Nubila 05: Die letzte Schlacht
die Stirn kraus und wandte sich hilfesuchend an Kathleen.
„Wo bist du denn hier hinein geraten?“, fragte er leise.
Aber Kathleen zuckte nur mit den Schultern.
„Streit unter Liebenden“, gab sie genauso leise zurück. „Das geht doch schon seit Monaten so.“
„Sollten wir uns dann nicht lieber zurückziehen?“
Kathleen schüttelte langsam den Kopf und starrte wieder auf das Band zwischen Alexander und Gadha. Sie hatte das Gefühl, hier noch gebraucht zu werden.
„Ich übertreibe also“, schimpfte Gadha.
Ihre Wut war unübersehbar, und Kathleen konnte sich gut vorstellen, wie schrecklich sich das für Alexander anfühlen musste. Auch sie hatte zu Anfang ihrer Verbindung ziemlich oft Jasons Zorn zu spüren bekommen, und das war wirklich keine angenehme Erfahrung gewesen.
„Manchmal wünschte ich wirklich, dass ich dich genauso verletzten könnte, wie du mich, mein Liebster“, sagte Gadha und sprach das Kosewort aus, als wäre es eine Beleidigung. „Vielleicht sollte ich einfach mit einem dieser neuen Bengel schlafen, die Jasons Tochter uns ins Lager geschleppt hat. Interesse scheinen da mehrere zu haben.“
Das Band leuchtete einen Moment lang blau auf und Gadha lächelte, als Alexanders Gefühle bei ihr ankamen.
„Eifersucht“, stellte sie fest. „Endlich mal eine Reaktion. Das ist ja zumindest ein Anfang.“
„Du bist völlig verrückt geworden, Gadha!”, rief Alexander. „Ich werde mir das nicht länger anhören.“
„Oh wirklich? Was willst du denn machen? Mich verlassen? Mich fortschicken? Ach nein. Das geht ja nicht. Wir sind ja bis ans Ende unserer Tage verbunden.“
Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, aber in ihren Augen sammelten sich bereits Tränen, und Kathleen hatte das Gefühl, ihren Schmerz durch die Lichter plastisch sehen zu können. Gadha litt. Und sie wollte, dass Alexander dasselbe empfand wie sie.
„Du wolltest diese Verbindung“, erinnerte Alexander sie. „Du wusstest vorher, was dich erwartet, und hast dich trotzdem dafür entschieden.“
„Nein!”, schrie Gadha, während die Tränen ihre Wangen hinab liefen. „Ich wusste nicht, was mich erwartet. Niemand weiß das bis zu dem Moment, in dem er verbunden ist. Und verdammt, ich würde alles tun, um diese Verbindung wieder zu lösen.“
Das Band flammte noch heller auf, Kathleen schreckte davor zurück und stieß gegen Jason, der immer noch hinter ihr stand.
„Wir sollten hier wirklich verschwinden“, flüsterte dieser. „Das hier geht uns doch gar nichts an.“
„Nein. Wir … Ich glaube, wir müssen hierbleiben. Sie könnten noch unsere Hilfe brauchen.“
Jason schüttelte den Kopf, blieb aber an ihrer Seite. Er würde sie hier nicht alleine lassen.
„Es tut mir sehr leid, dass du so empfindest, Gadha“, erklärte Alexander mit zitternder Stimme.
Ihre Gefühle ließen ihn alles andere als kalt. Aber er hatte geschworen, für sein Gefolge da zu sein. Und das würde er auch – und zwar bis zum Letzten.
„Es war nie meine Absicht, dass du leidest. Wir … Vielleicht könnten wir nach der Schlacht ja jemanden bitten, uns räumlich zu trennen. Vielleicht …“
„Wie bitte?“ Schockiert sah Gadha Alexander an. „Erst nach der Schlacht? Ich will diese Schlacht nicht, Alexander. Ich habe sie noch nie gewollt. Es ist nicht mein Krieg, und ich will kein Teil davon sein. Ich will, dass man uns sofort trennt. Ich halte es einfach nicht mehr länger aus.“
Alexanders Miene verfinsterte sich.
„Das geht nicht“, erklärte er. „Wir brauchen deine Gabe. Nur du kannst erkennen, wann die Ältesten uns angreifen, und nur du kannst den Alarm schlagen. Bevor die Schlacht vorüber ist, können wir dich nicht gehen lassen.“
„Darauf läuft es also immer wieder hinaus, ja? Meine Gabe. Es geht immer nur um meine Gabe. Und darum, welchen Nutzen ich für die Truppe habe. Du wolltest nie etwas anderes von mir. Nicht meine Liebe oder meinen Charakter. Noch nicht einmal meinen Körper, sondern nur meine Gabe.“
„Das ist nicht wahr, Gadha. Bitte. Das musst du doch wissen.“
Der Schmerz in seiner Stimme war fast genauso greifbar wie der von Gadha, und in Kathleen wuchs das Gefühl weiter, dass sie etwas unternehmen musste. Sie konnte doch nicht einfach zusehen, wie die beiden sich gegenseitig zerfleischten. Sie musste etwas tun, um das zu verhindern. Sie musste … Das Bedürfnis, etwas zu unternehmen, wurde immer stärker. Sie wusste einfach nur nicht, was.
„Ich muss also wissen, wie es dir
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