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Nullpunkt

Nullpunkt

Titel: Nullpunkt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lincoln Child
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wenigsten optimale Ergebnis stets das mit der größten Wahrscheinlichkeit ist.»
    «So groß wie ein Polarfuchs …», sagte Marshall. «Und es hat sieben Männer getötet.»
    Usuguk nickte. «Dieses
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ist noch viel mächtiger. Es wird nicht so einfach verschwinden wie das andere damals. Ihr könnt es nicht besiegen. Ihr könnt es nicht töten. Ihr könnt nur von hier weggehen. Es besteht immer noch die Möglichkeit, dass es euch gehen lässt.»
    «Aber wir können nicht von hier weg», sagte Marshall. «Wir sind zu viele für den Sno-Cat. Wir sitzen hier fest, der Sturm hält uns gefangen.»
    Der Tuniq sah ihn aus glänzenden Augen an. «Dann tut es mir sehr leid um euch.»

42
    «Ist das immer so ungemütlich?», fragte Penny Barbour zwischen zusammengebissenen Zähnen hindurch. «Die Fahrerei, meine ich?»
    «Ganz und gar nicht. Normalerweise sind die Trassen der Winterstraße glatt und von einer Schicht aus Eis bedeckt. Aber wir bahnen uns unseren eigenen Weg. Halten Sie sich einfach am Panikgriff fest.»
    «Panikgriff?»
    «Der Haltegriff am Holm über der Tür.»
    Penny griff nach oben und packte die horizontale Metallstange, dann sah sie Carradine an. Die Kabine des Sattelschlepperswar so riesig, dass der Mann buchstäblich außer Reichweite war. Seine Hände waren ununterbrochen in Bewegung – am Lenkrad, dem Schalthebel, den zahllosen Schaltern und Hebeln des Armaturenbretts. Penny war noch nie in einem Sattelschlepper mitgefahren und staunte darüber, wie hoch sie saß – und wie ungemütlich die Fahrt war.
    «Wir dürfen nicht schneller als fünfzig fahren», sagte der Trucker, der sein Kaugummi in eine Backe geschoben hatte. «Wir dürfen nicht riskieren, dass die Anhängerkupplung beschädigt wird. Wir müssen noch langsamer fahren, sobald wir den See erreicht haben, aber wenigstens ist es dann nicht mehr so rau.»
    Penny gefiel Carradines Kichern nicht. «Was für einen See?», fragte sie.
    «Wir müssen einen See überqueren auf dem Weg nach Arctic Village. Den Lost Hope Lake. Er ist zu breit, wir können ihn nicht umfahren. Aber das Wetter war kalt – es dürfte keine Probleme geben.»
    «Sie machen Witze, oder?»
    «Was glauben Sie, warum es Ice Road Trucking heißt? Auf der regulären Winterstraße führen achtzig Prozent der Strecke über Eis. Die Trassen zwischen den Seen machen lediglich zwanzig Prozent der Strecke aus.»
    Penny Barbour antwortete nicht.
Der Lost Hope Lake
, dachte sie.
Hoffentlich macht er seinem Namen nicht alle Ehre.
    «Ein Glück, dass wir diesen Wind haben», fuhr Carradine fort. «Er sorgt dafür, dass die Schneedecke nicht zu hoch wird, und das hilft mir, die ebenste Strecke über den Permafrost zu finden. Wir müssen sehr vorsichtig sein. Wir dürfen keine Reifenpanne riskieren, mit all den Leuten ohne Heizung im Wohnwagen.»
    Penny Barbour warf einen Blick in den Rückspiegel. Diestromlinienförmige silberne Silhouette des Anhängers war im Lichtschein der Rückleuchten gerade so zu erkennen. Fünfunddreißig Personen waren in diesem Anhänger. Sie versuchte sich vorzustellen, wie es bei ihnen aussah. Wahrscheinlich sagte kaum jemand ein Wort, und höchstens ein oder zwei Taschenlampen sorgten für Beleuchtung. Inzwischen war die Wärme verflogen, und es wurde kälter und kälter.
    Carradine hatte ihr gezeigt, wie sie den C B-Funk bedienen musste, um mit Fortnum im Anhänger zu sprechen. Sie nahm das Handgerät aus der Halterung, kontrollierte die Frequenz und drückte auf den Sprechknopf. «Fortnum? Können Sie mich hören?»
    Ein kurzes Knacken und Rauschen im Lautsprecher, dann antwortete die Stimme des Kameramannes. «Hier.»
    «Wie sieht es aus bei Ihnen dahinten?»
    «Bis jetzt ist alles okay.»
    «Ist es schon kalt?»
    «Noch nicht.»
    «Ich halte Sie auf dem Laufenden. Lassen Sie mich wissen, wenn Sie etwas brauchen.»
    «Mache ich.»
    Barbour wusste nicht genau, wie man ein Funkgespräch korrekt beendete, deswegen hängte sie das Handstück einfach zurück. Der letzte Teil der Unterhaltung hatte lediglich die Moral im Anhänger heben sollen – es gab natürlich überhaupt nichts, was sie hätte tun können, um den anderen im Anhänger zu helfen. Sie sah zu Carradine hinter dem Lenkrad. «Wie weit noch?»
    «Bis nach Arctic Village? Von Fear Base bis zum nördlichen Vorposten sind es dreihundertvierzig Kilometer. Der Vorposten ist unser Ziel.»
    Dreihundertvierzig Kilometer. Sie waren bereits seit fast einer Stunde unterwegs. Penny Barbour rechnete

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