Nuancen der Lust (German Edition)
Hure, die man nach Belieben weiterreicht. War Steffen etwa doch nicht so harmlos? Hatte er ausgelotet, wie heiß sie auf Sex war und auf welche Spiele sie sich einlassen würde, um sie dann in die Fänge eines Zuhälters zu führen? Ein kalter Schauer jagte ihren Rücken hinunter und dämpfte für einen Augenblick ihre Erregung. Der Dildo in ihrem Inneren erschien ihr plötzlich wie ein Feind, der von ihr Besitz ergriffen hatte.
Ihre Verärgerung und Sorge hielt jedoch nur kurz an, dann überwogen Instinkt und Gefühl. Denn der andere, der ihr als Dom vorgestellt wurde, übertraf Steffen bei weitem an Attraktivität – und an Überlegenheit, das spürte sie sofort. Der Blick, mit dem er ihrer Musterung standhielt, war stolz und selbstbewusst, jedoch ohne den unangenehmen Beigeschmack von Überheblichkeit. Seine Dominanz war beinahe körperlich wahrzunehmen, obwohl keine Berührung stattfand. Wie würde es sein, wenn er – nein, das hatten die beiden nicht ernst gemeint, dass sie tauschen würden. Oder doch?
Eva wagte kaum zu atmen, als Marvin ihr die Hand zur Begrüßung entgegen streckte. Sein Griff war angenehm fest. Ihre Gedanken wirbelten wild durcheinander. Schweiß sammelte sich nun in ihrem Rücken. Ihre Empfindungen wechselten im Sekundentakt und ihr blieb kaum Zeit, sich auf den Platzwechsel der beiden Männer einzustellen.
Sie hätte aufstehen und gehen können. Immerhin befand sie sich an einem öffentlichen Ort und zumindest innerhalb des Restaurants war sie sicher. Schließlich hatte sie doch beschlossen, das Abenteuer zu wagen, nichts Gefährliches hinter dieser Aktion zu vermuten und ging auf Marvins Forderungen ein. Denn falls, ja falls er wirklich ein Dom war, der wie sie Erfüllung bei dieser Art erotischer Spiele suchte und über ausreichende Erfahrung verfügte, wie man diese sicher und mit dem gewünschten Spaßfaktor gestaltete, dann wäre ihre Begegnung ein Volltreffer.
Rückblickend war der Abend das Aufregendste gewesen, was Eva seit langem erlebt hatte. Ab dem Augenblick, als Marvin den Kochlöffel gekonnt zweckentfremdete, hatte Eva alle Bedenken abgeworfen und nur noch spontan gehandelt, geleitet von ihren momentanen Empfindungen und Bedürfnissen. Als hätte sie genau auf jemanden wie ihn gewartet, der sie heiß machte, ihr den Orgasmus standhaft verweigerte und hinausschob, verfiel sie in einen Rausch der Sinne, der nach Wiederholung verlangte. Am Schluss wäre sie bereit gewesen, ihn auf allen Vieren kniend um die Gewährung eines Höhepunktes anzuflehen. Das war jedoch nicht nötig gewesen.
Das Nebensächlichste war das Essen. Gewiss, es war ausgezeichnet gewesen. Es gab nicht das Geringste daran auszusetzen. Aber zwischenden einzelnen Gängen hatte Marvin sie immer wieder aufs Neue erregt, bis sie vor Lust kaum mehr japsen konnte. Sie flehte ihn um einen Höhepunkt an, aber er blieb hart.
Ehe er sie mit seinem Wagen direkt vor die Haustür brachte, gönnte er sich noch mehrmals den Spaß, sie fremdzusteuern. Sie hatte keine Augen für sein Auto, ob es sich um eine besondere Marke handelte. Gefangen in der Lust ihres Körpers nahm sie auf dem Beifahrersitz Platz und registrierte lediglich, dass die ledernen Schalensitze sehr bequem waren. Kurz darauf wand sie sich atemlos, wimmernd, außer Kontrolle und ihm vollkommen ausgeliefert, wenn er den Vibrator ein- und ausschaltete. Aber auch ohne Penetration war ihre Erregung mittlerweile so intensiv und überreizt, dass sie schließlich mit einem Aufschrei kam, als er die Vibration gerade wieder abschaltete.
Der Abend hatte ihre Erwartungen bei weitem erfüllt. Marvin wiederholte seine Frage nicht, ob sie ihn als ihren Dom anerkenne. Für ihn schien dies eine logische Schlussfolgerung zu sein. Ganz Gentleman stieg er zuerst aus, ging um den Wagen herum, öffnete die Tür und reichte ihr die Hand, um ihr beim Aussteigen behilflich zu sein.
»Wann sehen wir uns wieder?«, wisperte sie benommen.
Er führte ihre Hand hoch zu seinem Mund und hauchte einen Kuss darauf, wobei er ihr direkt in die Augen sah. »Bald, sehr bald. Wie ich schon sagte, ich werde dich anrufen, wenn ich dich sehen will.«
Eva schüttelte matt den Kopf. »Ich kann nicht einfach so. Ich habe nur abends oder am Wochenende Zeit.«
Marvin legte ihr seinen Finger auf den Mund. »Pscht, ich weiß, du bist eine erfolgreiche, vielbeschäftigte Frau. Aber der Reiz liegt doch gerade darin, allzeit bereit zu sein.«
»Allzeit?«
»Gewiss. Lass dich überraschen. Es wird
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