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Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Null-Null-Siebzig: Agent an Bord: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marlies Ferber
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geschlagen und ging zu James’ Tischnachbarin über. »Darf ich euch vorstellen, meine Lieben: Das ist Judy Kappel, meinganz persönlicher Glücksfall. Ich wüsste nicht, was ich ohne sie täte, sie hilft mir nicht nur dabei, meinen Alltag zu bewältigen, sondern ist in den letzten beiden Jahren auch eine liebe Freundin geworden!«
    »Danke, Mrs Barnes.« Judy Kappel lächelte verlegen und las mit leiser Stimme: »Die Liebe ist der Kompass des Herzens.«
    »Welch poetischer Abschluss«, warf Monty Miller mit krächzender Stimme ein und prostete Judy Kappel grinsend zu. »Haben Sie Ihren Kompass schon gefunden, Judy?«
    Miss Kappel errötete und griff hastig nach ihrem Glas.
    »Auf die Liebe!«, rief Luigi Valenti und erhob sein Glas.
    Geschafft, dachte James. Sheila gähnte herzhaft und erntete dafür prompt einen strafenden Blick ihrer Mutter. Trotz ihrer schlechten Augen entging Phyllis nichts.
    »Und nun kommen wir endlich zu dir, Jeremy«, sagte Phyllis. »Jeremy«, fuhr sie fort und sah ihm in die Augen, »ist mit Abstand der wichtigste Mensch hier an Bord.«
    Sie müssen früher ein schönes Paar gewesen sein, dachte James. Er warf einen Blick zu Eden, doch dem neuen Mann an Phyllis’ Seite war keine Eifersucht anzumerken.
    »Jeremy ist nicht nur mein Wohltäter«, fuhr Phyllis fort, »sondern unser aller Wohltäter. Seiner Großzügigkeit verdanken wir diese Reise. Ohne ihn würde ich mir an meinem neunzigsten Geburtstag eine Decke über den Kopf gezogen und gehofft haben, der Tag möge unauffällig vorbeigehen, damit der Tod nicht merkt, dass ich immer noch lebe. Aber Jeremy hat mich überredet, noch einmal richtig groß zu feiern.« Phyllis erhob ihr Glas und lächelte ihm strahlend zu. »Ich danke dir, Jeremy. Von ganzem Herzen. Deine Großzügigkeit ist beinahe beschämend, vor allem wennman bedenkt, dass wir nicht einmal mehr verheiratet sind. Kaum eine Frau erwartet von ihrem Exmann eine Aufmerksamkeit zum Geburtstag, und du übertriffst dich selbst mit diesem wundervollen Geschenk. Seitdem beschäftigt mich eine Frage: Was hätte ich von dir bekommen, wenn wir noch verheiratet wären?«
    »Eine Reise zum Mond«, sagte Jeremy und zwinkerte ihr zu.
    Phyllis drohte ihm mit dem Finger. »Ich weiß schon, ohne Rückfahrkarte. Lies deinen Spruch, wir haben Hunger.«
    Jeremy sah über den Rand seiner Brille hinweg und las: »Vom Weinen zum Lachen ist es ein angenehmer Schritt, mit dem aller Kummer vergessen wird.«
    James wandte sich seiner Tischnachbarin zu. »Diesmal weiß ich auch, von wem das ist. Und Sie?«
    »Goldoni, ›Diener zweier Herren‹«, kam es prompt.
    »Sie könnten im Fernsehen auftreten, in einer dieser Quizsendungen.«
    »Bin ich schon«, grinste Judy Kappel. Sie zeigte auf die eingefasste Goldmünze, die, an einer schweren Goldkette hängend, auf ihrem Dekolleté ruhte. »Vom Gewinn habe ich mir das hier gekauft«, flüsterte sie, während James die beinahe handtellergroße, sattgelb glänzende Medaille musterte. »Ich weiß, sie ist nicht besonders schön, aber es ist 999er Gold. Allein der Goldwert beträgt zweitausend Pfund. Es ist ein gutes Gefühl, etwas für schlechte Zeiten bei sich zu haben.«
    »Haben Sie keine Angst, bestohlen zu werden?«, fragte James und beugte sich näher zu Miss Kappel, um dem Kellner Platz zu machen, der die Champignoncremesuppe im Brotlaib servierte. »Nicht sehr«, sagte Judy Kappel undlächelte schelmisch. »Ich bin erstens nicht teuer genug gekleidet und zweitens nicht alt genug für diese Art von Klunker. An mir wirkt er wie billiger Modeschmuck.« James protestierte höflich, gab ihr aber im Stillen recht. Trägerinnen von solchem Echtschmuck waren in der Regel so wie Rosie: alte, reiche Matronen, die ihr Haar toupierten und ihr Geschmeide in eine auffallende, exklusive Garderobe einbetteten.
    Das Essen war ausgezeichnet, auch wenn James es lieber allein mit Sheila eingenommen hätte. Nach der Suppe gab es Lobster, Jakobsmuscheln und Kalamares. Judy Kappel erwies sich als amüsante Unterhalterin. Sheila und ihr Tischnachbar Charles Walther schienen sich ebenfalls glänzend zu verstehen und lachten viel. James schnappte ab und zu Gesprächsfetzen auf, sie unterhielten sich über gemeinsame Bekannte. Schließlich wurde das Dessert aufgetragen. Weihevolle Stille breitete sich aus, als das Licht gedimmt wurde und Cognac über die in Honig gebackenen Bananen gegossen wurde. Eine Schande, dachte James, als der Kellner ein Streichholz entzündete und der

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