswollte. Langsam kam er sich dumm vor.
Genervt rollte Vincente mit den Augen. „Er war sofort begeistert von meiner Idee, denn er hatte Angst vor dem Tod, glaubte, er käme in die Hölle, aber ich konnte
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