Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
bestraft das Leben, das müsstest Du doch wissen.“
Die Crux bei der Sache ist nur, dass der tolle Julius mir leider nicht rechtzeitig vorgestellt wurde, und eigentlich ist dies sehr schade.
„Sonst noch jemand?“ frage ich resigniert.
„Kennst Du den Stefan? Der war doch los und ledig, immer nett und freundlich – fast zu nett allerdings, um bei den Frauen anzukommen - und stell’ Dir vor, selbst Stefan ist mittlerweile vergeben. Nein, nicht an eine Frau, sondern an die Kirche - als Spätberufener ist er in ein Priesterseminar eingetreten, um sich ganz dem Glauben und dem Dienst am Menschen zu widmen. Und der Glaube umgibt ihn nun wie ein Bollwerk gegen das ewig lockende Weib, und als sicherer Zaun, in dem er für alle Zeiten geborgen und gut geschützt eingeschlossen ist.“
„Oh Gott, auch das noch“ entfährt es mir.
„Amen und Halleluja“ bestätigt Eva.
Wir müssen beide lachen, bis uns die Tränen kommen, dann wechsle ich schnell das Thema.
Nachdem es also bei Eva in puncto Heiratskandidaten nichts zu holen gab, rufe ich gleich am nächsten Tag Sylvia an, eine gute Freundin seit Kindertagen, inzwischen sicher untergebracht im Eigenheim und in einer verlässlichen Ehe mit Kind.
Nach einer Runde Smalltalk wechsle ich wie beiläufig zum Thema „Männer“ und erkundige mich nach ihren ledigen Bekannten. Sofort bietet sie mir einen gewissen Hermann an. „Der hätte auch viel Zeit für Dich, was bei Männern doch heutzutage eher eine Seltenheit ist. Neben dem Meditieren praktiziert er vor allem mit großer Ausdauer und Freude Tai-Chi. Vor drei Jahren hat es ihm auf der Höhe seiner Karriere wegen zu großer Belastung den Vogel raus gehauen. Seinen Job hat er dann geschmissen, um seinen inneren Frieden zu finden - und Tai-Chi und Meditieren geben ihm die Möglichkeit, den Widrigkeiten des Alltags viel besser trotzen und Paroli bieten zu können. Ihr könntet Euch doch zusammen tun und Euch gemeinsam dem Meditieren und Tai-Chi widmen. Täte Dir auch gut, so ein bisschen Gelassenheit und Ausgeglichenheit, meinst Du nicht?“
Ich weiß nicht, ob ich Sylvias Empfehlung als Beleidigung oder als Zeichen ihrer Fürsorge werten soll – auf jeden Fall lässt die Vorstellung des meditierenden Hermanns mein Herz nicht höher schlagen, sondern ruft vielmehr einen Anflug von Angewidertsein bei mir hervor.
Dennoch schweige ich, in der Hoffung auf bessere Vorschläge. Weitere Vorschläge habe ich dann tatsächlich auch bekommen. Aber bessere?
„Wie wäre es zum Beispiel mit Udo?“ versucht Sylvia mich zu überzeugen. „Ein echt netter Kerl und als Hartz-IV-Empfänger auch mit viel Tagesfreizeit gesegnet. Mit Internetgeschäften und dem Verkauf von alten Fotoapparaten und ähnlichem Zeug verdient er sich ein paar Euro dazu. Udo gibt Dir bestimmt gerne mal ein Eis aus - denn er ist zwar selbst immer knapp bei Kasse, aber ein Knauser ist Udo ganz bestimmt nicht, das musst Du wissen.“
Nee, danke, denke ich mir im Stillen. Nur allzu gut kann ich mir vorstellen, wie sich ein großzügiger Hartz-IV-Mann auf meine mühsam angesammelten Kröten auswirken würde.
Ich warte auf weitere interessante Offerten von Sylvia am anderen Ende der Leitung.
„Auch Dominik ist ganz okay und wäre nicht übel, wäre er nicht ein so vernarrter Autofreak und Hobbybastler, der seine gesamte Freizeit dem Oldtimer in seiner Garage widmet, um dieses edle Schmuckstück auf Hochglanz zu bringen. Und diesen Schlitten hegt und pflegt er wie einen seltenen Diamanten, ölt ihn, wachst ihn und streichelt ihn gar. Sein Platz ist nicht neben einer Frau, sondern neben oder unter seinem Auto, mit dem er das ganze Wochenende verbringt, bis er am Ende eines langen Tages ölverschmiert, aber glücklich, wieder von seinem Auto hervortaucht. Dann ist er fix und fertig und das Letzte, was er gebrauchen kann, ist eine Frau.“
Mittlerweile bemerke ich selbst bei Sylvia einen Anklang von Verzweiflung, als sie fortfährt. „Dann hätten wir noch Manfred im Sonderangebot, der sieht gut aus und auf den ersten Blick gibt’s nichts zu nörgeln und zu meckern. Wenn da nicht die ständige Müdigkeit wäre. Schon am Morgen kann er vor lauter Schlappheit kaum die Augen aufhalten. Ja, Manfred, das solltest Du wissen, leidet an Dauermüdigkeit, wissenschaftlich nennt sich das Fatigue-Syndrom . Ständig ist er schlaff und kraftlos, und immer siehst Du ihn am Gähnen - nie ist er frisch und erholt, selbst nach dem längsten Urlaub
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