Null Bock auf Mr Cock (German Edition)
die die Kochkünste erlernen möchten und ihre Zukünftige auch später mit kulinarischen Genüssen zu verwöhnen wissen.“
Steffi ist mit ihren Vorschlägen noch nicht zu Ende, sondern setzt noch einen drauf. „Und dann reist Du unheimlich viel mit dem Zug - Du sitzt fast Dein halbes Leben im Zug oder sitzt fröstelnd in irgendwelchen ungemütlichen Bahnhofshallen oder stehst auf zugigen Bahnsteigen. Bei diesen langen, monotonen Zugfahrten, mein Gott, da hättest Du schon längst einen Mann kennenlernen müssen. Jeder Reisende hat Langeweile und ist heilfroh, wenn sein Gegenüber ihm heiter plaudernd die Zeit bis zum Zielbahnhof kurzweilig vertreibt. Und vielleicht nicht nur bis zum Endbahnhof, sondern auch darüber hinaus, vielleicht sogar ein ganzes Leben.
Wie singt Udo Lindenberg noch mal so schön? , Auf dem Bahnsteig des Lebens fahren die Züge ein. Die eine steigt aus und die soll’s für immer sein.‘ Schluchz! Ist das nicht romantisch? Vielleicht bist Du ja die eine, die aussteigt...“
Sofort erhebe ich den Einwand, dass Zug fahren bei weitem nicht so romantisch ist, wie sie sich vorstellt. „Ja, das denkst Du, Du hast keine Ahnung. Fahr doch selbst mal Zug, dann wirst Du Dein blaues Wunder erleben.
Du triffst auf Gruppen von vom Bier angeheiterten Fußballfans, die lautstark grölend durch die Gänge poltern, kaum noch fähig, sich auf den Beinen zu halten, in der Hand darf dagegen die obligatorische Bierflasche nicht fehlen.
Weiter gibt es Begegnungen mit Männern, die mühsam und schweißgebadet ihre Fahrräder durch die engen Gänge schieben. Ihr Augenmerk liegt nicht so sehr auf den mitreisenden Damen wie auf ihrem Fahrrad, welches sie mit Argusaugen bewachen, dass dieses nicht umfällt oder gar einem Diebstahl zum Opfer fällt. Da schweift kein Blick ab von ihrem Drahtesel, da kannst Du Gift drauf nehmen.
Unter den Reisenden sind auch viele Studenten mit überaus blassen und pickligen Gesichtern, sie heben ihre Augen nicht von ihren Büchern, sondern büffeln artig den Lernstoff für die kommende Woche und repetieren ein letztes Mal das Gelernte.
Wiederum siehst Du andere junge Männer mit MP3-Playern, sich im Rhythmus der Musik wiegend, die Ohren zugestopft mit Hörern und keinerlei Gesprächen zugänglich.“
„Tja“ gibt Steffi zu bedenken „Wie wäre es mal mit einer Reise in der 1. Klasse? Da stößt Du auf die tollen Hechte, die reichen und viel beschäftigten Männer, die Businessmen eben. Die Anzug- und Krawattenmänner.“
„Nein“ widerspreche ich sofort „glaubst Du etwa, diese Möglichkeit habe ich noch nicht ausgetestet? Die 1. Klasse-Männer baden sich zumeist in Arroganz und Überheblichkeit, und sie sind ausschließlich mit ihrem Spielzeug, dem Laptop, beschäftigt. Auf welches sie unentwegt starren und so tun, als würden sie angestrengt arbeiten. Ich muss dann immer schmunzeln, denn wenn der Zug mit über 200 km/h durch die Landschaft jagt und dabei heftiger als ein Kuhschwanz wackelt, kann sich kein normaler Mensch konzentrieren, die Möchtegern-Manager aber lassen keine Gelegenheit aus, ihre neusten High-tech Laptops zu präsentieren.“
„Du wehrst Dich gegen jeden guten Vorschlag.“ seufzt Steffi „Es gibt aber noch eine andere Möglichkeit, und sag bloß nicht, dass diese nicht funktioniert. Das nächste Mal, wenn Du wieder auf Reisen bist, stellst Du Dich mit schwerem Gepäck und mit hilflosem Blick an den Zug. Das wird sofort den Beschützer- und Helferinstinkt im Manne wecken, das ist ein Urtrieb, den das starke Geschlecht ganz unweigerlich befriedigen muss. Das ist eine Weisheit, die ist schon so alt wie die Welt.“
„Auch diese Weisheit ist mir nicht unbekannt“ interveniere ich genervt „und von mir bereits auf ihren Wahrheitsgehalt überprüft worden. Du wirst staunen. Denn ich habe mühsam und schnaufend bewusst schweres Gepäck, zwei große Koffer, auf den Bahnsteig geschleppt, und alsdann fast theatralisch Anlauf genommen, um das unhandliche Gepäck in das Bahnabteil zu wuchten. Verstohlen und heimlich habe ich um mich gelugt, ob nicht zufällig einige Mannsbilder Zeuge des Geschehens seien. Und ja, es standen mehrere Männer da, aber nicht, um zu helfen und wie Gentlemen mich des schweren Gepäcks zu erleichtern. Nein, nur, um zu gucken, und um zu gaffen - das war deren Einsatz bei diesem Spiel. Später dann hat sich ein etwa 15-jähriger Knabe meines Koffers erbarmt - ich freute mich zwar riesig, aber ein potentieller
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