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Null

Null

Titel: Null Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Fawer
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und verdrehte die Augen. «Er wollte lieber ‹Heiß oder kalt› spielen.»
    «Stellen Sie mich zu ihm durch.»
    Grimes legte zwei Schalter um, und Forsythe war weg. «Gern geschehen», sagte Grimes in sein jetzt abgeschaltetes Mikro. Na toll. Kein «Gut gemacht», kein schlichtes «Wie haben Sie das geschafft?». Bloß ein gebieterisches «Stellen Sie mich durch!». Als ob er irgendeine blöde Telefonistin wäre. Jimmy hatte null Ahnung, wie verdammt talentiert sein engster Mitarbeiter war. Er nahm es einfach als selbstverständlich hin. Als ob es das Leichteste der Welt wäre, sich in den Großrechner der NSA zu hacken und die Signale der A V-Ausrüstung abzuzweigen, die sie in der Wohnung der Zielperson versteckt hatten.
    Dann leck mich doch, Jimmy.
    Leck mich doch.
    Da er nichts anderes zu tun hatte, beschloss Grimes, sich das Ganze in seiner persönlichen Folge von
Versteckte Kamera
anzusehen. Dem GPS des Hubschraubers nach zu urteilen, würden Crowe und seine Jungs sich in ungefähr zehn Minuten auf das Dach der Zielperson abseilen. Solange Caine blieb, wo er war, gab es diesmal keine Möglichkeit zu entkommen. Und selbst wenn er es versuchte: Der Himmel war wolkenlos, was bedeutete, dass der KH-12 ihn ohne Probleme verfolgen konnte. Grimes hatte bereits vorgesorgt und den Spionagesatellitenin Position gebracht, nur für den Fall der Fälle.
    Er glaubte jedoch gar nicht, dass Caine fliehen würde. So ein Pech aber auch. Ihm war es lieber, wenn sie flohen. Aber Crowe zuzuschauen, wie er durch diese Tür platzte, würde auch Spaß machen. Mann, er beneidete David Caine jetzt nicht. Er beneidete ihn kein bisschen.
     
    Caine humpelte in die Küche, um etwas zum Schreiben zu holen. Er fand nur einen Briefumschlag, dessen Rückseite unbeschrieben war. In großen Buchstaben schrieb er seine Nachricht darauf und unterzeichnete. Die Nachricht war nur 21   Wörter lang, aber sie könnte alles ändern. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie von der richtigen Person gelesen wurde, war hoch – 87,3246   Prozent   –, aber sicher war es nicht.
    Caine hatte gelernt, dass niemals etwas hundertprozentig sicher war.
    Ihm blieben noch neun Minuten und siebzehn Sekunden. Er drehte mehrere Runden durch die Wohnung, bis er gefunden hatte, was er suchte. Er rückte seinen Stuhl zurecht, mit dem Gesicht zur Grünlilie, dann begann er zu reden. Als er fertig war, fing er wieder von vorn an, nur für den Fall. Nach dem dritten Durchgang brach er ab. Es bestand immer noch eine 8,735 5-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass sein Monolog nicht gehört worden war, aber ihn erneut zu wiederholen, war zu riskant.
    Er legte den Umschlag in seinen Schoß, mit der gerade beschriebenen Seite nach unten, und schloss die Augen. Er hatte alles getan, was er tun konnte. Ob es funktionierte oder nicht, lag nicht mehr in seiner Hand. Es fühlte sich merkwürdig an, die Kontrolle abzugeben. Obwohl er die ersten dreißig Jahre seines Lebens völlig schicksalsergebenverbracht hatte, fand er das ganze Vorhaben jetzt beängstigend.
    Am liebsten wäre er einfach abgehauen. Ihm blieben noch vier Minuten. Genug Zeit, um die Wohnung zu verlassen und unterzutauchen. Er wusste, dass er es schaffen konnte. Die Wahrscheinlichkeit, dass es ihm gelang, das Land zu verlassen und Forsythe für immer los zu sein, lag bei 93,4721   Prozent. Aber dann musste er Jasper im Stich lassen, und das konnte er nicht. Also saß er wie festgeklebt auf seinem Stuhl, mit zitternden Händen, mit pochendem Knie, mit klopfendem Herzen, und wartete ab.
    Wartete ab, ob sein großer Plan funktionieren würde.
    Oder ob er sterben würde.
     
    Beim zweiten Klingeln des Telefons war Nava hellwach. Dr.   Hanneman eilte durchs Zimmer und hob ab.
    «Hallo?   … Ja, einen Moment.» Er hielt Nava den Hörer hin, und sie riss ihn ihm aus der Hand.
    «Nava Vaner?», sagte ein Mann mit breitem russischem Akzent.
    «Wer ist dort?», fragte sie. Ihre Nackenhaare sträubten sich; auf einmal fiel ihr Chang-Suns Drohung wieder ein, dem SVR ihre Identität zu verraten. Aber selbst wenn er die russische Regierung informiert hatte, konnte er doch unmöglich wissen, wo sie sich gerade aufhielt – oder doch?
    «Mein Name ist Vitaly Nikolaev. Ich bin ein Freund von Mr.   Caine. Er hat mich gebeten, Sie anzurufen.»
    «Wo ist er?»
    «Das weiß ich nicht, aber er hat gesagt, Sie und ich sollten uns treffen.»
    «Woher weiß ich, dass Sie derjenige sind, der zu sein Sie vorgeben?»
    Aus dem Hörer kam ein

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