Nubila 02: Aufstand der Diener
oh“, sagte Alexander und wirkte nachdenklich. „Alle beide? Das ist allerdings ein Problem.“
Er stand mit einer einzigen geschmeidigen Bewegung auf und ging zu einer Ecke des Zeltes, in der eine Truhe stand. Kathleen war diese Truhe schon vorher aufgefallen, aber sie hatte bisher vermutet, dass sich nur Kleider darin befanden. Als Alexander aber nun einen Schlüssel nahm und sie öffnete, sah Kathleen, dass dem nicht so war. Die Truhe besaß offenbar eine Kühlung, die an einen Generator angeschlossen war. Denn im Inneren befanden sich Blutkonserven, die ständig kühl gelagert werden mussten. Hunderte davon.
„Ich bin der Einzige, der zu diesem Vorrat einen Schlüssel hat“, erklärte er. „Die meisten von uns haben den Durst zwar längst überwunden, aber ich möchte dennoch kein Risiko eingehen.“
Alexander nahm eine Blutkonserve heraus und warf sie Jason zu, der sie problemlos in der Luft auffing und interessiert betrachtete. Er roch daran und drehte sie zweimal hin und her.
„Menschenblut“, stellte er fest.
„Was sonst?“, konterte Alexander und lehnte sich lässig an die Truhe. Ein paar Strähnen seines langen Haares fielen in sein Gesicht, aber er beachtete sie gar nicht.
„Woher …“, begann Jason.
„Aus der Fabrik“, antwortete Alexander sofort. „Ich dachte, wir könnten es vielleicht noch brauchen. Mir war allerdings nicht ganz klar gewesen wofür. Bis jetzt.“
Jason nickte und betrachtete skeptisch die Blutkonserve. Er war es zwar gewohnt, Menschenblut aus der Konserve zu trinken, aber für gewöhnlich bekam jeder der Herren nur ein kleines Schälchen voll und musste den Rest von seinem Durst mit Kunstblut stillen. Er war es also nicht gewohnt, große Mengen von Menschenblut zu sich zu nehmen.
„Na los“, forderte Alexander ihn auf. „Worauf wartest du?“
Kathleen nickte Jason aufmunternd zu und dieser zuckte mit den Achseln. Er konnte entweder verhungern oder das hier trinken. Also riss er eine Seite mit den Zähnen auf und schluckte gierig. Als er die Konserve fast geleert hatte, setzte er die Packung wieder ab und atmete einmal tief durch. Sein Magen war jetzt voll, aber das Hungergefühl war immer noch nicht verschwunden, sondern hatte sich eher noch verstärkt. Plötzlich knurrte Kathleens Magen.
„Tschuldigung“, sagte sie beschämt, als beide Männer sie überrascht ansahen.
„Also“, stellte Alexander fest. „Das hat schon mal nicht geklappt. Jetzt ist nur einer von euch beiden satt.“
Nachdenklich betrachtete er Kathleen und schien die Optionen durchzugehen, die ihnen offen standen.
„Das Risiko ist ziemlich groß“, stellte er besorgt fest. „Aber wenn wir dir nicht irgendetwas geben, kann es sein, dass du uns verhungerst, Kath. Warte mal kurz.“
Er öffnete die Kiste wieder und holte eine andere Blutkonserve heraus, die er Kathleen zuwarf.
„Probier das“, forderte er sie auf.
„Was ist das?“, fragte Jason und nahm Kathleen das Blut aus der Hand, um daran zu riechen.
„Kunstblut“, gab Alexander zurück. „Davon dürfte Kathleen sich eigentlich nicht verwandeln.“
„Warum hast du nicht gleich gesagt, dass du davon auch noch etwas hast?“, fragte Jason missmutig. „Dann hätte ich nicht so viel von dem anderen verschwendet.“
Unzufrieden reichte er die Blutkonserve wieder an Kathleen weiter, die die Packung einen Moment skeptisch betrachtete. Aber dann nahm sie einen Schluck. Sie ließ es einen Augenblick testend durch den Mund laufen, bevor sie es herunterschluckte.
„Und?“, fragte Alexander.
„Na ja. Irgendwie schmeckt es nach nichts“, gab Kathleen zu. „Aber es macht zumindest satt.“
„Na also“, sagte Alexander zufrieden. „Dann hätten wir das geklärt. Du kannst die Konserve mitnehmen und wenn ihr mehr braucht, sagt ihr einfach Bescheid. Für die nächste Zeit haben wir noch etwas hier und wenn das aufgebraucht ist, werden wir einfach noch etwas besorgen müssen. Keine Sorge. Das wird schon. Wir können euch beide doch nicht verhungern lassen. Ihr gehört doch jetzt sozusagen zur Familie.“
Kapitel 8
Schwierige Zeiten
In den nächsten Tagen versuchte Jason sich an das Leben im Lager zu gewöhnen. Er vermied es sich mit Kathleen zu unterhalten und sie respektierte seine Wünsche. Anabell ärgerte noch weiterhin jeden, der an ihrem Käfig vorbei kam, und Alexander sorgte dafür, dass die Waffenproduktion lief. Wann immer Kathleen konnte, half sie Thabea und Gadha dabei, Waffen herzustellen oder zu
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