Nubila 05: Die letzte Schlacht
willst, dass ich es geheim halte?“
„Ganz genau. So eine Gabe wie deine habe ich noch nie gesehen. Sie ist gefährlich und könnte das gesamte Gleichgewicht unserer Welt durcheinander bringen. Niemand darf davon wissen. Vertrau mir. So ist es das Beste.“
„Das glaube ich nicht, Jason.“
Aufgebracht drehte Kathleen sich herum und wandte sich Alexander zu, der sich neben Gadha auf den Boden gesetzt hatte.
„Alexander. Was denkst du denn darüber?“
Betrübt sah er auf.
„Ich will nicht, dass Gadha bei mir bleiben muss, obwohl sie es gar nicht will“, versicherte er. „Aber wir brauchen ihre Hilfe noch. Und was Jasons Argumente angeht … Er hat Recht. Niemand sollte davon erfahren, was du tun kannst. Eine Schlacht steht kurz bevor und es ist niemandem geholfen, wenn plötzlich alle Strukturen auseinander fallen. Wir brauchen Stärke und Beständigkeit, Kathleen. Vielleicht … Vielleicht kannst du ja nach der Schlacht deine Gabe offenbaren. Vorausgesetzt, dass wir dann noch leben.“
Ungläubig schüttelte Kathleen den Kopf.
„Das kann doch nicht euer Ernst sein“, schimpfte sie, aber Jason schien ihre Empörung überhaupt nicht zu kümmern.
„Doch, das ist es“, erklärte er. „Ich werde jetzt losgehen, um Thabea zu holen. Und ihr solltet dafür sorgen, dass Gadha in der Zwischenzeit nicht wieder aufwacht. Einverstanden?“
Alexander nickte schwach, aber Kathleen starrte ihren Gefährten einfach nur böse an.
„Über deine seltsame Gabe unterhalten wir uns später noch“, versprach Jason und verschwand dann zwischen den Büschen, so dass Kathleen mit Alexander und Gadha allein zurückblieb.
Sprachlos starrte Kathleen Jason hinterher. Dann drehte sie sich zu Alexander herum.
„Du kannst nicht wirklich mit Jason einer Meinung sein, oder?“, fragte sie voller Verzweiflung. „Jason ist ein Warmblüter und als solcher tief in diesen Strukturen verankert. Aber du … Du bist doch immer gegen die ganzen Vorschriften der Ältesten gewesen. Dich hat doch nie interessiert, was andere denken. Jetzt mal wirklich. Du weißt, dass ich nie Gadhas größter Fan gewesen bin. Aber sie hat ein Recht auf Selbstbestimmung, so wie jeder andere auch. Und wenn sie nicht mehr bei dir sein will und diesen Krieg nicht unterstützen möchte, dann könnt ihr sie doch nicht dazu zwingen. Anabell habt ihr schließlich auch gehen lassen.“
Alexander wurde bei jedem von Kathleens Worten kleiner. Zärtlich strich er Gadha ein paar Haare aus dem Gesicht. Er schluckte.
„Du hast Recht“, gab er zu. „Du hast mit allem Recht, Kath. Aber … Ich will einfach nicht, dass sie geht.“
Seine Stimme klang voller Schmerz. Es war offensichtlich, dass Gadha ihm sehr viel mehr ans Herz gewachsen war, als er zugeben mochte. Sie hatte ihre Ecken und Kanten und war gewiss nicht die einfachste Person. Aber sie war seine Frau und er hatte damit gerechnet, dass das für immer so bleiben würde. Entschlossenheit machte sich in seinem Blick breit und er runzelte die Stirn.
„Sie darf sich nicht vor dieser Verantwortung drücken“, sagte er bestimmt. „Das ist nicht richtig.“
„Aber Alexander“, wandte Kathleen verzweifelt ein. „Wenn du ihr die Möglichkeit nimmst, diesen Krieg oder dich zu verlassen, obwohl du weißt, dass diese Möglichkeit existiert, dann bist du im Prinzip nicht besser als die Ältesten, die uns Kaltblütern die Freiheit rauben wollen. Gadha sollte hingehen dürfen, wo immer sie hin möchte. Das ist ihr gutes Recht.“
Alexander schüttelte den Kopf.
„Nein, Kathleen. Das ist es nicht. In dem Moment, in dem sie sich dazu entschlossen hat, sich mit mir zu verbinden, ist sie eine Verpflichtung gegenüber der gesamten Gefolgschaft eingegangen. Sie wusste, dass es so sein würde und hat sich dafür entschieden. Und jetzt muss sie zu dieser Entscheidung stehen.“
Völlig perplex starrte Kathleen Alexander an. Dies war eine Seite an ihm, die sie noch nicht kannte und die ihr überhaupt nicht gefiel. Seitdem sie ihn kannte, hatte Alexander immer selbstlos gehandelt. Aber in diesem Falle hatte Kathleen den Eindruck, dass er sich zu sehr von seinen Gefühlen leiten ließ. Eine Verbindung zu lösen fühlte sich schrecklich an. Das wusste Kathleen aus eigener Erfahrung. Die Leere, die man plötzlich empfand, war schrecklich. Denn wenn man lange mit den Gefühlen einer anderen Person gelebt hatte und diese dann plötzlich wegfielen, musste man sich erst mühsam an diese Veränderung gewöhnen. Aber das
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