Nubila 02: Aufstand der Diener
angezogen hatten, aber sie war inzwischen dreckig und an einigen Stellen zerrissen. Sein Gesicht war leicht zerkratzt und seine Augen sprangen gehetzt von einer Person zur nächsten. Ohne dass es ihr bewusst wurde, setzte Kathleen sich in Bewegung, aber Harold fing sie ab und umschlang sie unerbittlich mit seinen kräftigen Armen.
„Warte noch“, zischte er. „Ich lasse dich gleich zu ihm. Versprochen.“
Widerwillig hörte Kathleen auf zu zappeln und wurde wieder ein wenig ruhiger. Doch genau in dem Moment spürte sie, wie eine Welle des Zornes von außen auf sie einstürmte. Zorn, der nicht von ihr selber stammte. Jason war wütend. Sie konnte es an seinen Augen sehen, aber vor allem spürte sie es am ganzen Körper. Sofort machte sie sich klein und war plötzlich froh, dass Harolds Körper sie vor Jasons direkten Blicken abschirmte. Er war richtig wütend. Und zwar auf sie.
Kathleen hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass die ganze Sache vielleicht eine solche Wirkung auf ihn haben würde. Aber sie hatte sich auch in den letzten Stunden hauptsächlich mit ihren eigenen Gefühlen auseinandergesetzt und seine dabei vollkommen vergessen. Doch nun, wo er ihr so nahe war, konnte sie ganz genau spüren, dass er unglaublich wütend war. Nicht weil sie es ihm ansah, sondern weil seine Gefühle auf sie übersprangen.
Vorsichtig spähte Kathleen an Harolds Arm vorbei und sah, wie Alexander aus seinem Zelt trat und sich Jason gegenüberstellte. Einen Moment lang fixierten sich die beiden Männer. Sie waren ungefähr gleich groß, aber Jason hatte natürlicherweise die dunklere Haut und war insgesamt etwas breiter gebaut. Kathleen hatte trotzdem keinen Zweifel daran, dass Jason bei einem Zweikampf den Kürzeren ziehen würde. Wenn die Diener sich einmal trauten, einen Herrn anzugreifen, dann waren sie die Stärkeren. Es war nur einfach so, dass es meistens keiner versuchte.
„Ich muss mit ihr reden“, sagte Jason ohne weitere Erklärungen.
Alexander nickte. Offenbar hatte er nichts anderes erwartet.
„Tu das“, sagte er und zeigte dann in Kathleens Richtung. „Aber geht nicht zu weit weg. Das würden wir merken. Und sobald ihr das geklärt habt, kommt ihr beide zu mir. Es gibt einiges zu besprechen.“
Jasons Blick wanderte zu Kathleen und bohrte sich sofort in ihre Augen. Die Macht des Zornes überwältigte sie und gab ihr das Gefühl, sich nicht auf ihren Beinen halten zu können. Als Harold sie losließ, musste er sofort wieder nach ihrem Arm greifen, damit sie nicht umfiel.
„Alles klar, Kath?“, hakte er nach.
„Ja ja“, winkte Kathleen ab und riss sich zusammen. „Danke, Harold.“
Jason war schneller bei ihr, als ihr lieb war. Jetzt wo er hier war, hatte sich ihr Verlangen nach ihm weitgehend aufgelöst und wurde überlagert von seinen Gefühlen, die offensichtlich ganz und gar nichts mit Sehnsucht zu tun hatten. Grob griff er nach ihrem Arm und führte sie fort in den Wald hinein. Er brachte sie so weit von dem Lager weg, bis er vermutete, dass man sie nicht mehr hören konnte. Dann ließ er ihren Arm los und raufte sich die Haare. Unzufrieden setzte Kathleen sich auf einen Stein und rieb sich den Arm.
„ Was sollte das, Kathleen? “, brüllte Jason sofort und sie zuckte zusammen. „ Was um Himmels Willen hast du dir dabei gedacht? “
Sofort sprang sein Zorn auf sie über und sorgte dafür, dass auch bei ihr eine Sicherung durchbrannte. Wütend erhob sie sich.
„ Ich hatte doch keine Wahl! “, schrie sie zurück und funkelte ihn genauso böse an, wie er sie. „Ihr wärt gestorben, wenn ich mich nicht mit Euch verbunden hätte, Herr. Ich wollte das auch nicht, das könnt Ihr mir glauben.“
„Aber die Verbindung ?“, fassungslos schlug Jason die Hände über dem Kopf zusammen. „Du hast ja keine Ahnung, was du da angestellt hast.“
„Oh doch“, gab Kathleen grimmig zurück. „Seit ein paar Stunden habe ich ein ziemlich genaues Bild von dem, was ich da angestellt habe. Und glaubt mir, so hatte ich mir das auch nicht vorgestellt.“
Wütend baute Jason sich zu seiner vollen Größe vor Kathleen auf und gab ihr das Gefühl plötzlich ziemlich klein und unbedeutend zu sein.
„Du hast damit mein Leben ruiniert“, raunte er.
„Was hätte ich denn tun sollen?“, fragte Kathleen jetzt etwas kleinlauter. „Euch sterben lassen?“
„Oh ja. Genau das“, bestätigte Jason. „Das wäre mir auf jeden Fall lieber gewesen.“
Ein Schmerz durchfuhr Kathleen, der so körperlich
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