Nubila 02: Aufstand der Diener
bedauerlicher Irrtum.“
„Oh ja. Davon bin ich überzeugt“, sagte Anabell nickend. „Aber leider zählt das ‚bis dass der Tod euch scheidet‘ trotzdem.“
Grimmig verzog Jason den Mund.
„Und wer bist du?“, zischte er.
Anabell sah zu Kathleen hinüber und diese seufzte entnervt.
„Jason. Das hier ist Anabell“, stellte sie vor. „Anabell. Jason.“
„Sehr erfreut“, säuselte Anabell und zog eine Augenbraue hoch. Verwirrt schüttelte Jason den Kopf und ging dann weiter den Weg entlang.
„Was war das denn?“, fragte er, als Kathleen ihm folgte.
„Anabell ist ein wenig … speziell“, erklärte Kathleen schlicht. „Wenn du kannst, dann halte dich lieber von ihr fern.“
Als sie vor ihrem Zelt angekommen waren, zögerte Kathleen. Ihr war klar, dass alle im Lager erwarteten, dass sie beide das Zelt teilten, aber Jason hatte ganz eindeutig seine Ablehnung ihr gegenüber mitgeteilt und Kathleen wusste nicht, wie sie sich verhalten sollte.
„Na, komm schon“, sagte Jason ungeduldig. „Ich bin hundemüde. Ist das hier das richtige Zelt?“
Kathleen nickte und Jason ging hinein. Nach kurzem Zögern folgte sie ihm und blieb in der Mitte stehen. Das Zelt war nur mit einer Decke ausgelegt und außer ein paar alten Säcken befand sich nichts weiter darin.
„Das ist ja mal ein Luxus“, sagte Jason sarkastisch und zog umständlich seine Schuhe aus.
„J… Jason“, sagte Kathleen zögerlich und Jason drehte sich sofort zu ihr um. Er wirkte müde und erschöpft, aber es gab etwas, das Kathleen noch klären musste.
„Ja?“
„Vorhin … Vorhin habt Ihr, ich meine, hast du gesagt, dass es das Schlimmste wäre, was dir passieren könnte, an mich gebunden zu sein.“
„Ja.“
„Warum? Ich meine … an wen wäret Ihr denn lieber gebunden?“
Jason lachte freudlos und verzog dann den Mund.
„Wie wäre es mit jemandem, der einen Herzschlag hat?“
Entschlossen trat Kathleen näher, ergriff Jasons Hand und legte sie über ihr Herz.
„Was zum …“, begann Jason und wollte die Hand wieder wegziehen. Doch als er spürte, was Kathleen meinte, ließ er die Hand langsam wieder sinken.
„Aber … wie …“
„Ich vermute, dass die Verbindung meinen Körper wieder aufgetaut hat“, gab Kathleen zurück. „Als du fort warst, habe ich einige Eigenarten an mir festgestellt, die ich vorher nicht hatte. Ich bin schwächer und langsamer geworden. Ich brauche Luft zum Atmen und habe wieder einen Herzschlag. Meine Körpertemperatur ist angestiegen und ich bin unglaublich müde. Ich vermute, dass die Verbindung meine Vitalfunktionen wieder in Schwung gebracht hat. Aber offensichtlich habe ich auch einige der Nachteile abbekommen, wieder ein lebendiges Wesen zu sein.“
Fasziniert sah Jason zu Kathleen hinunter und konzentrierte sich vollkommen auf ihren Herzschlag, der unter seiner Hand pulsierte. Er war perfekt auf seinen eigenen abgestimmt. In einem hatte er sich also geirrt. Sein eigener Herzschlag war nicht langsamer geworden. Er hatte sich schlicht zweigeteilt. Kathleens Herzschlag wurde unter seiner Hand schneller und verwundert stellte Jason fest, dass auch sein eigenes Herz zur gleichen Zeit anfing schneller zu schlagen. Fasziniert trat er noch ein wenig näher und konzentrierte sich voll und ganz auf ihre beiden pochenden Herzen.
Eine Hitzewelle durchfuhr Jason, die eindeutig von Kathleen kommen musste, und sofort zog er seine Hand wieder zurück.
„Tut mir leid“, sagte Kathleen und senkte peinlich berührt den Kopf. „Das ist alles noch so neu für mich …“
„Ich weiß“, gab Jason zurück und wandte ihr den Rücken zu. „Für mich auch.“
Als ihrer beider Puls sich wieder beruhigt hatte, wagte Jason es, Kathleen wieder anzusehen. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er jetzt mit Kathleen all seine Vitalfunktionen teilte. Das war so dermaßen eigenartig, dass es kein Wunder war, dass eine solche Verbindung eigentlich verboten war.
„Hör zu, Kathleen“, sagte er betrübt. „Ich weiß, dass ich dich durch die Zurückweisung verletzt habe, aber ich möchte diese ganze Situation nicht noch komplizierter machen, als sie sowieso schon ist. Ich kann mich vielleicht nicht von dir lösen, aber ich hoffe, um ehrlich zu sein, darauf, dass es jemand anders für mich tut. Die Trennung ist eine der härtesten Prozeduren, die existiert, und man kann sich nie ganz lösen. Aber immerhin weit genug, um getrennte Leben zu führen.“
Kathleen wollte weiterfragen, woher er
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