Nullsummenspiel
taktischen Wert sollte eine derartige Mission haben?«
Bacco wusste, dass Tezrene diese Frage nicht beantworten konnte, ohne dem Typhon-Pakt zu schaden. Wenn Tezrene zugab, dass die Breen einen Prototyp mit Slipstream-Antrieb gebaut hatten, dann verriet sie ein Staatsgeheimnis. Wollte sie diese Information jedoch lieber nicht vorbringen, dann war es so gut wie unmöglich, eine plausible Anschuldigung gegen die Sternenflotte oder die Föderation vorzubringen. Die Tatsache, dass sowohl Bacco als auch Tezrene ganz genau wussten, was auf Salavat geschehen war, tat nichts zur Sache, denn bei diesem Spiel ging es nur um rhetorische Auseinandersetzungen – einen Kampf, um das Gesicht zu wahren und politisches Kapital anzusammeln, das man bei der nächsten Konfrontation wieder ausgeben konnte.
Tezrene entfernte sich von Baccos Schreibtisch.
»Sie und Ihre Föderation werden diese Arroganz noch büßen, Frau Präsidentin.«
»Das haben Sie schon öfter gesagt.«
»Kein Imperium hat ewig Bestand.«
Tezrene drehte sich um und marschierte durch die Tür, flankiert von den Agenten, die zusammen mit ihr das Büro verließen. Als sich die Tür schloss, wurde auf der anderen Seite des Raums eine andere Tür geöffnet und Esperanza Piñiero kam herein.
»Wie ist es gelaufen?«
Bacco zuckte mit den Achseln und sah ihre Stabschefin an. »Wie erwartet.«
»So schlimm?«
»Hätte schlimmer sein können. Wenn ich sie noch wütender gemacht hätte, hätte sie mich angegriffen. Dann hätten meine Agenten sie erschossen und Kant müsste der Presse erklären, wie sich ein diplomatischer Höflichkeitsbesuch in einen interstellaren Zwischenfall verwandeln konnte.«
»Sehen Sie es positiv, Frau Präsidentin. Zumindest sind wir nicht im Krieg.«
Bacco seufzte schwer und ließ sich auf ihren Stuhl fallen. »Doch, das sind wir. Das ist eine Wiederholung der gottverdammten Klingonenkrise des letzten Jahrhunderts, nur dass wir es diesmal mit sechs Gegnern und nicht nur mit einem zu tun haben.« Als sie das Grinsen auf Piñieros Gesicht bemerkte, erkundigte sie sich: »Was ist daran so witzig?«
»Eine sechsfache Steigerung der Feinde?«, meinte Piñiero. »Wenn das kein Fortschritt ist, Frau Präsidentin, dann weiß ich es auch nicht.«
Bashir betrat die Krankenstation von Deep Space 9 und fand sie genau so vor, wie er sie vor einigen Wochen verlassen hatte: makellos, ruhig und fast leer. Er hatte die Berichte seiner Mitarbeiter über die letzten Krankheitsfälle und die routinemäßigen Impfungen bereits während der Heimreise auf der
Aventine
gelesen. Zur Abwechslung warteten mal kein dringender Notfall und keine unangenehme Überraschung bei seiner Rückkehr auf ihn.
Das Licht im Hauptraum war gedimmt, und die Luft roch nach Desinfektionsmittel. Bashir schloss die Tür zu seinem Büro auf, ging hinein und setzte sich. Sein Computer fuhr automatisch hoch, und er sah sich die Liste der Nachrichten an, die sich in seiner Abwesenheit angesammelt hatten.
Ich werde Tage brauchen, um all das aufzuarbeiten. Wenn das so weitergeht, bin ich bald weniger ein Arzt, sondern eher ein glorifizierter medizinischer Berichterstatter
.
Als er durch das Bürofenster auf die Reihen leerer Biobetten hinaussah, hatte er wieder einmal das Gefühl, dass es keinen Grund mehr gab, hier zu sein.
Bashir stand auf und ging leisen Schrittes auf die Intensivstation. Er hielt inne und blickte durch den offen stehenden Eingang. Prynn Tenmei saß auf einem Stuhl neben dem Bett ihres Vaters. Sie hielt Vaughns Hand in ihrer Linken und in der Rechten ein Padd, von dem sie ihm vorlas. Selbst aus dieser Entfernung konnte Bashir sie dank seiner verbesserten Sinne verstehen.
»Auf dem Altar sah Wade die Überreste des Artefakts«, las Tenmei vor. »Es war zerbrochen, und seine Macht und seine Versprechungen waren von Männern geopfert worden, die sie nie verstanden, nie respektiert und nie weise genutzt hatten. In seinen Runen hatten sie nur die Geschichten ihrer eigenen Ambitionen, die Preisung ihres eigenen Ruhms gesehen.
Wade nahm einige Körnchen Juwelenstaub zwischen Daumen und Zeigefinger. ‚Es war unser Fehler‘, sagte er. ‚Unsere Magier und Priester haben das getan.‘ Er sah die Männer an, die er um die Welt, über tosendes Meer und verpestetes Land geführt hatte, nur um sie an diesen unheiligen Ort zu bringen, und ihm wurde vor Kummer ganz flau im Magen. ‚Es waren Menschen, die zuerst zugeschlagen haben‘, sagte er. ‚Menschen, die Feuer auf Scarden
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