Nubila 02: Aufstand der Diener
alle Diener zusammen zu sammeln. Das war praktisch unmöglich. Die Force musste ja auch noch sicherstellen, dass die Aufständischen von ihrem Vorhaben erfuhren. Er vermutete, dass sie mindestens fünf Tage für alles brauchen würden, wenn nicht mehr.
„Oh, Jason“, sagte Violette und streckte eine Hand durch die Gitter, um ihm über die Wange zu streichen. „Ich werde dich nicht vor dem Zusammentreffen gehen lassen. Das kann ich nicht. Du könntest auf die Idee kommen, Dummheiten zu machen. Und das kann ich wirklich nicht zulassen.“
Sie stand auf und ging in Richtung Tür.
„Vi … Das kannst du nicht machen“, sagte Jason wütend. „Du kannst mich doch hier nicht einsperren wie ein Tier. Ich bin dein Bruder, verdammt noch mal.“
„Ja“, gab Violette zurück. „Da hast du Recht. Und gerade deswegen tue ich das. Wenn Kathleen erst mal tot ist, wird es dir wieder besser gehen. Das verspreche ich dir, als deine Schwester.“
Damit schloss Violette die Tür und ließ Jason allein.
„Violette!“, schrie Jason ihr hinterher. „ Violette!!! “
Wütend sprang er gegen die Gitterstäbe und versuchte mit aller Kraft sie auseinander zu biegen. Jedoch ohne Erfolg. Violette hatte ihn in ein ähnliches Gefängnis gesteckt, wie es für die Neulinge benutzt wurde. Und wenn die es schon nicht schafften zu entkommen, dann war es für ihn auf jeden Fall absolut unmöglich.
Dennoch schaffte Jason es nicht einfach aufzuhören. Er sprang weiter gegen die Gitterstäbe und tobte und fluchte so lange, bis er sich vollkommen verausgabt hatte. Als er schließlich jedes bisschen Energie in seinem Körper verbraucht hatte, sank er an der Wand zusammen und schlang seine Arme um die Beine. Die Einsamkeit überkam ihn wieder, die genauso drückend war, wie ein körperlicher Schmerz. Und plötzlich wusste Jason, dass er daran sterben würde. Niemand konnte dieses Gefühl der Mutlosigkeit lange ertragen. Er würde hier unten sterben und es gab nichts, was er dagegen tun könnte.
Seine eigene Schwester hatte ihn zum Tode verurteilt.
„Sie liegt jetzt seit zwei Tagen nur in der Ecke“, bemerkte Thabea und strich Kathleen mitleidig über das Haar. „Sie bewegt sich nicht, spricht nicht, isst nicht und atmet kaum. Bist du sicher, dass sie das überlebt?“
Alexander seufzte und betrachtete Kathleen betrübt. Er verspürte bei ihrem Anblick gleichermaßen Trauer wie Bedauern. Wenn er den Mut aufgebracht hätte, sie eher zu fragen, dann wäre Kathleen jetzt möglicherweise mit ihm verbunden und nicht mit einem Warmblüter, der sie gar nicht haben wollte. Sie beide hätten miteinander glücklich sein können, da war er sich sicher. Doch das Schicksal hatte einen anderen Weg für sie gewählt.
„Du müsstest doch eigentlich die Expertin sein, was Verbindungen angeht“, sagte Alexander vorwurfsvoll.
„Ich stelle die Verbindung nur her“, gab Thabea zurück. „Ich löse sie nicht wieder. Das ist so nicht vorgesehen. Das ist ungesund und verursacht beiden Seiten nur Schmerzen. Ich kann es immer noch nicht fassen, dass Jason wirklich fortgegangen ist.“
„Vielleicht ist er ja gar nicht freiwillig gegangen“, sagte Alexander zu Jasons Verteidigung. „Du hast doch selber gesagt, dass es fast unmöglich ist zu gehen, wenn man verbunden ist.“
„Ja“, gab Thabea betrübt zu. „Aber fort ist er trotzdem.“
Besorgt lehnte sie sich zurück und betrachtete Kathleens abwesende Miene. Sie lag auf dem Boden der Höhle, die sie vorläufig als neuen Unterschlupf genommen hatten, und starrte ins Leere. Seitdem sie nach der Flucht wieder aufgewacht war, hatte sie erst einmal getobt und versucht zu entkommen. Sie hatte geschrien, gekratzt und gebissen, doch Harold hatte ihr keine Möglichkeit zur Flucht gelassen. Als ihr klar geworden war, dass man nicht vorhatte sie gehen zu lassen, war sie schließlich in eine Art Schockstarre gefallen.
„Na? Schläft die Prinzessin immer noch?“, feixte Anabell und handelte sich damit einen wütenden Blick von Alexander und Thabea ein. „Ach, kommt schon. Was soll denn das Theater. Sie wird es schon überstehen.“
„Sicher?“, fragte Thabea zweifelnd und strich Kathleen wieder durch das lange wunderschöne Haar. „Sie atmet ja kaum noch.“
„Sie ist ein Kaltblut“, erinnerte Anabell sie. „Sie sollte eigentlich gar nicht atmen müssen.“
„Die Verbindung hat einiges geändert“, stellte Alexander klar. „Vielleicht ist es doch möglich, dass die Trennung sie
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