Nubila 02: Aufstand der Diener
von Anfang an für sich haben wollen, das konnte sie nicht leugnen, und eine Zeitlang hatte sie tatsächlich Angst gehabt, er würde Kathleen fragen. Nicht etwa, weil er sie liebte, dazu kannten die beiden sich zu wenig. Nein, es war, weil Kathleen eine gute Partie war. Sie war hübsch, selbstbewusst und loyal. Außerdem lagen die beiden auf einer Wellenlänge. Alles andere ergab sich durch die Verbindung von ganz alleine. Das klang für viele zwar unromantisch, war aber eine schlichte Tatsache. Jeder, der sich aus freien Stücken auf eine Verbindung einließ, war für den Rest seiner Existenz mit seinem Partner glücklich und hatte keinerlei Probleme treu zu sein, da er sich grundsätzlich nur zu seinem Partner auf diese Art hingezogen fühlte. War das nicht sogar viel besser als Liebe?
Gadha sah zu Kathleen hinunter und schien sich offensichtlich daran zu erinnern, dass diese auch nur durch einen Unfall an Jason gebunden worden war und jetzt trotzdem dermaßen unter seiner Abwesenheit litt. Sie wägte die Vor- und Nachteile ab und kam schließlich zu einer Entscheidung.
„Okay“, sagte sie schlicht. „Verbinden wir uns.“
Wenn es nach Alexander gegangen wäre, dann hätten sie die Verbindung sofort durchgeführt. Ohne Zeugen, ohne jeden Aufschub, und ohne dass er Gelegenheit dazu bekam, seinen Entschluss noch einmal zu überdenken. Doch davon wollten weder Gadha noch Thabea etwas hören.
„Du bist der Anführer der Truppe und durch die Verbindung wird Gadha zur Anführerin werden“, beharrte Thabea. „Es ist wichtig, dass die gesamte Gefolgschaft der Verbindung beiwohnt. Du weißt ja, dass ich nicht viel von Zeremonien halte, aber ihr beide solltet euch auf jeden Fall vor aller Augen verbinden, sodass alle dem Ereignis beiwohnen können.“
„Außerdem brauche ich ein Kleid“, beharrte Gadha. „Ich werde mich nicht verbinden, wenn ich kein weißes Kleid habe. Das ist Tradition und ich bestehe darauf.“
„Du weißt schon, dass die Warmblüter der Tradition nach ein rotes Kleid tragen, oder?“, hakte Harold nach.
„Ich bin als Mensch geboren, und habe meine gesamte Kindheit von einem weißen Hochzeitskleid geträumt. Daran hat die Verwandlung nichts geändert.“
Anabell lachte begeistert auf.
„Gadha behauptet noch, wie ein Mensch zu sein“, krähte sie. „Schmeckst du auch so gut, wie die Menschen?“
Gadha verdrehte genervt die Augen und wandte sich an Thabea und Harold.
„Würde wohl einer von euch dieses kreischende Ding wieder in Ketten legen und mir ein Hochzeitskleid besorgen? Ich muss bei der Verbindung doch schließlich gut aussehen.“
Alexander verzog den Mund und verließ das Zelt. Er hatte kein Interesse daran, sich an den Vorbereitungen zu beteiligen. Er hatte eine Entscheidung getroffen und wollte sein Vorhaben so bald wie möglich in die Tat umsetzen. Ein Kleid würde das Ganze unnötig in die Länge ziehen und das passte Alexander ganz und gar nicht. Sie hatten bei ihrer Flucht vor der Force kaum Kleidung retten können und ein Hochzeitskleid hatte keiner von ihnen je besessen. Wozu auch?
Sie wollten schließlich nicht heiraten, sondern eine magische Bindung zueinander eingehen, die weit über ein Ehegelübde hinausging. Dafür war ein weißes Kleid absolut unnötig. Gadha vergeudete mit dieser Idee seine wertvolle Zeit.
Unzufrieden drehte Alexander eine Runde um das Lager und kam nach einer halben Stunde wieder bei Kathleens Zelt an. Gadha, Thabea, Harold und Anabell waren fort und an ihrer statt hatte Ted die Wache an Kathleens Seite übernommen. Der Mann lächelte leicht, als Alexander hereinkam, sagte jedoch nichts. Stattdessen erhob er sich und bezog draußen vor dem Zelt Stellung. Offensichtlich hatte er erraten, dass Alexander sich ein wenig Zeit mit Kathleen allein wünschte.
Ted gehörte zu den Menschen, die nur redeten, wenn man sie ansprach, und das war Alexander jetzt gerade recht. Er wollte nichts erklären müssen, er wollte auch seine Entscheidung, sich mit Gadha zu verbinden, nicht begründen müssen. Denn wenn jemand sie hinterfragte, so war Alexander sich nicht sicher, sie aufrechterhalten zu können.
Traurig betrachtete er Kathleen. Die junge Frau lag noch immer völlig apathisch auf dem Boden, blickte starr in die Ferne und schien ihn überhaupt nicht zu bemerken.
„Es tut mir so leid, Kathleen“, sagte er liebevoll. „Ich hatte von Anfang an befürchtet, dass die Warmblüter Jason irgendwann zurückholen würden. Vielleicht hatte ich es
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