Nubila 05: Die letzte Schlacht
Bitte sag es mir, was du mit Gadha angestellt hast?“
Schuldbewusst sah Kathleen den Anführer der Aufständischen an. Sie kannte ihn seit über fünfzehn Jahren und fühlte sich ihm sehr verbunden. Er hatte ihr immer wieder geholfen und war sogar einer der wenigen Befürworter ihrer Beziehung zu Jason gewesen. Jetzt gerade schien er aber vollkommen durch den Wind zu sein. Wie sollte sie ihm erklären, was geschehen war, wenn sie es nicht einmal selbst verstand?
„Da war dieses Band“, begann Kathleen zögerlich. „In letzter Zeit habe ich schon ein paar Mal helle Lichtblitze gesehen, aber die sind immer wieder ganz schnell verschwunden. Nur heute … Da sind sie nicht verschwunden, sondern noch stärker geworden. Ich … Ich wollte einfach nur, dass ihr aufhört, euch wehzutun. So kann das doch nicht weitergehen, Alexander. Es tut mir leid. Ich hatte ja keine Ahnung, dass das wirklich funktionieren würde.“
„Du hast tatsächlich …?“, fragte Alexander fassungslos und krallte Kathleen seine Fingernägel in den Arm. „Bist du denn von allen guten Geistern verlassen?“
„Okay, jetzt habe ich aber die Nase voll“, erklärte Jason und riss Alexander grob von Kathleen weg. „Wenn du Kathleen noch einmal anfasst, dann schlage ich dich zu Brei. Anführer hin oder her.“
Wütend funkelten die beiden Männer einander an. Sie waren ungefähr gleichgroß und beide gut trainiert, intelligent und stark. Zwei ebenbürtige Gegner.
„Ist dir denn gar nicht klar, was sie getan hat, Jason?“, fragte Alexander aufgebracht.
„Was immer es war, es lässt sich bestimmt wieder in Ordnung bringen. Es gibt keinen Grund, handgreiflich zu werden.“
„Kathleen hat die Verbindung getrennt!“, schrie Alexander aufgebracht. „Sie hat sie aufgehoben. Ich kann Gadha nicht mehr spüren. Verstehst du das?“
Jasons Mund klappte auf und er sah ungläubig zu Kathleen hinüber.
„Ist das wahr?“, fragte er.
Kathleen wand sich unter seinem Blick und nickte dann.
„Sieht ganz so aus“, sagte sie.
„Aber … Wie?“
Kathleen schluckte.
„Ich weiß nicht genau wie. Ich habe es einfach so sehr gewollt. Und plötzlich … hat es funktioniert.“
„Tja. Dann ist die Frage nach deiner Begabung zumindest geklärt.“
Nachdenklich sah Jason zu Boden, als müsste er sich diese neue Entwicklung erst einmal durch den Kopf gehen lassen. Nach einem Moment der Stille hob er wieder den Kopf.
„Wir müssen das korrigieren“, sagte er ernsthaft.
„Wie meinst du das: korrigieren?“, fragte Alexander verständnislos und sah zu Gadha hinüber. „Wie soll man das denn wieder korrigieren?“
„Ich werde Thabea holen“, erklärte Jason. „Sie verbindet euch wieder, bevor Gadha erwacht, und dann ist alles wieder wie zuvor.“
„Aber sie will doch gar nicht mehr mit Alexander verbunden sein“, widersprach Kathleen. „Das hat sie mehr als deutlich gemacht.“
„Unsinn“, gab Jason zurück. „Wenn du nicht gewesen wärst, dann wären sie auch nicht getrennt. Sie wird sich einfach damit abfinden müssen.“
„Aber warum?“
Kathleen verstand es einfach nicht. Jason gehörte normalerweise nicht zu den Personen, die ein Problem mit Trennungen hatten. Vor Kara hatte er viele Beziehungen gehabt, und es war ihm nie schwergefallen, sich von seinen Geliebten zu trennen. Wenn keine Liebe mehr da war oder man einfach nicht zusammen passte, warum sollte man dann zusammenbleiben? In diesem Fall schien er das jedoch anders zu sehen.
„Wir brauchen Gadha für diesen Kampf“, erklärte Jason so ruhig wie möglich. „Und außerdem … ist es besser, wenn die anderen nicht erfahren, was hier vorgefallen ist.“
„Bitte was?“, fragte Kathleen ungläubig.
Jason seufzte.
„Kath. Hör zu“, bat er. „Ich weiß, dass du trotz allem noch sehr neu in dieser Welt bist. Du lebst gerade mal seit sechzehn Jahren als Vampir. Meine Mutter beispielsweise ist schon seit mehr als fünfhundert Jahren Teil dieser Welt. Im Vergleich zu den Menschen sind wir nicht viele, aber gerade deswegen ist für uns das Gefühl der Beständigkeit so wichtig. Der Gedanke daran, dass eine einmal geschlossene Verbindung für die Ewigkeit währt, gibt uns Sicherheit. Wir brauchen das, um die Ewigkeit besser zu ertragen.“
Irritiert sah Kathleen ihren Lebensgefährten an. Jetzt gerade fühlte sie sich, als spräche sie mit einem völlig Fremden.
„Das heißt du willst nicht, dass jemand von meiner Gabe erfährt?“, hakte sie nach. „Du
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