Nubila 02: Aufstand der Diener
irritiert. „Warum weint sie, wenn die Verbindung jetzt gelöst ist? Jetzt sollte sie ihn doch nicht mehr vermissen, oder?“
„Es gibt mehr als einen Grund, warum man jemanden vermisst, Harold“, belehrte Thabea ihn. „Es gibt nämlich noch etwas, das mindestens so stark ist, wie die Verbindung.“
„Ach ja? Und was ist das?“
Thabea schüttelte ungläubig den Kopf.
„Das müsstest eigentlich selbst du wissen, Hohlkopf“, sagte sie vorwurfsvoll. „Ganz stinknormale Liebe.“
Als Alexander und Gadha kurze Zeit später zu Kathleen ins Zelt kamen, weinte sie immer noch. Alexander nahm ihre Hand und drückte sie einfühlsam. Gadha sagte zu seiner großen Überraschung gar nichts. Sie konnte sich zwar nicht dazu überwinden, etwas Nettes von sich zu geben, aber immerhin enthielt sie sich auch jedes sarkastischen Kommentars.
Die Verbindung war am Vortag wie geplant von Thabea durchgeführt worden. Alle Kaltblüter hatten sich dafür versammelt, um dem Spektakel beizuwohnen. Da Thabea aber kein Freund vieler Worte war, hatte die Prozedur am Ende nicht länger als zehn Minuten gedauert.
Dennoch war Gadha davon überzeugt, dass es sich durchaus gelohnt hatte, ein Hochzeitskleid zu nähen. Da es unmöglich gewesen war, in so kurzer Zeit zu einer Stadt und wieder zurück zu laufen, hatten sie kurzerhand eines der weißen Zelte zerschnitten und daraus ein Kleid erstellt. Einige der ehemaligen Dienerinnen waren sehr geschickt mit Nadel und Faden, sodass Gadha am Ende zwar ein schlichtes, aber immerhin ein weißes Kleid hatte.
Die Verbindung selber war für Alexander wie ein Wunder gewesen. Abgesehen von der Verwandlung in einen Kaltblüter hatte er niemals zuvor etwas erlebt, das ihn so nachdrücklich verändert hätte. Er hatte vorher schon oft gesehen, wie sehr die Verbindung andere Kaltblüter beeinflusst hatte und wie sehr sie danach aneinander hingen. Doch nie hätte er sich vorstellen können, dass es auch bei jemandem funktionierte, den er eigentlich gar nicht mochte. Gadha wäre vermutlich die letzte gewesen, die er sich für eine Verbindung ausgesucht hätte. Doch der entscheidende Punkt war, dass sie das offensichtlich anders sah.
Sie liebte ihn und durch die Verbindung konnte er das nun fühlen. Ihre Liebe berührte ihn, besänftigte ihn und ließ ihn problemlos über alle ihre Fehler hinwegsehen. Er hatte sogar den Eindruck, dass die Verbindung Gadha friedfertiger gemacht hatte. So wie er ihre Liebe spüren konnte, war es ihr nun möglich, die Liebe zu ihrem Gefolge mitzuempfinden. Selbst die Sympathie zu Kathleen färbte ein wenig auf Gadha mit ab, sodass ihr Hass sich verminderte. Sich mit Gadha zu verbinden, war eindeutig die beste Idee gewesen, die Alexander jemals gehabt hatte.
Sie war eine wunderschöne Frau und die letzte Nacht war definitiv die erfüllendste seines gesamten bisherigen Daseins gewesen. Am liebsten hätte er das Zelt gar nicht mehr verlassen, doch die Pflicht rief und Alexander hatte nicht vor, seine Leute im Stich zu lassen.
Das dringendste Problem war jedoch nach wie vor Kathleen.
„Was machen wir nun mit ihr?“, fragte Harold immer noch etwas bedrückt. Er mochte Kathleen und wusste einfach nicht, wie er mit ihren Tränen umgehen sollte.
„Was ist denn das für eine Frage?“ fragte Thabea, die Kathleen immer noch hin und her wiegte. „Wir behalten sie natürlich bei uns.“
„Und falls Jason wiederkommt? Er ist immer noch mit ihr verbunden. Und er weiß ungefähr, wo wir hinwollten. Falls er uns verrät, sollte es für ihn und die Force ein Leichtes sein, uns zu finden.“
„Er wird uns nicht verraten“, sagte Alexander überzeugt. „Aber es könnte wirklich sein, dass er wiederkommt.“
„Das will ich nicht“, protestierte Kathleen unter Tränen. „Falls er wiederkommt, dann nur weil er glaubt, seine Tochter dadurch retten zu können. Und sobald er Laney hat, wird er wieder gehen. Aber noch eine Trennung überlebe ich nicht. Da soll er lieber gleich wegbleiben.“
Mitleidig betrachtete Thabea die jüngere Frau und strich ihr liebevoll übers Haar.
„Oh, Liebes. Ich glaube nicht, dass du seine Wahl hast.“
„Ist es nicht gefährlich Kathleen hier zu behalten?“, fragte Gadha vorsichtig nach. „Ich meine … Wenn sie Jason anlockt, dann ist sie doch eine Gefahr für uns alle.“
„Wenn es nur Jason ist, dann ist es keine Gefahr“, widersprach Alexander. „Und du wirst doch sehen können, ob er in Begleitung kommt. Dann können wir Kathleen
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